wolfs labyrinth is Wolf "Woody" Stein from Magdeburg/Germany.
Wolf is playing grand piano or at least he is trying.
Vocals by Katrin Strunck...
Latest album is timeless textures/2007.
Außerdem für alle Leseratten, Down Under Freunde und Globetrotter...
Textauszug aus "100% Down Under - Ein Rucksack voller Australiengeschichten" von Wolf Stein - Pro Business-Verlag
Unser Rastplatz lag an einem breiten und sandigen, ausgetrockneten Flußbett. Wir zelteten etwas abseits der anderen Reisenden, denn wir wollten unsere Ruhe.
Anne kam auf die Idee, daß es an der Zeit wäre, einen gründlichen Hausputz durchzuführen.
Soll heißen, sie begann damit, das ganze Auto von innen und von außen zu reinigen. Das dauerte ganze vier Stunden.
Ich beschäftigte mich derweil mit der Fertigstellung meines Didjeridus.
Wir waren beide gerade voll mit unserer Arbeit beschäftigt, als ein Jeep angebraust kam und direkt neben uns anhielt.
Ein junger Australier sprang aus der Tür, ging zur Ladefläche, wühlte einen großen Schlafsack hervor und warf diesen dann in den Sand.
„Warum muß der sich denn ausgerechnet hier hin legen?“, fragte ich Anne.
„Hier gibt es doch nun wirklich genug Platz für alle.“
Der Typ sah aus wie ein Farmer mit Jeanshemd, Jeanshose und Hut.
Er kam zu uns.
„G‘day mates! How are you? Hot day, isn’t it?“
Er sah, daß ich an einem Didjeridu arbeite und sagte: „Schönes Teil hast du da. Wußtet ihr eigentlich, daß es nach Aborigine-Glaube Frauen verboten ist, das Didjeridu anzufassen? Das ist reine Männersache.“
„Aha, ist ja interessant. Also Anne, Finger weg!“
Die Unterhaltung ging weiter: „Ich hoffe, es stört euch nicht, daß ich mich hier neben euch packe. Bin auf der Durchreise von Darvin nach Perth und will mich nur kurz aufs Ohr hauen.“
„Ist schon o.k.“, sagten wir.
„Trinkt ihr gerne Bier?“
Anne und ich guckten uns an. „Ja, eigentlich ja.“
„Dann hab ich was für euch.“
Er ging wieder zur Ladefläche und holte eine Kühlbox hervor.
„Könnt ihr haben. Sind zwölf Flaschen Bier drin. Die hat ein Kumpel bei mir im Auto vergessen und da ich keinen Alkohol trinke, kann ich damit nichts anfangen.“
„Danke, Danke, das ist aber großzügig. Die trinken wir zum Abendbrot.“
Dann kam die nächste Frage: „Habt ihr denn schon mal Känguruhfleisch gegessen?“
„Noch nicht so richtig, aber wir würden es gerne mal probieren.“
„Kleiner Tip! Da hinten wohnt ein Känguruhjäger, der schläft zwar tagsüber, aber bei seiner Frau kann man sehr billig ein schönes Stück Fleisch kaufen. Geht doch einfach mal hin und fragt.
So, das war‘s soweit von mir, ich leg mich jetzt ein bißchen hin.“
Dann zog er sich zurück und schlief.
Die Sache mit dem Känguruhfleisch klang natürlich super, also machte ich mich gleich auf zu dem tausend Meter entfernten Grundstück.
Es war das einzige Haus weit und breit, eher noch ein kleines Gehöft.
An der Zauntür stand: Vorsicht bissiger Hund!
Ich ging hinein und da stand der Köter auch schon vor mir, ziemlich groß, aber bei weitem nicht bissig. Einer von der ganz lieben Sorte.
Ich klopfte an mehrere Türen und rief, ob jemand zu Hause sei. Eine ältere Frau kam heraus und sagte freundlich: „Leise, mein Mann schläft, hat die ganze Nacht geschossen. Was kann ich denn für dich tun?“
„Ich habe gehört, hier kann man billig Känguruhfleisch kaufen. Das würde ich gerne tun. Ich habe allerdings keine Ahnung, was man da am besten kauft und wie man es zubereitet.“
„Na, dann komm mal mit rein.“
Wir gingen in die Küche.
„Ich werde dir zwei Känguruhschwänze mitgeben. Daraus macht ihr dann die berühmte Känguruhschwanzsuppe. Das Fleisch müßt ihr vier Stunden über dem Feuer kochen, bis es von allein vom Knochen abfällt. Dann müßt ihr die Knochen raussuchen, etwas Gemüse dazu, würzen und schon habt ihr ne echt leckere Suppe.“
„Klingt gut. Was kostet denn ein Schwanz?“
„Drei Dollar.“
Ich fragte sie, wie lange sie hier schon leben würden, wie man Känguruhs jagt, ob der ausgetrocknete Fluß auch mal richtig Wasser trägt und noch vieles mehr.
Das gefiel der Frau.
Eine Stunde lang erzählten wir in der Küche über das Leben hier draußen, über ihre Kinder, über die Trockenheit und so weiter.
Dann zeigte sie mir das Grundstück.
Sie hatten mehrere große Käfige mit bunten Singvögeln.
Es war wie in einem kleinen Zoo.
Dann kamen wir zum Kühlcontainer.
Sie öffnete die Tür des riesigen Lkw-Anhängers.
Von der Decke hingen mindestens fünfzig tote Känguruhs ohne Köpfe. Auf dem Boden verteilt lagen die dazugehörigen abgetrennten Schwänze. Sie griff sich zwei stattliche Exemplare, nahm ein Messer und sagte:
„Jetzt zeige ich dir noch, wie man sie richtig zerlegt. Ist ganz schön schwer. Man braucht ein verdammt scharfes Messer, denn Känguruhleder ist sehr zäh“.
Mit ziemlichem Kraftaufwand durchtrennte sie die Häute.
„Wenn die Haut entfernt ist, tastet man die Wirbel ab und schneidet den Schwanz in kleine Stücke. Und die werden dann gekocht.
Das Fett löst sich in der Suppe auf. Warte, ich pack dir alles in eine Tüte.“
Wieder in der Küche angekommen, ging unser Gespräch weiter. Irgendwann fragte ich sie, was sie denn nun bekommt für das Fleisch.
„Ach weißt du was, ich gebe dir alles umsonst, weil wir uns so schön unterhalten haben.“
Sie öffnete den Kühlschrank. „Hier hast du noch eine Büchse leckeres Gemüse für die Suppe. Dann wünsche ich guten Appetit.“
Ich wußte nicht, wie ich ihr danken sollte und fragte schließlich:
„Trinken Sie gerne Bier?“
„Ja sehr gerne, auch mein Mann trinkt gerne Bier. Leider ist unser Vorrat gerade zu Ende gegangen.“
„Das trifft sich gut. Ich hab nämlich welches da.“
Ich lief zurück zum Auto. Anne dachte schon, der Känguruhjäger hätte mich mit seiner Beute verwechselt und erschossen.
„Wo warst du denn so lange?“
Ich erzählte ihr alles, machte Wasser heiß und schmiß das Fleisch in den Topf.
„Das muß jetzt vier Stunden kochen, bis es abfällt. Ich geh noch mal kurz rüber.“
Mit sechs Flaschen Bier in der Hand stand ich erneut in der Küche.
Die Frau freute sich sichtlich über die Getränke.
„Hm, unsere Lieblingssorte, recht vielen Dank.“
Als wir in den Garten kamen, saß der erwachte Jägersmann höchst persönlich auf einem Stuhl.
„Das ist der junge Mann mit dem Bier“, sagte seine Frau.
Die nächste Unterhaltung begann.
So etwas nenne ich doch eine nette Geschichte, oder? Wir hatten köstliche Känguruhschwanzsuppe und ein paar Flaschen Bier zum Abendbrot.
Alles kostenlos. Und alles nur, weil ein Kerl von Darvin nach Perth fuhr und genau neben uns seinen Mittagsschlaf machen wollte!
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