Barbara Cuesta

„Heart too hard, sole to sole, I cant’t go heart to heart, soul to soul, I can’t go there yet with a head full of shit.“Es gibt nicht viele Menschen in Deutschland, die sich ihr Abitur mit Straßenmusik finanziert haben. Und ein Lebensweg, der Barhocker-Chansons in Kleinkunstcafes völlig selbstverständlich mit der Produzentensoftware „Logic“ und einem Tontechniker-Praktikum im legendären Düsseldorfer Atatak-Studio verknüpft, ist ebenfalls ziemlich einzigartig. Für Barbara Cuesta scheint das alles ziemlich normal. „Ich habe immer Musik gemacht, seitdem ich denken kann. Immer, immer, immer.“ sagt die 29jährige Wahlberlinerin. „aber erst mit 20 ist mir aufgefallen, dass so etwas nicht jeder macht.“ Bislang kennt man solche Geschichten eher aus dem internationalen Musiklexikon. Von Joni Mitchell, Tori Amos und auf eine andere Art auch von Björk oder Fiona Apple. „Independent Women“ halt, die schon immer ihr (Musik-) Ding durchgezogen haben. Eigene Ideen sind dabei wichtiger als der herschende Zeitgeist. Stetige Weiterentwicklung durch Ausprobieren und Offenheit.Barbara Cuesta, die mit ihrer Mutter und ihrem Bruder im rheinländischen Neuss aufgewachsen ist, singt bereits als Kind in verschiedenen Kinder- und Gospelchören. „In unserer Baptistengemeinde haben sie immer behauptet, er Heilige Geist wäre für dieses besondere, erhebende Gefühl beim Singen zuständig“, erzählt sie. „Als ich dann mit 14 aus der Kirche ausgetreten bin, wurde mir klar, dass die Musik selbst dieses Gefühl bei mir auslöst.“ Sie nimmt 6 Jahre lang klassischen Gitarrenunterricht und schreibt bereits als Teenager eigene Songs. Nach ersten Bühnenerfahrungen in regionalen Bands verdient sie sich ihre Gagen in den Füßgängerzonen der Rhein/Ruhr-Region. „Damals konnte ich von der Straßenmusik ganz gut leben. Nur Düsseldorf lief mies. Rund um die Kö gehört man sofort zur Kategorie „Gesocks““. Als 21jährige Studentin stellt die ein Soloprogramm zusammen, das nur aus eigenen Songs besteht. Begleitet von einem Jazzpianisten tingelte Cuesta durch die Kulturcafes in NRW. „Das ist eine ganz eigene Welt fernab vom Rock’n’Roll. Sehr skurril und charmant, doch irgendwann ging es in dieser Phase nicht mehr weiter.“Die Lösung hieß Technologie. Ab Anfang 2001 experimentierte Barbara Cuesta mit Computern und Musiksoftware. Die Songs aus ihrem Repertoire erhalten jenen eigenwilligen Charme, mit dem sie in den Folgejahren zum Singer-Songwriter-Darling der Düsseldorfer Musikszene wird. Sie gewinnt mehrere Musikförderpreise, die ihr Miete und Auskommen sichern und die die Aufmerksamkeit der Musikindustrie auf sie lenken. Sie lernt Ex-Hosen-Drummer und –Manager Trini Trimpop kennen, der ihr das Ein-mal-Eins der Musikindustrie vermittelt. Bei Atatak lernt sie neben der Studiotechnologie die Strukturen eines Indielabels kennen, das seit über 25 Jahren im Geschäft ist. „Über all diese Schritte hat sich meine Musik langsam weiter entwickelt. Ich habe jeden Scheiß selber gemacht und weiß heute bei meinen Stücken ganz genau, wo im Studio das kleinste Delay gesetzt wurde. In dieser Hinsicht bin ich ein totaler Controlfreak.“Ihr Umzug nach Berlin im Frühjahr 2003 markiert den vorerst letzten Schritt in einem Entwickungsprozess, der weitgehend abgekoppelt von den schnelllebigen Pop-Zyklen verlaufen ist. Das Plattenprojekt, für das sie eigentlich in die Hauptstadt gewechselt war, beendet Barbara Cuesta schon nach wenigen Wochen. „Es kam für mich nicht in Frage, mit einem Produzenten zusammen zu arbeiten, der seine Muster bereits im Kopf hatte. Ein bißchen rebellig und frech durfte es sein. Herausgekommen wäre die deutsche Popversion von Avril Lavigne.“ Nach dieser heilsamen Negativerfahrung lernt sie den Ärztemanager Axel Schulz kennen, der sie ermutigt, ihre Songs komplett in Eigenregie zu produzieren und dann das fertige Album den Plattenfirmen zu vorzustellen. Schließlich wird das Album 2005 bei Universal veröffentlicht. Seitdem tourt Barbara Cuesta, meist in Begleitung von ihrem Cellisten b.deutung (The Inchtabokatables, deine Lakaien u.a.), außerdem mit Wiglaf Droste, Olli Schulz und Winson. Nach einer einjährigen Livepause, in der sie an Theater- und Filmmusik-Projekten gearbeitet hat, kommt sie nun wieder als Solokünstlerin auf die Bühne zurück, um ihre neuen Stücke zu präsentieren. Nur sie, ihre Akkustikgitarre und die Songs, englisch, französisch und spanisch betextet. Die Texte der Halbspanierin sind Momentaufnahmen, die impulsiv entstehen. „Wenn die Muse mich nachts um halb vier knutscht, dann muss ich halt aufstehen, um den Song zu schreiben. Am nächsten morgen lasse ich dann meist die Songs so wie sie sind. Oft kommt es vor, dass ich selbst den Text nicht richtig verstehe und mir nach einem Konzert jemand aus dem Publikum erklärt, was ich gemeint habe!“ Wie immer sind Überraschungen zu erwarten. Mp3-Sticks nicht vergessen!aktuelle Projekte: Filmmusik für "Kill your Darling" von Liviana Davi und ana Leon Theatermusik für "Traum eines lächerlichen Menschen" von Dostojevski im Westfälischen Landestheater, Castrop-Rauxel