Wir schreiben das Jahr 1847. Johann Nepomuk Bichsel, Franz Ferdinand Kusch und Peter Paul Ackle, die Urgrossväter der heutigen Poorboys, setzen sich zusammen und entwickeln einen neuen Musikstil. Sie bezeichnen ihn als Roggen Rollen, weil sie die Idee dazu in der Nähe eines Roggenfeldes hatten und gerade dabei waren, sich aus dem Getreide einen Stumpen zu drehen, um ihn anschliessend zu rauchen. Ein paar Wochen später wollten sie die neuen Songs einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren und sie organisierten in der Pausenhalle vom Schulhaus in Winznau ein Konzert. Die Zeit war aber noch nicht reif für den Roggen Rollen. Die Musik kam nicht an beim Publikum und die Musiker wurden erbarmungslos ausgepfiffen. Diesen harten Schlag konnten die jungen Talente nicht verkraften. Sie legten ihre Notizen und neu komponierten Lieder in einen Schrank auf dem Dachboden und widmeten sich wieder anderen Dingen.
Über 100 Jahre blieben diese bedeutenden Notizen unentdeckt. Erst 1953, als der Dachstock der Liegenschaft in Winznau umgebaut wurde, fand Martin Ackle die Aufzeichnungen. Er erkannte sofort die Bedeutung seines Fundes und kontaktierte seinen Freund Raphael Bichsel. Gemeinsam vertieften sie sich ins Studium der Unterlagen ihrer Vorfahren und begannen die Songs zu spielen und neue zu schreiben. In Gabriel Kusch, Peter Bichsel und Marcel Grob fanden sie interessierte Mitmusiker und am 26. Februar 1954 traten sie zum ersten Mal gemeinsam auf. Es war ein denkwürdiges Ereignis, als Songs wie "Kiss" oder "I Feel Lonely" ihre Live Premiere hatten. Etwa zur gleichen Zeit stand im fernen Amerika ein junger Musiker am Anfang seiner Karriere. Allerdings war er im Bezug auf seine musikalische Ausrichtung noch ein bisschen orientierungslos. Über einen Freund aus der Schweiz hörte er von den jungen Leuten, welche den Roggen Rollen neu entdeckt hatten. In einem 3 stündigen Telefongespräch erklärte darauf hin Raphael dem jungen Elvis Presley die Grundzüge der neuen Musikrichtung. Dieser war sofort Feuer und Flamme dafür. Einzig mit dem Namen der Musik hatte er so seine Mühe. Deshalb änderte er diesen in der Folge ab und amerikanisiert das ganze. Aus dem Roggen Rollen wurde der Rock And Roll - eine musikalische Revolution !!
Die kleine Band in der Schweiz jedoch blieb davon kaum berührt. Im Übungsraum wurden immer wieder neue Songs ausgeheckt. Da die Band aber sehr wenige Konzerte spielen konnte, wurden die neuen Titel immer wieder an andere Musiker weiter gegeben. Nicht zuletzt dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit Herrn Presley wurden immer mehr Musiker auf die Hitfabrik in der fernen Schweiz aufmerksam. So übernahmen Leute wie Chuck Berry, Chubby Checker oder Buddy Holly Songs von den Jungs aus dem Eidgenössischen Mittelland.
Anfangs der 60er Jahre hätte sich die Band dann beinahe getrennt. Wegen eines schweren Unfalls musste Marcel Grob seine Musikerkarriere für längere Zeit unterbrechen (Er gehörte dann später in den 70er Jahren zu den Begründern der Punkbewegung und war in den 80er Jahren ein wichtiger Vertreter des frühen Grunge) Die Band um Raphael Bichsel hatte also keinen Bassisten mehr. Eher zufällig kam genau dann aber der Kontakt zu Stefan Kohler zustande. Der Berner war erst gerade von einem Austauschjahr in England zurück gekehrt und hatte während seiner Zeit in Liverpool einige musikalische Erfahrungen sammeln können. Er spielte dort ab und zu mit ein paar Musikern zusammen, die eine Band mit dem Namen The Silver Beatles hatten. Mit John Lennon und vor allem mit dem Bassisten Paul Mc Cartney verband ihn eine tiefe Freundschaft. Paul war es denn auch, der Stefan das Bass spielen beibrachte. Die grösste Schwierigkeit dabei war, dass Paul Linkshänder, Stefan aber Rechtshänder ist.
Bei der Band um Raphael Bichsel konnte Stefan nun also die Lücke, die Marcel hinterlassen hatte, schliessen und die ganze Band profitierte von den britischen Einflüssen, welche dank Stefan ins Songwriting einflossen. Auch die neuen Songs wurden zwar von der Band sehr gerne und bei den wenigen Konzerten mit viel Enthusiasmus gespielt viele der Songs wurden aber wieder weiter gegeben und von anderen Musikern zu Hits gemacht. Legendär ist so zum Beispiel die Geschichte, als 1964 ein gewisser Herr Jagger bei Raphael anrief und fragte, ob er ihm denn keinen Song hätte. Herr Jagger sagte, er habe eine neue Band und wolle nun damit so richtig berühmt werden und habe schon überall nach geeigneten Songs Ausschau gehalten. Dabei habe er aber nie die volle Befriedigung erhalten. Als Raphael dies hörte, sagte er, er rufe gleich zurück, setzte sich an die Gitarre und komponierte I Cant Get No Satisfaction
Die Band um Mastermind Rapahel Bichsel war eine Hobby Band. Die spärlichen Auftritte fanden an Klassentreffen, Geburtstagsfeiern und Dorffesten statt. Die einzelnen Mitglieder der Band absolvierten daneben ihre Ausbildung. Raphael, Stefan und Martin liessen sich zum Lehrer ausbilden, Gabriel konzentrierte isch auf die Elektronik und Pitsch arbeitete als Pfleger Azubi in einem Altersheim. So gingen die Jahre ins Land. Immer wieder wurden Bichsel Kompositionen von anderen Bands und Interpreten in die Charts gehievt. In den 70er Jahren war es zum Beispiel eine schwedische Pop Gruppe mit dem Namen ABBA, welche aus der Rockabilly Nummer Waterloo einen Pophit machten und in den 80er Jahren konnte die Band dem Newcomer Prince aus den USA sogar ihren Uraltsong Kiss aus dem Jahre 1954 unterjubeln.
Bei so vielen Hits müsste man doch eigentlich annehmen, dass die Band im Geld schwimmen müsste. Dem war aber leider nicht so. Bei all der kreativen Energie ging leider die Büroarbeit vergessen und so hat sich die Band bei keinem ihrer Songs als Komponisten und Texter registrieren lassen. Deshalb tauchen die Namen Bichsel, Ackle oder Kusch nirgends auf dieser Welt in den Credits bei den Titeln auf das grosse Geld machten andere. Deshalb begann man sich in der Band Gedanken zu machen. Man war sich zwar schnell sicher, dass man weiter machen wollte die Organisation musste aber verbessert werden. Dazu brauchte man aber zuerst einmal einen Namen. Dieser war schnell gefunden. Nach all den verpassten Chancen, mit der Musik reich und berühmt zu werden, kamen sich die Jungs schon ein bisschen arm vor die POOR BOYS waren geboren. Um sich von einer Band mit ähnlichem Namen zu unterscheiden, setzten die Jungs noch einen Namen davor. Diesen übernahmen sie vom besten Freund der Hauptdarstellerin Maja in der Lieblingszeichentrickserie der Poor Boys und deshalb nannten sie sich fortan Willie And The Poor Boys Den ersten Auftritt unter diesem Namen hatten die Jungs einmal mehr an einem Hochzeitsfest auf der Bechburg in Oensingen.
Nach beinahe 40 Jahren RocknRoll geschah dann das, was kaum jemand noch für möglich gehalten hätte: die Poorboys konnten endlich mal vermehrt Konzerte spielen und mehr noch endlich erhielten sie für ihre jahrelange Arbeit Jubel und Applaus. Denkwürdig sind die Auftritte am Märetfescht in Solothurn, im Loch Ness Pub in Laupersdorf oder an der HESO. Aber natürlich gab es auch in dieser Zeit wieder herbe Rückschläge. So wurden die Poorboys schon mal von einem Zauberer oder einem Blockflötenspieler an die Wand gespielt oder sie hatten die ehrenvolle Aufgabe, in menschenleeren Turnhallen für Fussballfanclubs oder in einem Restaurant für nicht existente Fasnachtsfanatiker zu spielen. Dies alles liess die Band aber ungerührt und man bereitete sich auf die ersten Tonträger Aufnahmen in der Geschichte der Band vor. 1994, genau 40 Jahre nach den ersten eigenen Songs, erschien die erste CD von Willie And The Poor Boys. Deshalb trug sie auch den Titel First.
Ironischerweise musste die Band für die Songs entsprechende Autorengebüren bezahlen, obschon sie die Tracks ja eigentlich selber geschrieben hatte. Die CD wurde aber nicht offiziell veröffentlicht, sondern nur bei den Konzerten verkauft und erzielt heute bei Fans und Sammlern und bei Internet Auktionen wie Ebay oder Ricardo Höchstwerte.
Über all die Jahre hinweg war sich die Band immer treu geblieben und hatte ihren Sound kaum verändert. Sie spielten auch zu Beginn des neuen Jahrtausends immer noch ihren traditionellen Stil mit RocknRoll und Rockabilly. Das Repertoire zeichnete sich immer durch viele Hits aus. Es waren halt einfach Songs, die man kennt. Genau mit dieser Musik landete 2004 plötzlich ein junger Mann aus Deutschland in den Charts. Eigentlich hiess er Sasha aber er nannte sich plötzlich Dick Brave und sprach so eine ganz komische Sprache. Die Poor Boys reagierten recht skeptisch auf diese neue Konkurrenz vor allem weil sich der Sasha eine ganz unmögliche Geschichte für seinen Dick Brave ausgedacht hatte. Die Poor Boys sind aber nicht auf diese erfundene Story hereingefallen und erkannten die wahren Absichten sofort. Da wollte jemand mit IHREM Sound Kohle machen. Sofort kehrten die Poor Boys den Spiess um und nahmen einen Sasha Song im RocknRoll Gewand auf. Während bei Sasha die Rechnung voll aufging und er mit seiner CD auf Platz 1 der deutschen Charts stürmte, machten die Poor Boys ihrem Namen wieder einmal alle Ehre. Von ihrem Protest-Sasha-Cover nahm nämlich niemand Notiz und dies, obschon der Song als einziger bisher auf einem offiziellen eidgenössischen Tonträger erschienen ist. In einem klärenden Gespräch zwischen Dick Sasha Brave und unserem Singwillie Tinu wurden die Dinge dann wieder ins rechte Licht gerückt. Nachdem Sasha während 2 Stunden die Geschichte der Poorboys anhören musste, erklärte er sich bereit, fortan nicht mehr als Dick Brave, sondern nur noch als Sasha aufzutreten.
Gleichzeitig mit dem Autauchen von Dick Brave musste die Band auch noch einen zweiten Rückschlag einstecken. Stefan Kohler wollte sich nach über 30 Jahren im Musikbusiness zurückziehen und eine Familie gründen. (Inzwischen hat ihn der Musikervirus aber wieder ein wenig gepackt. Mit seinen Chansongs hat er aber die eher feinen Töne gewählt) Die Poor Boys standen so nun einmal mehr ohne Bass Wilile da. Auf eine Anzeige im Internet meldeten sich über 2473 Musiker. Die 75 talentiertesten wurden zu einem Casting eingeladen. Dabei konnte sich aber keiner der Kandidaten wirklich in die Herzen der anderen Bandmitglieder spielen. Erst über einen Mittelsmann kam man dann mit Peti Fluri aus der Innerschweiz in Kontakt. Es brauchte einige Überredungskunst der ganzen Band und viel Überzeugungskraft, um aus Peti dann tatsächlich einen Poorboy zu machen. Als sich aber herausstellte, dass Petis Urgrossvater, Pankraz Theophil Fluri, damals, 1847 am Konzert in Winznau, per Zufall im Publikum sass, und schon damals die Roggen Rollen Musik als gar nicht mal so übel taxierte, war das Eis gebrochen. Seither gehört Peti als fester Bestandteil zur Poorboys Familie. Ein lebenslanger Knebelvertrag verbietet ihm bei Höchststrafe, die Band je wieder einmal zu verlassen auch wenn der Weg in die Probe halt manchmal schon ein bisschen weit ist.
Nun ist die Mannschaft also wieder komplett und wir freuen uns auf die nächsten 50 Jahre Rock And Roll !!
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