Geneigter Musikfreund,
mein Name ist Aram Pirmoradi, kurz Kowalski. Ich wurde 1979 in
Boston / USA geboren, bin als Sohn persischer Eltern in Hamburg
aufgewachsen und habe hier einen kleinen Rundumschlag der letzten
24 Monate meines Schaffens vorbereitet. Bitte folgen Sie mir!
Als eine Hälfte von Jansen & Kowalski brachte ich 2005 das Album
"Action" bei Universal Music heraus. Viel ist seitdem passiert:
Hype hin, Hype her, Manager-Verschleiß, Trennung vom Label, mein
Kollege Jansen hat sich friedlich abgeseilt und zum trefflichen
Abschluss ist mein Vater überraschend gestorben. Endstation
Auszeit. Wieder runterkommen. So begann Anfang 2006 eine neue
Zeitrechnung für mich, die ich nun also "Neue Deutsche
Reiselieder" nenne - mein neues Album. Modern, psychedelic,
dreckig, Beach Boys, Beatles, Doors, Bowie, Led Zeppelin, Sly
Stone, Stevie Wonder, ich selber, zutiefst romantisch im
literarischen Sinne von Heine oder Hoffman und gleichzeitig 2030
irgendwo im Weltraum. Oder eben jetzt in Deiner Stereo Anlage.
Spaß beiseite, die Scheibe ist 'n geiler Törn. Die Zeiten der
Sprüche-Klopferei, Party-Attitüde und des Style-Gehabes der
letzten Platte sind vorbei. Ebenso der Hip Hop Zusammenhang, der
uns oft begleitet hat. Nix mehr toller Macker, Cola und scharfe
Torten in High-Heels. Auf dem Debüt, einer Art Spielwiese, wo
alles Mögliche hemmungslos ausprobiert wurde, hatte sich mein
neuer Kram zwar schon mit einigen Stücken angedeutet, aber erst
jetzt fang' ich an, die Melodie zu Ende zu spielen. Es hat 'ne Weile
gedauert, doch aus meiner Endstation ist Musik geworden, die mich
gerettet hat. Musik, die etwas bedeutet. Mir und auch dem Rest der Welt -
hoffentlich!
Wie dem auch sei, mein Leben hat sich geändert, meine Musik folgt
mir. Nach einer Weile des Schreibens fand ich mich selber in einem
stetigen Reisemoment wieder. Die Reise in eine andere Zeit, auf
einen anderen Stern, durch die weite Welt, in die Köpfe und Herzen
anderer Menschen, in die Liebe. Ja, ich scheine ein verlorenes
Kind zu sein und suche mich selbst. Nein, ich finde mich nicht.
Rastlos. Nur das eine: mit zeitgeistigem deutschen Songwritertum
kann ich nicht dienen. Vielmehr möchte ich die schnellen Blicke,
die wankelmütigen Gefühlskulissen und sich überschlagenden
Eindrücke, die mich auf meiner Reise ergreifen, festhalten.
Momentaufnahmen statt Storytelling.
Die Musik dazu ist warm, neu, ungefällig schroff und die
Produktion genauso wichtig wie die Kompositionen selber. Die
Dinger laufen nur mit mir, in meinem Gewand, in meinen
Arrangements. Immer in dem Bedürfnis, etwas Neues zu schaffen,
etwas, zu dem mir nicht gleich das passende Original einfällt. Die
meisten Sachen spiel ich selber ein. Arrangiert hab' ich 3 Stücke
zusammen mit Rod Davies, einem großartigen Songwriter aus
Australien (u. a. Tina Arena), getextet, das Eine oder Andere, mit
ein paar Leuten aus Berlin und das Mülltonnen-Schlagzeug hat mein
Co-Produzent für dieses Album, Hanan Rubinstein (u. a. George Duke,
Roy Hargrove, Wyclef Jean) in New York aufgenommen. Besonders
wichtig ist mir auch der preisgekrönte Berliner Eigenbrödler Danny Dziuk,
der es mir gestattete, sein "Seltsam" zu covern. Außerdem gibt's hier und
da einen Satz feingeistige Tasten von meinem alten Weggefährten Jansen.
"Garagen-Space-Rock" nennt er das Zeug. Vielleicht hat er Recht?
Auf jeden Fall fühlt sich das alles gut an. Und wenn man sich
selbst schon nicht findet, dann zumindest den rechten Sound um das
ganze auf Platte zu pressen. Ein wenig Bedeutung und Stil, statt
Klischee und Wursteintopf. Ich hab' Hunger.
Empfehle mich sehr und wünsche eine anregende Reise!
Kowalski