Ganz objektiv betrachtet ist es so: Clayton Farlow sind eine Indie-Rock Band aus Köln und Bonn, deren Mitglieder bei den Popnauts, Soccer, Klee und der Berend Band spielten oder spielen. Nach einer EP auf Tumbleweed Records erscheint nun, vier Jahre später, ihr erstes Album. Es heisst »All The Way«.
Fernab aller Objektivität würde ich alles mögliche tun, um euch zu zwingen, es ebenso großartig zu finden wie ich. Ich würde euch gerne zwingen, diese Musik so zu hören, als hättet ihr seit Jahren auf dieses Album gewartet. Aber wie soll das gehen, wenn ich mir schon gar nicht mehr vorstellen kann, wie es wohl ist, diese Musik unvoreingenommen zu hören. Wie sie sich wohl anhört, wenn man Clayton Farlow nicht verfolgt, seit man die erste EP von Freunden zugesteckt bekam, mit denen man seither mit fast religiösem Eifer zu den viel zu selten stattfindenden Konzerten pilgerte. Wenn man nicht schon so oft viel zu nah an der Bühne gestanden hat, um genauer zu sehen, wie David, Christoph und Patrick in der Musik aufgehen, die sie in etwa so beherrschen, wie sie sie lieben. Oder eben andersherum, auch egal. Jedenfalls sitze ich eben hier und höre Ms. Anonymous mit dem selben Staunen wie vor einigen Monaten, als zum ersten Mal die Rede davon war, dass nun endlich bald das Debut dieser wundervollen Band erscheinen würde. Aber wie könnte ich aufhören zu staunen, bei einem Lied, das verschwenderisch genug mit Melodien umgeht, um Stephen Malkmus zu beschämen und eine Schönheit im grantigen Klang findet, für die sich Graham Coxon ganz schön Mühe geben muss. Und wie muss das erst sein, Crossroads zum ersten Mal zu hören und sich zu fragen, wie eine Gitarre und eine Stimme eine so stadienfüllende Atemlosigkeit erzeugen können?
Ach, verdammt, seht her, was diese Band aus mir macht: Einen dieser unangenehmen Typen, die Platten mit auf Deine Party bringen, um sie dann viel zu laut laufen lassen und zu allem Überfluss auch noch ständig zu irgendwelchen besten Stellen vor und zurück spulen. Aber was soll ich tun? Es ist mir völlig unmöglich, objektiv zu begründen, warum Clayton Farlow interessant oder wichtig sind. Sie sind mir ganz persönlich wichtig, weil ich sie ohne Übertreibung für eine der besten Bands überhaupt halte und weil sie mich träumen lassen, es könne auch hier Städte wie Olympia, Athens, Seattle oder San Francisco geben, in denen diese Art von Musik mit schöner Selbstverständlichkeit aus allen erdenklichen Proberäumen kommt. Für mich persönlich sind sie interessant, weil mich Lieder wie In The Real Life auf eine Weise berühren, die selten geworden ist, seit ich durch das Schreiben über Musik öfter genötigt bin, Wörter für Gefühle zu suchen. Ich persönlich kann ihnen nicht widerstehen, weil ich in jedem Ton alles, was zwischen Wedding Present und Neutral Milk Hotel gut und richtig ist zu hören glaube.
Und, nein, ich kann euch nicht zwingen, die selbe Begeisterung zu empfinden wie ich. Aber unabhängig von aller Schwärmerei bin ich sicher, dass hier für jeden eine eigene Begeisterung wartet wenn man »All The Way« mal an die einzig richtige Stelle räumt: Ganz oben auf den Stapel mit den Gitarren-Alben. Dahin, wo die Platten liegen, auf die man seit Jahren wartet oder die einem von Freunden mit leuchtenden Augen empfohlen wurden.
Jan Niklas Jansen, August 2005________________________________________________________ ___________Order merchandise (CDs, LPs, t-shirts, posters, buttons etc). through Sitzer Records
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