Offizielles Info - Yelq (Nois-O-Lution, 2008)
Die Bedeutung des armenischen Wortes „Yelq“ ist in etwa mit Umbruch oder auch Neuanfang zu übersetzen, was als Albumtitel überrascht, denn Emirsian - das Soloprojekt von Aren Emirze - startete doch erst vor 1 ½ Jahren. Jetzt schon ein Umbruch, ein Neuanfang?
Mit seinem Debut überraschte Aren vor allem seine alten Fans, aber auch Medien und uns als Label.
Denn nach fast 15 Jahren Noiselastiger Rockmusik u.a. mit seiner Band Harmful, brach er nun aus dem gewohnten Bandkontext aus.
Begeisterte Medien feierten das Werk und überraschenderweise auch die „harte“ Rock-Presse schmiss mit Lob und Punkten um sich, vergab „Alben des Monats“ und griff zu Superlativen. Dabei glänzte das Album durch leise, zerbrechliche Songs und eine eher beklemmende Stimmung.
Die Aufnahmen zu „A Gentle Kind Of Disaster“ waren geprägt von dem Tod seines Vaters. Eine Musik-Kassette, die im Nachlass gefunden wurde, gab den musikalischen Anstoß zu Emirsian, beeinflusste den Geist dieses Album und lieferte sogar zwei Songs, die aus der Feder des Vaters stammten. Diese extrem persönliche „Zusammenarbeit“ fand seinen Höhepunkt in einem Duett, in dem Aren die Stimme seines Vaters im Studio zu letzten Ehren brachte.
„Yelq“ steht in direkter Verbindung zum Vorgänger Album und dennoch ist es ein Neuanfang. Das einleitende „Komitas“ stellt mit seinem armenischen Text die Brücke dar. In „Failure Tales“ erklingen Percussions, die aus besagter Kassette des Vaters gesampelt und geloopt wurden - eine weitere Verbindung zum Vorgänger und gleichzeitig eine Neuerung, die es auf dem Debut nicht gab. Vor allem ist es aber die Grundstimmung, die sich geändert hat, die optimistischer scheint, auch wenn es übertrieben wäre, zu sagen, dass „Yelq“ nun ein fröhliches Pop-Album geworden ist.
„Yelq“ verströmt weiterhin dieses eigentümlich melancholische Gefühl. Es ist ebenso ein intimes und sehr persönliches Werk geworden, und dennoch ist es Aren Emirze gelungen, Licht herein zulassen. Die dunklen Töne sind gewichen und sparsam malt er mit einer Palette Pastellfarben. Die Vorzeichen sind es, die den Unterschied beider Alben verdeutlichen, denn stand der Erstling unter einem dunklen Stern, ist es nun die bevorstehende Geburt seiner ersten Tochter, die sicherlich nicht ohne Einfluss ist. „Radio On“ oder auch „Catalogue Of Dears“ sind fast fröhlich beschwingte Songs. „Surprise, Surprise“ scheint dem Titel gerecht eine Überraschung, die deutlich die Entwicklung auf diesem Album zeigen
Man spürt, Emirsian ist mehr als nur ein musikalischer Ausbruch, mehr als ein Versuch, sich anders zu präsentieren. Es ist ein intimes, privates Album. So möchte Aren auch weiterhin auf seine Herkunft hinweisen, weist in Interviews unermüdlich auf das Schicksal seines Volkes hin, nutzt die armenische Sprache seiner Eltern, wie in „Ach Baber“ (übrigens ein Song aus der Feder seines Vaters) oder fernöstliche Instrumente. Konsequenterweise ist also der Albumtitel Armenisch.
Doch „Yelq“ steht auch als Begriff für Exodus, der im Alten Testament den Auszug der Israelis aus Ägypten überschreibt. Und so kann dieses Album auch als Aufbruch in eine neue Phase, musikalisch und auch persönlich, gesehen werden. Ein optimistisches Album, das mit vielem aus der Vergangenheit bricht, aber doch gleichzeitig eine Rückbesinnung ist. Ein Album, das internationale Qualitäten besitzt und die Resonanz des Vorgängers im benachbarten Ausland sicher erweitern kann. Ein Album, das sich Zeit lässt, fern ab von Trend und Zeitgeist, aber dennoch Zeitgemäß.