Hallo, ich bin der Palast der Republik und war im Herzen Berlins auf der Museumsinsel zuhause - ganz in der Nähe meines großen Bruders, dem Fernsehturm.
Meine Geburt wurde 1973 vom Ministerrat der DDR beschlossen und ich sollte auf dem ehemaligen Gelände des Berliner Stadtschlosses - welches der nette Herr mit dem spitzen Bart 1950 so nebenbei mal wegsprengen lies - das Licht der Welt erblicken. Bereits am 23. April 1976 fand meine feierliche Eröffnung statt, und zwei Tage später durfte mich auch das Volk der DDR von innen bestaunen. Ich war ein richtiger Prunkbau. Schon mein Foyer mit dem wunderschönen gläsernen Baum war so hell erleuchtet, dass es mir den Spitznamen "Erichs Lampenladen" bescherte. Der Erich und seine Genossen nutzten meinen Plenarsaal für ihre Tagungen und haben hier auch wilde Partys mit jungen FDJlerinnen gefeiert. Ich hatte aber auch andere kulturelle Einrichtungen zu bieten. Viele namhafte Künstler aus dem In- und Ausland sind im großen Saal aufgetreten. Bilder bedeutender Maler waren in mir zu bewundern. Einer meiner Höhepunkte war 1983 der Auftritt von Udo Lindenberg mit seinem "Sonderzug nach Pankow". Mit vier Bars und drei Restaurants wurde für das leibliche Wohl meiner Besucher gesorgt. Sogar eine Post, med. Betreuung, Zeitschriften-, Bücher- und Souvenirläden gab es in mir. Kurzum: Ich war der Stolz der Berliner. Dann kam die Wende. Noch vor der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten beschloss die Volkskammer im September 1990 meine Schließung wegen der Asbestbelastung.
Das war eine schlimme Zeit. Nächtelang diskutierte ich mit meinem großen Bruder - dem Fernsehturm - was wohl die Zukunft bringen wird, und wie es mit uns weitergehen soll. Manch Träne floss damals in die Spree. Dann ging alles sehr schnell. Bis 1995 wurde debattiert, ob ich saniert oder abgerissen werden sollte. Jetzt wollte man plötzlich das Stadtschloss wieder aufbauen, und ich sollte weichen. Als ob der Gedanke an den Abriss nicht schon beängstigend und niederschmetternd genug war, baute man sogar eine Schloss-Attrappe neben mir auf. Dann kam noch mal ein kleiner Lichtblick. Es wurde mit der Asbestbeseitigung begonnen. Doch Kritiker ahnten nichts Gutes dabei und sollten später auch Recht behalten. Viele Demos und auch der Protest von Herrn Gysi halfen nicht.
2004 hatte ich noch mal einen glänzenden Abend, als die Westberliner Gruppe Einstürzende Neubauten ein Konzert in mir veranstaltete. Bei dem Lied „Haus der Lüge“ wurde ich wieder sehr traurig. Sollte es das jetzt gewesen sein????? Ein Jahr später war meine Hinrichtung beschlossene Sache. Im Frühjahr 2006 begann mein Abriss. Diesmal waren es die Tränen meines großen Bruders, die Nacht für Nacht in die Spree flossen, still und heimlich, vom Lärm der Baumaschinen übertönt, die sich schmerzhaft in mein Innerstes fressen, bis zum heutigen Tag..... Doch bald wird es ganz leise.....Dann sucht der Turm auf einer grünen Wiese vergeblich nach mir. Möge ihn ein glücklicheres Schicksal ereilen. Ich bin jetzt in einer besseren Welt und möchte mit dieser Seite allen Menschen, die mich besuchten, die sich unter meinem gläsernen Baum trafen, die auf meinen Festen und Veranstaltungen waren und sich in meinen Bars und Restaurants aufhielten, in ewiger Erinnerung bleiben. Für Verbesserungsvorschläge auf meiner Seite bin ich euch jederzeit dankbar. EUER PALAST
Udo Lindenberg - Sonderzug nach Pankow - 25. Oktober 1983 - Palast der Republik
Einstürzende Neubauten - Haus der Lüge - 04. November 2004 - Palast der Republik
Sterbliche Ãœberreste - fotografiert am 28.03.2008 von ~anika~