Chanson Moderne ist Zukunftsmusik im Hier und Jetzt. On the one, zu zweit und für alle. Mit deutschen Texten, franco-suissem Charme, anglophilen Samples und deepen Beats. Heiß und innig, sinnlich und sinnig, cool und charmant. Infiltriert von Erykah Badu und Edith Piaf, durchsetzt mit Ursula Rucker und allem, was kleine Clubs und große Häuser rockt. Ohne Plattitüden aber zum Mitsingen, eher zum Nachdenken als Nachahmen. Seit einem guten Jahr erkunden Carolyn DeBérn ( www.debern.de ) und der Produzent Oliver Fischer, der auch mit 'Spherical' ( www.spherical.de ) von sich Hören macht, die Schnittmenge aus doppelbödigen Chansons, schöner Stimme und bestialischen Beats. Ich will Geschichten erzählen, strahlt die singende Songwriterin und Schauspielerin aus der Schweiz, die mit Mann und zwei Töchtern in Hamburg lebt. Diese Lieder sind Dialoge, sie wollen erreichen und berühren. Meine Stimme will Augenkontakt. Das spürt und merkt man, von der Gänsehaut bis in die Poren. Spätestens bald möchte man seine Nylons aus der Zweiraumwohnung werfen, so inspiriert, intensiv und international klingt diese ganz neue deutsche Welle im praktischen Zweierpack von Chanson Moderne.
'Have you ever waken to hear sounds like these?' fragt ein anonymer Ansager über das Hip Hop-Instrumental von 'Ausgesehn'. Bevor man antworten kann, beginnt diese eindringlich ausdrucksstarke Stimme der DeBérn zu singen. Mein Name, fällt Dir unheimlich schwer. Deine Hände sprechen nicht mehr reimt sie orakelnd, angestachelt und eingehüllt von 'The new to the old-Scratches'. Sofort ist klar, wie aufregend anders diese Musik klingt, wie dezent und doch direkt sie in den Kopf und die Knie geht. Wenig später, wenn sich das bittersüße 'Jemand' am Ende doch ins vermeintliche Gegenteil wandelt, wenn einem das 'Wasser' bis zum Halse steht, wenn man sich selbst in 'Du' spiegelt und 'Nimm mir die Zeit' als Mantra angenommen hat, will man nur noch Chanson Moderne hören. So tief die Texte auch treffen, die Geschichten zu diesen Texten sind, wie Geschichten eben so sind: Manchmal sehr intim, sogar hautnah, oft in der Fremde erfunden. Spaß auf der Bühne zu haben bedeutet für mich auch, keine Angst davor zu haben, Fehler zu machen, meint Carolyn DeBérn. Natürlich bin ich reich an Erfahrungen, wie man so schön sagt, und ich erzähle nur zu gerne Anekdoten von meiner hundertdrei Jahre alten Oma und meinen absurden Erlebnissen beim Paragliding immerhin bin ich auch Schauspielerin. Aber nur von mir zu erzählen würde mich langweilen. Folglich findet sich im Repertoire der modernen Chansonette der eine oder andere Klassiker, den sie bei Bedarf auch mal nur zum Klavier vorträgt. Angenehm auffallend außerdem das schwyzerdütsche Hemmige von Mani Matter, einer jung gestorbenen Legende der eidgenössischen Musikszene.
Dass sich die erdichteten und erlebten Episoden der Carolyn DeBérn so stimmig zu den Beatbasteleien von Oliver Fischer finden, liegt nicht nur am instinktiven Verständnis, sondern vor allem an der andauernden gemeinsamen Arbeit. Ich habe über die Jahre so einiges an Stücken in meinem mentalen Rucksack gesammelt, gesteht Carolyn DeBérn. Wenn ich dann die richtige Musik dazu höre, passieren die Songs auf einmal ganz schnell. Ich höre etwas, denke das passt! und im nächsten Moment haben wir den Track aufgenommen. Dass sich dieser spontane Sinn, dieses direkte Durchdenken mittels Musik in die Seelen der Zuhörer überträgt, ist momentaner Sieg und ewiger Gewinn. Wer schon hier und jetzt Zukunftsmusik will, hört am besten Chanson Moderne.
Text: Götz Bühler
