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Unter Ost-Berlin versteht man das Gebiet des sowjetischen Sektors in Berlin, nachdem die Stadt durch die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs mit der Erklärung von Jalta 1945 in vier Sektoren eingeteilt worden war. Er dient zur Abgrenzung dieses Stadtgebiets gegenüber dem amerikanischen, französischen und britischen Sektor, die gemeinsam als West-Berlin bezeichnet werden.
Für das gesamte Stadtgebiet Berlins wurde im Mai 1945 eine Regierung mit der Bezeichnung Magistrat von Groß-Berlin eingesetzt (Magistrat Werner). Das östliche Gebiet wurde offiziell als sowjetischer Sektor von Groß-Berlin bezeichnet. Nachdem im Oktober 1948 die gemeinsame Verwaltung zerbrach und im Ostsektor eine separate Stadtregierung gebildet wurde, behielt diese die Bezeichnung Magistrat von Groß-Berlin weiter bei, manchmal mit dem Zusatz „Demokratischer Sektor.“ Mit der Verfassung der DDR von 1949 wurde trotz der bereits vollzogenen Teilung der Stadt ganz Berlin zur Hauptstadt Deutschlands erklärt. Da sie jedoch aufgrund des Viermächtestatus nicht in den Westsektoren Gültigkeit erlangte, wurde Ost-Berlin de facto zur Hauptstadt der DDR. Die Regierung und zentralen Verwaltungsbehörden der DDR nahmen dort ihren Sitz. Anfang 1977 legte die Ost-Berliner Verwaltung den Namen Groß-Berlin ab und nannte sich fortan Magistrat von Berlin, Hauptstadt der DDR. Im Jahr 1990 firmierte sie nur noch als Magistrat von Berlin.
Bei amtlichen Veröffentlichungen der DDR wechselte die Sprachregelung häufiger. Das Statistische Jahrbuch der DDR etwa bezeichnet Ost-Berlin bis 1955 als Groß-Berlin, Demokratischer Sektor, bis 1957 als Berlin, demokratischer Sektor, bis 1961 als Demokratisches Berlin und anschließend als Hauptstadt Berlin. Auch die Bezeichnung Berlin, Hauptstadt der DDR kam schon frühzeitig in Gebrauch. Im Alltag und im Kartenmaterial der DDR war häufig nur von Berlin die Rede, während man die Westsektoren als Westberlin (ohne Bindestrich) bezeichnete.
In West-Berlin und der Bundesrepublik lautete die offizielle Bezeichnung Berlin (Ost). Umgangssprachlich wurden Sowjetsektor, Ostsektor und Ostberlin (ohne Bindestrich) benutzt. 1960 empfahl eine Kommission des Senats von Berlin die Bezeichnung Ost-Berlin für den nichtamtlichen Gebrauch, die auch später vom westdeutschen Duden übernommen wurde. Diese Bezeichnung hat sich heute in wissenschaftlichen Veröffentlichungen durchgesetzt. In Literaturlisten ist als Verlagsort Berlin (DDR) gebräuchlich.
Während Ost-Berlin von der DDR-Führung als eigenständige und vollständige Stadt behandelt wurde, erkannte die Bundesregierung weder die DDR als souveränen Staat noch Ost-Berlin als dessen Teil oder gar Hauptstadt an. Denn sowohl die Bestimmung Berlins zur Hauptstadt der DDR wie auch die Stationierung nichtalliierter DDR-Truppen auf Berliner Gebiet verstießen gegen alliiertes Recht, insbesondere gegen die Erklärung von Jalta. Nach dem Viermächteabkommen hätte kein Teil Berlins jemals Bestandteil der alten Bundesrepublik oder der DDR sein dürfen, die faktische Realität sah jedoch anders aus, insbesondere, nachdem durch Inkrafttreten des Grundlagenvertrags 1973 eine Entspannung der Situation eintrat.
Die amerikanischen, britischen und französischen Sektoren wurden allgemein als Berlin (West) oder West-Berlin bezeichnet. Der Westteil der Stadt hieß in der DDR offiziell „Westberlin“, was auch umgangssprachlich allgemein verbreitete Verwendung fand. Nach Bildung der Bundesrepublik Deutschland 1949 wurde Berlin (West) (so die von da an offizielle Bezeichnung) von der Bundesrepublik als eigenes Bundesland betrachtet (mit eingeschränkter Souveränität durch den Alliiertenvorbehalt), während West-Berlin ab 1949 von der Deutschen Demokratischen Republik als Selbständige politische Einheit Westberlin bezeichnet wurde.
Mit der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten 1990 wurden auch die beiden Stadtgebiete wieder vereinigt und bilden gemeinsam das Bundesland Berlin.
Ost-Berlin war 403 km² groß und zuletzt in 11 Stadtbezirke unterteilt, ihre Gegenstücke in West-Berlin hießen nur Bezirke, ohne die Vorsilbe Stadt. Seit der Wiedervereinigung wird in Gesamtberlin einheitlich nur noch die Bezeichnung Bezirk verwendet.
Der Mittelpunkt Ost-Berlins war der Alexanderplatz nordöstlich des gleichnamigen Bahnhofs und der 365 m hohe Fernsehturm südwestlich davon. In der näheren Umgebung befanden sich einige der bekanntesten Geschäfte, Restaurants und Hotels des Landes. Auf dem noch heute von der sozialistischen Bauweise stark beeinflussten Platz befindet sich noch immer die Weltzeituhr. Ost-Berlin war auch das alleinige politische Zentrum der sowjetischen Besatzungsmacht und der DDR. Hier befand sich der Palast der Republik, in dem sich mehrere Cafés, Restaurants und Bars, der Sitzungssaal der Volkskammer sowie der Große Saal befanden, der für Veranstaltungen und Fernsehübertragungen genutzt wurde. Im zentralistischen Staatsaufbau der DDR hatte Berlin als Hauptstadt ganz besonders herausgehobene Bedeutung als Sitz aller wichtigen staatlichen und politischen Institutionen. Das Brandenburger Tor markierte die Grenze zwischen Ost-Berlin und West-Berlin und damit die Grenze zwischen den Staaten des Warschauer Paktes und der NATO. Es war bis zur Wiedervereinigung Deutschlands Symbol des Kalten Krieges und erhielt nach 1990 die Symbolik der Wiedervereinigung Deutschlands und Europas. Treffend bemerkte der spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker zu Zeiten des Kalten Krieges hierzu: „Solange das Brandenburger Tor geschlossen ist, ist die Deutsche Frage offen“. Seit der Wiedervereinigung befindet sich das Zentrum der wiedervereinigten Stadt zwar auch auf dem Gebiet des ehemaligen Ost-Berlin. Doch hat der Alexanderplatz als Geschäftszentrum sehr stark an Bedeutung verloren. Dies ist vor allem auf das Erstarken der Gegend um die Friedrichstraße und Unter den Linden als Hauptgeschäftszentrum zurückzuführen, die sich während der Teilung in unmittelbarer Nähe zur Mauer befand.