About Me
Dieser Text hier htte eigentlich vor Stunden fertig sein mssen. Dann kam es aber so, dass es nicht reichte, nur aus dem Gedchtnis zu schreiben. Schlielich geht mit Musik auch sowieso alles besser - vor allem, klar, das Schreiben darber. Also, Arme ausgestreckt, CD eingelegt und das richtige Lied gesucht. Unser Erster Gemeinsamer Feind heisst es und es nimmt diesen drngelnden Grostadt-Beat, den ihr von Teenage Fanclub, oder meinetwegen den Strokes, kennen mgt und berzeugt sptestens, wenn das verzckt disharmonierende Gitarrensolo sich daran macht, noch toller zu sein, als die vielen Zeilen, Chre und Atempausen davor. Gute Musik muss verschwenderisch sein dachte ich, als ich das Stck zum ersten Mal hrte. Christoph Schneider hatte es mir in seiner Kche vorgespielt, nachdem er erzhlt hatte, dass es neben Clayton Farlow und Klee nun noch eine dritte Band gibt, bei der er Bass spielt. Zusammen mit Daniel von Subterfuge bildet er nmlich die rheinische Fraktion in der neuen Band von Berend Intelmann. Von dem hatte es bereits 2001 ein Soloalbum namens Frhes Frhstck gegeben (Schlagzeuger unter euch erinnern sich vielleicht an das Video zu Mutig Werden) bevor er als eine Hlfte des Berliner Duos Paula einer breiteren ffentlichkeit auffiel. Whrend Christoph seine etwas umstndliche Stereoanlage in Betrieb nahm, erzhlte er noch, dass Moses Schneider, nachdem er zuletzt mit den Beatsteaks und Tocotronic gearbeitet hatte, die Stcke aufgenommen habe. Zugeben muss ich aber doch, dass mir das alles erstmal egal war, als das Stck lief. Erst dieser trgerisch einfache Anfang, dann eine Idee nach der anderen: Verschwendung im besten Sinne. Gute Musik, also. Und, ja, das ist der Grund, weswegen dieser Text erst gerade fertig wird - es ist einfach zu leicht, in dieser Musik verloren zu gehen. Whrend ich hier sitze kriecht nur zgerlich ein Buchstabe nach dem anderen auf die weisse Flche. Immer wieder ist es all zu einfach, bei einem Lied hngen zu bleiben. Bei Bleib Nicht, Wie Du Bist, zum Beispiel, weil es auch so ein freundliches, harmoniegetrnktes Kampflied ohne Boshaftigkeit ist. Genau wie bei Gegen Diese Gegend wird von der Mglichkeit von Vernderung erzhlt. Als Hrer wird man bei der eigenen Melancholie abgeholt und so lange gedreht und gewendet, bis man die Mglichkeit erkennt, Vernderung von sich selbst ausgehen zu lassen. Es passiert tatschlich zu selten, dass Musik, so wie hier, ohne einen Hauch von gelogenem Optimismus hoffnungsvoll ist. Dazu passt es ganz hervorragend, wie hier das Prinzip Rockband mit einer Art zu Singen verbunden wird, bei der man unsicher sein kann, ob man ihre Verwandten eher bei den Singer-/Songwritern oder bei den Herbstelektronikern dieser Welt suchen sollte. Nun, ja, kein Wunder, dass dieser Text nicht fertig wird. Diese Suche sollte doch wohl eure Aufgabe sein, whrend hier nicht gedankenverloren Zuneigung formuliert sondern einfach Information vermittelt werden sollte. Davon gibt es doch auch genug. Schlielich hat Berend zusammen mit Julia Guther auch noch die Band Guther, die 2003 ein Album auf Morr Music verffentlichte. In Kooperation mit Thomas Morr haben die beiden neben dieser Band nun auch das Label Kleckenplatten gegrndet, auf dem das neue Album von Berend erscheinen wird. Klecken, so viel gleich dazu, ist vor allem ein wohlklingender Name fr ein Label und erst an zweiter Stelle das Dorf im Sden Hamburgs, in dem Berend aufgewachsen ist. Verdammt, ja, das htte alles so schnell gehen knnen. Einfach nicht die Musik anmachen, einfach hinschreiben, dass Berend von Paula jetzt eine richtige Band hat, inklusive prima Mitglieder und Mischer. Und, ja, tolles Album, irgendwie Pop, irgendwie auch Indie-Rock und gut. Einfach nicht nachdenken, einfach hinschreiben. Knntet ihr ja auch so machen. Aber, lasst euch gewarnt sein, so einfach ist das nicht mehr, wenn man einmal hingehrt hat. Wenn man pltzlich glaubt, subtile Querverweise auf fast vergessene Lieblingsbands an jeder Ecke zu hren. Wenn man mitten im Satz hngen bleibt, weil man absolut sicher ist, die Streicher, die man gerade hrt, bei den fnf Durchlufen vorher noch nicht da waren. Wenn man - ach, es ist wirklich zu spt schon, jetzt. Und die CD luft noch immer. Und whrend es ber all dem draussen langsam dunkel wird, wird immer klarer, dass das, was hier erzhlt werden msste, eigentlich ein Mrchen ist. Menschen, die sich aus Liebe zu Musik zusam-menfinden, um die Musik zu machen die sie lieben, und dann selbst ein Umfeld zu schaffen, in dem sie entsprechend liebevoll verffentlicht wird. Wenn das selbstverstndlich wre, wenn so in aller Leichtigkeit immer und immer wieder Klunst entstehen wrde, die den Alltag berwindet - wie schn wre das? Ich wei, das ist ein Traum. Ein Traum, der so alt ist wie Popmusik, wie Musik berhaupt. Und, auch klar, es wird immer ein Traum bleiben. Doch es wird immer wieder Alben wie dieses hier geben, die dafr sorgen, dass er weiter getrumt werden darf. (Jan Niklas Jansen)