Der unsichtbare Dritte, 2007, C-Print, 40 cm x 60 cm
Der unsichtbare Dritte
Obwohl schon unendlich viele Philosophen oder Fotokritiker uns angeraten haben, die Information eines Fotos nicht für bare Münze zu nehmen, fallen wir doch immer noch mehr oder minder willfährig auf den Schein herein. Fast so, als ob spontan emotionale und reflektiert kritische Wahrnehmung eine sich immer weiter öffnende Schere bilden, wobei nicht einmal die mentale Verneinung die optisch gläubige Faszination Lügen strafen kann. Künstler verfahren daher auch anders als Theoretiker, indem sie uns die Unmöglichkeit des optisch Medialen fallenstellend nahe legen. – Olaf Kramzik nutzt eine figürliche Leerstelle aus Hitchcocks “Der Unsichtbare Dritteâ€, um das Drama mit Plastikfiguren zu vervollständigen. Es dauert einen Moment, bis wir das Szenario aus dem legendären Film wiedererkennen. Und so wird in einer ironischen Wendung die optische Referenz auf Hitchcock zum “unsichtbaren Drittenâ€. Aber die Sache nimmt noch eine zweite Wendung. Während wir die von Hitchcock aufgebaute Spannung in dessen Film als einen gelungenen Griff tief in die Taschen unseres normalerweise sorgsam verborgenen Gefühlshaushalts genossen haben, sehen wir uns nunmehr mit der zeitgenössischen Inszenierung der Gefühle konfrontiert – und suchen deren fiktiven Kern vergebens als “unsichtbares Drittes†in der knappen Leere, die sich zwischen den beiden neuen artifiziellen Protagonisten auftut.
Prof. Dr. Ursula Panhans-Bühler
Bildkonstrukt und Künstlichkeit
Die Photoarbeiten von Olaf Kramzik bewegen sich ständig zwischen den Polen des Originals, der Kopie und der Fälschung. Egal ob schauspielernde Modelle, zentimetergroße Spielzeugfiguren oder einfache Reproduktionen aus Illustrierten – immer ist es eine Mischung aus Realität, Traum und Erinnerung, die seinen Bildern Nahrung gibt. Eine reale Welt mittels verschiedener Medien vortäuschen, als verbindliche Wahrheit zu betrachten, gewissermaßen als eine Erfahrung der Täuschbarkeit, ist sein hintergründiges Anliegen. Hierbei bedient er sich mal mehr und mal weniger strengen narrativen Strategien als auch der Schaffung von rein plakativen Scheinrealitäten in Form von Einzelbildern. Nicht der Realismus, die naturgetreue Wiedergabe der Umwelt, sondern die offensichtliche Künstlichkeit dient hier als Ausdrucks- und Stilmittel.Durch die Produktion von neuen photographischen Bildwelten, als auch durch die Reproduktion von schon Vorhandenem, erschafft Olaf Kramzik immer aufs neue eigene, bildimmanente Wirklichkeiten, die auf ironische Art und Weise Themen wie die Beziehung zwischen Mann und Frau oder aber bestimmte gesellschaftliche Verknüpfungen und Abhängigkeiten aufgreifen. Da seine verschiedenen Ausdrucksformen bisweilen an Filmbilder erinnern, verwundert es nicht, dass er sich immer häufiger zusätzlich des Mediums Video bedient. Auch hier ist sein Interesse zu erkennen, nicht realistische Abbilder der Wirklichkeit herzustellen, sondern vielmehr Bilder, die unsere Wirklichkeitswahrnehmung hinters Licht führen und uns irritieren.
Olaf Kramzik bei Kunstaspekte.de
untitled (with Charlotte Mumm), 2002, c-print, 40 cm x 60 cm
untitled (with Charlotte Mumm), 2002, c-print, 40 cm x 60 cm
untitled, 2000, photography on canvas, 16 pieces, 175 cm x 175 cm
untitled, 2002, c-prints, 4 pieces, a 40 cm x 40 cm
Let it snow, 2003, Schneekugeln, b/w-photograpy, 9 cm x 9 cm x 8 cm