Myspace Layouts..
Es gibt viele Dinge, die ich lange schon mal machen wollte …. z.B. meine nächste Band motovun nennen! Und zwar seit dem Tag, als mein Bruder eine alte Ruine mit Blick auf das gleichnamige, mittelalterliche Städtchen in den Hügeln von Gruja Vrh gekauft hatte.Ich: „WIE heißt das da?“ Er: „motovun“ Ich: „motoWAS???“ Er: „MOTOVUN!“ Ich: „Geiler Bandname“ (der Klassiker!) … ich dachte dabei aber eher an eine zünftige Krachkapelle in Richtung motörhead-coverband.
Ja, und was ich auch immer schon mal machen wollte: nach vielen, vielen Jahren voll mit herrlich-höllischem Gitarrenlärm, wollte ich mal ganz einfache, traurig-schöne Lieder spielen.
Ich muss da ein bisschen ausholen: also, meine erste Musik-Kauf-Kassette war „20 Golden Country- & Western – Hits“ (Ferro-chrom!!! Soweit ich mich erinnere ein Geschenk von Onkel Walter zum 6.Geburtstag!). Mein absoluter Dauerbrenner zu der Zeit! (Na gut, ich geb..s zu, ich fand damals auch „la paloma blanca“ ziemlich ergreifend) Diese Cowboysongs voller Pathos, Leder und Männerschweiß: das war..s!
Irgendwann war das Tape total abgenudelt und etwas später dann auch verloren … ich kaufte mir das Doppelalbum von ELO „Out of the blue“ (das mit dem Raumschiff-Ausklapp-Cover), entdeckte den Pop, dann Metal, danach Punk, Noise, Indie, Elektronik usw.: die klassische Evolution! …. aber seit dieser seligen Kindheits-Phase zwischen altdeutschem Liedgut auf der Blockflöte, Mal Sondock..s Hitparade und meinem heißgeliebten Country-Tape vom Schaublorenz-Kassettenrekorder hab ich einen Hang zum Lagerfeuersong.
Und schließlich wollte ich Musik auch immer schon mal ganz für mich entstehen lassen. Der alte Mann und die Gitarre! Keine Songwriting-Kompromisse, kein Tontechniker oder Produzent. ICH an allen Instrumenten … so ein richtiger Musiker-Ego-Befreiungsschlag!
Also hab ich mir zuhause in Münster ein kleines Tonstudio eingerichtet und endlich losgelegt. Die ersten Songs kamen zu mir … und dann kam auch Marc!
Wir spielen und singen sonst zusammen bei nuts4guts - allerdings eher im grenzverzerrten Vollgasbereich. Dabei steht Marc eigentlich sogar noch mehr als ich auf diesen akustischen Sound. Und ich wollte ihm meine neuen Songs ja nur mal eben vorspielen, ihm vielleicht mal ..nen kleinen Gastpart zuweisen und dann: schwupps hatte er seine Westerngitarre und ich mein Banjo auf dem Schoß und die Ideen sprudelten nur so. Er ist meine perfekte Ergänzung, mein musikalischer Gegenspieler, der letzte lebende große Romantiker mit Hang zum verträumten Schönklang … kurz, er bringt das rein, was mir eher fehlt.
Nachts, nach den Aufnahmen, wenn Marc wieder zuhause in Osnabrück war, konnte ich..s mir dann aber nicht verkneifen, doch noch ein paar Beats unter die neuen Songs drunter zu schwurbeln, hier ..nen Gitarrenrückwärtsfeedback und dort noch eine dritte Gesangsstimme: Marc, der Folkpurist, war ja schon im Bett, konnte also kein Veto mehr gegen den elektronischen Teufelskram einlegen.
Und dann ist dabei letztendlich diese Musik entstanden, die ich selber nicht wirklich gut kategorisieren kann, so eine Art Country-Beat-Songwriter-Indie-Folk, dabei immer und jederzeit POP. Eben! Genau! motovun!
Marc:
Wer hätte auch schon gedacht, dass man erst bei einer ehemaligen Crossover-Kapelle einsteigen muss, bei der man dann gezwungen wird, deutsche Texte zu schreiben, um völlig unverhofft so etwas wie die für die persönlichen Vorlieben ideale musikalische Situation zu finden.
Zwei Kerle im Keller, umgeben von Saiteninstrumenten, inspiriert von gemeinsamen Vorlieben, wie z.B. genau dieser gemeinsamen Leidenschaft für den amerikanischen Lagerfeuerklang, Ruhe, eine lockere Atmosphäre, die feste Absicht, in erster Linie Musik zu machen, die einem selbst gefällt. Und so wurde eben aus einer Session eine lange Reihen von solchen, die ihr Ende noch lange nicht gefunden hat.
Völlig fälschlicherweise habe ich bei einem Solo-Auftritt mal behauptet, ich säße meistens mit einem Freund im Keller und schriebe deprimierende Lieder. Das stimmt nicht! Sie sind alles andere als das. Hoffnungsvoll eher, mal direkt, mal poetisch, aber alltagstauglich im besten Sinne … naja, sofern man das als angeblich letzter lebender Romantiker behaupten kann.
Früher habe ich auch gedacht, man müsse sich schlecht fühlen, um gute Lieder zu schreiben. Stimmt aber auch nicht!
Alles, was man dafür braucht ist das Fragment einer Idee, die richtige Umgebung und ein wenig gegenseitige Inspiration. Und auch wenn ich selber nicht immer all das dazumischen würde, was mein experimentierfreudiger Freund aus dem Keller sich so zusammensucht – so halten sich eben Reduktion und Experimentierfreude die Waage. Und auch das ist eben – motovun!