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Mehr Thomas als Mann „Nach dem Goldrausch“: das zweite tolle Album der Hamburger Band Fotos
Von Kai Müller
Sie fühlen sich hintergangen. Dabei hat es die Hamburger Band Fotos noch ziemlich gut getroffen. Der Durchbruch in die erste Liga gelang ihr mit einem einzigen Album. Nun jammert sie: „Nach dem Goldrausch / Bin ich da / Wo ich vor dem Goldrausch war.“ Thomas Hessler singt es ohne Bedauern und gibt damit einer Generation von Zuspätgekommenen die Parole für ihre Weltverzagtheit in die Hand. Da hat man sich nun ausgetobt, hat die Wonnen eines bohemistisch verklärten Nachtlebens genossen, und übrig geblieben ist nur dies: „Ich geh schlafen in ein Bett aus Eis / Mit dem Wissen, dass ich gar nichts weiß / Mit dem Wissen, dass ich nichts kann / Ich bin ein Thomas und kein Thomas Mann.“
Ein schwerer Schlag. Man hätte ihn dem 24-jährigen Hessler gern erspart, so bitter klingt in diesem Moment die Selbsterkenntnis. Andererseits verweht das Lamento zumindest nicht im Luftzug einer Ballade: Das Schlagzeug verspritzt gleißende Beckenblitze, im Hintergrund rutscht eine E-Gitarre durch drei Akkorde, man hört Disco-Chöre, und Synthie- Schleier rauschen durchs Bild. Alles ist da auf dieser zweiten großartigen Fotos- Platte, die „Nach dem Goldrausch“ heißt. Dass etwas zu Ende geht, bevor es richtig angefangen hat, ist eine weit verbreitete Stimmungslage. Besonders hart trifft sie Indie-Boys wie Hessler, Deniz Erarslan, Friedrich Weiss und Benedikt Schnermann, die im Windkanal des gegenwärtigen Rock-Hypes stehen.
Trotz ihres Gespürs für dramatische Arrangements, geschwungene Melodien und treibende Beats kommen auf Fotos schwere Zeiten zu. Die EMI-Tochter Labels, bei der sie unter Vertrag sind, stellt praktisch nur noch eine Telefonnummer dar, nachdem die Berliner Dependance aufgegeben wurde und in der Kölner Zentrale aufgegangen ist. Die Misere in der Musikindustrie wäre also Grund genug für die Katerstimmung. Aber das ist nicht alles. Fotos – zwei E-Gitarren, Bass und Schlagzeug – sind vermutlich die beste Band, die es hierzulande seit Jahren gegeben hat, aber die erste, die allen erst mal wieder beweisen muss, wie gut sie ist. Für Sänger und Songschreiber Thomas Hessler und seine Kompagnons gelten nämlich die Vorschusslorbeeren nicht, die über Juli, Silbermond oder Virginia Jetzt! ausgekippt wurden.
Was sollte man auch von einer Viererbande halten, die 2006 wie aus dem Nichts mit einem makellosen Britpop- Debüt auftauchte und sich erst im Jahr davor „zufällig“ zusammengetan hatte? Auch später nährte ihr Powerpop leichte Zweifel. Gab sich Hessler nicht eine Spur zu arrogant dafür, dass er den Schmerzensmann mimte? Und wohin sollte die mitreißende Anverwandlung des britischen Neo-Wave-Sounds führen? Was Fotos zur einzigen deutschen Rockband machte, die es mit internationalen Indie- Standards aufzunehmen vermochte, konnte auch zur Sackgasse werden.
Dazu ist es nicht gekommen. „Serenaden“ erinnert noch am ehesten an das bestürmende Riff-Gedonner des Debüts. „Ich will mit dir zurück an den Anfang“, heißt es. Aber dieser Wunschtraum geht ebenso wenig in Erfüllung, wie es wünschenswert wäre, wenn der Neuanfang tatsächlich gelänge. Über das Erreichte hinauswachsen, ist die einzige Alternative. Sie zeigt, wie groß eine Band wirklich ist. Und Fotos sind in der Tat bemerkenswert. Songs wie „Das ist nicht, was ich will“ werfen sich mit Macht gegen erstarrte Alltagsillusionen, Fotos bejubelt das Tabula rasa gescheiterter Beziehungen, und „Ein Versprechen“, mit dem sie ihrer französischen Lieblingsband Phoenix huldigen, lebt vom Glücksgefühl einer Umarmung. Dafür, dass Fotos im Studio zunächst nicht wussten, was sie mit sich anfangen sollten, ist „Nach dem Goldrausch“ ein enorm zielsicheres, leichtfüßiges Album geworden. Das ungeduldige Gezerre der Gitarren ist zurückgedrängt worden zugunsten zahmerer elektronischer Effekte. Aber der Impuls, sich mit dem, was man hat, nicht zufriedenzugeben, glüht fort. Könnte ja alles nur geschenkt sein. Auch ist nicht anzunehmen, dass am Ende ein Raumschiff erscheint, um „die Auserwählten“ von hier abzuholen, wie es Neil Young in seinem legendär verstimmten Abgesang auf den Goldrausch der Siebziger geträumt hatte.
Vielleicht ist die größte Leistung der Fotos, nicht melancholisch zu werden. Sie gehen weder den Weg von Tocotronic, die zur Kapitulation raten, noch schließen sie sich den Türen an, die das Fleißmantra der digitalen Boheme anstimmen („Pause machen geht nicht“). Ob der Aussicht, immer „fetter, fauler, gieriger und gleicher“ zu werden, verlegen sie sich auf den Appell: „Hör endlich auf, nur zu funktionieren.“ Bleib frisch.
Fotos spielen am 2. April im Berliner Postbahnhof.
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 29.03.2008)
fotos get together in Hamburg in August 2005 and things start to move pretty fast. 5 months after their formation they record their first album and as soon as their recordings circulate among the German music scene they quickly raise heads and eyebrows. Every record company worth speaking of court the band and in May 2006 fotos sign on the dotted line with Labels/EMI.
About this time at the Immergut Festival Kevin Drew of Broken Social Scene happens to see what is only the band’s 10th concert ever. During BSS’s headlining show he warmly recommends fotos to a surprised audience. “I don’t understand a word of German, but I absolutely felt the energy of this band.â€
When you hear the voice of 23-year-old Tom Hessler, the band’s singer, guitarist and songwriter, you get Drew’s point immediately. Somewhere in between singing and shouting he makes clear that he won’t wait for people to listen to him. He makes them listen.
In this plan he is united with his three co-conspirators Deniz (git), Beppo (dr), and Frieder (bass). Using the basic instruments of a rock band, together they carve out a jagged, noisy framework for Hessler’s electronica-inspired songs without ever giving in to rock clichés.
Since the release of their first, self-titled album in September 2006 fotos have played over 150 shows and eaten up over 30.000 km of road on tour. They have gained a reputation for being one of Germanys top live acts and have gathered a large fan base including France’s pop heroes Phoenix who secured their services as opening act for the German part of their tour.
In February 2007 fotos played their first two concerts outside of German-speaking territories in Paris. Due to the success of these shows, the band will return to Paris in January 2008 and have added shows in London and Deurne/Netherlands. These shows will see the live premiere of songs from the bands upcoming second album, due to be released in spring 2008.