philosophy, physics, mathematics, politics, metaphysics, science, ethics, astronomy, astrology, alchemy, poetry, aesthetics
SPHINXGLEICHE MUSEN
Die aber nicht liebgehabt Zevs
Denen ekelt an der Stimme
Der Geistergöttinnen, auf dem Pierion blasend
Auf der Erd, und durch das Meer, das ungemeßne.
Hölderlin: Segmente aus der ersten Pythischen Ode
Die Alchemie in Alexandrien
Es überrascht nicht, dass die ersten Alchemisten ebenso schlecht behandelt wurden wie die Heiden. Ihre Verfolgung begann, als diese Kunst noch ihren Mittelpunkt in Alexandrien hatte. Das Studium der Medizin und der Alchemie wurde in Gebäuden betrieben, die an das SERAPEION, den Tempel des Serapis, angrenzten.
Als THEOPHILUS, der Erzbischof von Alexandrien, die Zerstörung dieses Tempels befahl, stieß er auf Widerstand; aber ein persönlicher Befehl des Kaisers THEODOSIUS zwang die Gelehrten zum Nachgeben. Zusammen mit den andern Tempeln des Weltreiches ging das Serapeion in Flammen auf.
Die Bibliothek, die schon einmal unter Cäsar zerstört worden war, blieb erhalten, und die Studien wurden in dem Museum bis zur Ermordung der Philosophin HYPATIA (415) fortgesetzt. Ihr Tod bedeutet das Ende der heidnischen Wissenschaft in Ägypten.
Die verfolgten Philosophen suchten Zuflucht in ATHEN, wo damals der Neuplatoniker PROKLOS lehrte. Mit ihnen siedelte die alchemistische Wissenschaft nach Griechenland über. Im Jahre 525 befahl Justinian die Unterdrückung der alten Wissenschaft und Philosophie von Staats wegen. Die heidnische Kultur ging unter, aber die Alchemie lebte weiter, obwohl das Gesetz des Theodosius befohlen hatte, dass die alchemistischen Bücher in Gegenwart des Bischofs öffentlich verbrannt würden.
Neue Adepten setzten das Werk der Verfemten fort, machten ihre Lehre durch Übernahme einiger orthodoxer Elemente für die Kaiser annehmbar. So konnte STEPHANOS von Alexandrien seine „Neun Abhandlungen über die Chemie“ dem oströmischen Kaiser HERAKLIOS widmen (610-641). Als guter Kenner der Philosophie des PYTHAGORAS und des PLATON, zugleich aber auch als christlicher Mystiker, stellte er den Übergang von der alten Alchemie zu der eines neuen Europas dar.
Bild oben: Hermes von Johfra
Das M u s e i o n
Als Museion (griech.: Musensitz) nannte man allgemein jedes Musenheiligtum. Der Begriff wurde insbesondere für das im 3. Jh. v.u.Z. in Alexandreia von den Ptolemaiern gegründete und geförderte, unter den Schutz der Musen gestellte Forschungsinstitut verwendet, in dem neben philologischem auch astronomische, mathematische, botanische und zoologische Studien betrieben wurden. Berühmt war die umfangreiche Bibliothek.
In diesem (dem) Museion wirkten u.a. APOLLONIUS VON PERGE, AMMONIUS SAKKAS und sein Schüler PLOTIN, THEON von Alexandreia und dessen Tochter HYPATIA von Alexandreia.
Das Museion von Alexandreia fiel im 3. Jh. u.Z. der Zerstörung anheim.
..It is the Muses who have caused me to be honored;
they taught me their craft ... "
--- Sappho.
Literatur über HYPATIA:
***Peter O. Chotjewitz: Der Fall Hypatia. Hamburg, 2002
***Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums, Bd. 2, Seite 195 ff.
(1988) ISBN 3498012770
***Maria Dzielska: Hypatia of Alexandria, Cambridge: Harvard UP, 1995 ISBN
0674437764
***Richard Hoche: Hypatia, die Tochter Theons. Philol. XV (1860), 435 ff.
***Charles Kingsley: Hypatia. London 1853
***Arnulf Zitelmann: Hypatia (2004), Beltz & Gelberg; ISBN 3407786395 ein Jugendbuch in Romanform
***Annemarie Maeger: Hypatia - Die Dreigestaltige, Hamburg 1992, ISBN
3921174120
***Annemarie Maeger: Hypatia II, Hamburg 1995, ISBN 3929805073
***Annemarie Maeger: Amo(r) ergo sum - Ãœber die Macht der Liebe. Die Philosophie
der Hypatia und ihre Bedeutung, Hamburg 1995, ISBN 3929805030
***Fritz Mauthner: Hypatia : Roman aus dem Altertum. Stuttgart 1892
***W. A. Meyer: Hypatia von Alexandria, Heidelberg 1886
***Basileios A. Myrsilides: Biographie der hellenischen Philosophin Hypatia. Exzerpiert
aus ältesten christianischen historischen Quellen und der Überlieferung in
den Trümmern Klein-Asiens vor der Katastrophe und dem Gemetzel, (2002) ISBN
3929805278
***Mrs. Bertrand Russell: Hypatia Or Woman and Knowledge (1925) ISBN
0766171019 (Nachdruck 2003)
***Margaret Wertheim: Die Hosen des Pythagoras. Physik, Gott und die Frauen.
(2002) ISBN 349223710X
Maeger, Annemarie:
HYPATIA II, Philosophie, Kriterien zur Wahrheitsfindung. Schwerpunkt: analytische Geometrie als philosophischer Beweis.
In diesem Buch wird die Philosophie der Hypatia alias Dionysius Areopagita - und damit die christliche Philosophie - auf einen allgemeinen philosophischen "Prüfstand" erhoben und die Frage einer objektiven Wahrheitsfindung neu aufgerollt. These: Wenn eine Philosophie/Religion den Anspruch erhebt, göttliche Wahrheiten zu verkünden, dann müssen diese Wahrheiten auch in den Naturgesetzen, in der Sprache und besonders in der Algebra und Geometrie ihre Entsprechungen haben. 1995, € 13,5-
ISBN 3-929805-07-3
Maeger, Annemarie:
HYPATIA, die Dreigestaltige - Philosophin, "Kirchenvater", Heilige.
2. ergänzte und verbesserte Auflage Juli 1999 (1. Auflage 1992 Verlag Reuter +Klöckner vergriffen) mit neuesten Forschungsergebnissen. Was als Recherche zum Leben der alexandrinischen Gelehrten Hypatia (ca. 365-415 n. Chr.) begann, mündete in eine Odyssee der Mathematik, Religion und Philosophie der vergangenen zweitausend Jahre. Die größte Mathematikerin, Philosophin und Astronomin ihrer Zeit ist heute kaum noch jemandem ein Begriff, doch sehr viele Indizien deuten darauf hin, dass ein Teil ihrer verschollen geglaubten Werke unter dem Namen des umstrittenen "Kirchenvaters" Dionysius Areopagita veröffentlicht wurden (Hierachienlehre u.a.), und sie als "hl. (E)Katerina von Alexandrien" in die Kirchengeschichte einging.
248 Seiten, € 13,5-
ISBN 3-929805-24-3