Kim Frank:
Es tut gut seine Stimme wieder zu hören. Die man schon nach ein paar Zeilen sofort erkennt. Man merkt, dass er gefehlt hat. Kim hat CD Cover fotografiert, seine erste Film-Hauptrolle gespielt, synchronisiert und Hörbücher besprochen, aber den Gedanken an sein Album nie verloren. Im März wird seine Platte erscheinen und HELLBLAU heissen. Einen Monat vorher veröffentlicht er LARA. Manch einer könnte auf den Gedanken kommen "Lara" als ein Liebeslied zu bezeichnen. Doch Kim Frank verschließt sich seit jeher der Oberflächlichkeit und versteht den Kampf gegen den schönen Schein als "besonders wertvoll". Dementsprechend ist "Lara" trotz des üppigen, nahezu orchestralen Arrangements das Gegenteil von einer Schnulze und eher eine Art von Anti-Liebeslied. Ein Lied, in dem "Liebe zurückgelassen wird" und in dem sich die Liebenden "für die Einsamkeit bereit machen". Hier findet sich die echte, sanfte Melancholie des Abschieds, eingefangen in einem Blick zurück ohne Zorn. Am Ende des Tages ist "Lara" das Dokument einer sanften Trennung und dem Versuch, ein letztes Mal alles richtig zu machen.
Kim Frank über sich:
Ich habe es geschafft! Endlich halte ich mein fertiges Album in der Hand. Ich kann das Gefühl gar nicht richtig beschreiben, aber es ist wahr. Eine Idee ist Realität, ist anfassbar, anhörbar geworden. Lange und intensiv habe ich daran gearbeitet und wenn ich es nun höre, sitze ich nicht angespannt und konzentriert da, mit der Angst etwas zu entdecken, was ich unbedingt hätte besser oder anders machen müssen, sondern höre zu, lasse zu, lasse los. Ich finde sie unglaublich kraftvoll und trotz der oft eher melancholischen Texte doch irgendwie Lebens bejahend. Als ich 1982 geboren wurde sah es zuerst nicht gut für mich aus. Klein, krank und blau kam ich zur Welt. Erst schrie ich nicht, doch dann, laut meiner Mutter, die nächsten Monate ohne Unterlass, bis sie sich von meinem Erzeuger scheiden ließ. Danach wurde ich zu ihrem Sonnenschein. Umso schwerer fiel es ihr mich, schon nach fünfzehn Jahren, loszulassen. Mit meiner Schulband, die wir 'Echt' nannten, reiste ich durch Deutschland und lernte das Leben kennen, welches ich mir anscheinend immer gewünscht hatte. Zehn Jahre waren wir eine Band. Und auch wenn wir uns entschieden keine Musik mehr zusammen zu machen, ich kann nicht ohne! Nach den beiden, bisher schwierigsten Trennungen meines Lebens, der von den Jungs und meiner damaligen Freundin, fing ich direkt an zu arbeiten, zu verarbeiten. In dem Bauernhaus an der Ostsee, in das ich mit ihr gezogen war um glücklich zu werden, zog ich mich nun zurück und reflektierte unsere Beziehung und mich selbst. Die Liedstruktur des Popsongs, durch seine klare, sofort verständliche Form und meine Art so direkt wie möglich zu texten, ohne Metaphern oder Doppeldeutigkeiten, halfen mir meine Gefühle auf den Punkt zu bringen und auf meinem ersten Soloalbum festzuhalten. Ich nenne es Hellblau. Das gleichnamige Lied beschreibt den Moment in dem man alle Sorgen verliert und ohne sagen zu können wann genau dieser Moment für mich kam, ich bin nicht in den schlechten Zeiten stehen geblieben, sondern bin durch sie gegangen. Das weiß ich wenn ich meine fertige Platte höre. Musikalisch war ich lange auf der Suche, dachte ich müsste etwas neues machen, alle überraschen, bis ich wieder anfing das zu machen was mich wirklich berührt: Deutschsprachigen Gitarrenpop. Schon als kleiner Junge, wenn ich in der Badewanne lauthals 'Junimond' sang und von jemandem auf der Straße aufgefordert wurde 'die Schnauze zu halten', oder zu spät zum Unterricht kam, weil ich vor der Klassentür noch 'Ohne Dich' zu Ende hören musste, begriff ich, dass nichts intensiver auf mich wirkt als ernsthafte Musik in meiner Muttersprache. Daher stellte sich mir nie die Frage englisch zu singen. Ich will mich in der Sprache ausdrücken in der ich träume! In den Träumen der Nacht reflektiert man, in Tagträumen blickt man nach vorne. Ich bin wach und gespannt auf morgen. Meine Tage sind sehr unterschiedlich. Etwas, das ich an meinem Leben liebe. Die Situation des Solokünstlers hat natürlich den Vorteil alles selbst entscheiden zu können aber auch wenn sie öffentlich nicht auftauchen, arbeite ich immer mit mir wichtigen Menschen zusammen. Selbst wenn ich etwas alleine könnte, ich liebe den Austausch, das Gegenüber, die Auseinandersetzung. Für mich hört die Platte nicht mit der Musik auf, sondern fängt dann an zu leben, wenn sie rauskommt, die Leute sie hören können. Ich mache meine Musik nicht nur für mich. Natürlich tue ich nur was aus mir herauskommt und immer was mir gefällt aber ich möchte Menschen berühren, ihnen etwas erzählen oder nur die Zeit vertreiben. Ich habe keine Angst davor, dass meine Person in den Medien zerrissen wird. Ich bin immer ehrlich und das kommt nicht bei jedem gut an, aber es geht nicht um mich, es geht um meine Musik. Über sie möchte ich wahrgenommen werden, sie soll gefallen, oder auch nicht. Ich freue mich auf die Bühne. Live spielen ist wie Sex. Das hat mir sehr gefehlt. Dennoch habe ich nicht das Gefühl mir viel Zeit gelassen zu haben. Mein Album und ich haben sich entwickelt und auch wenn ich es noch lange nicht bin... Hellblau ist fertig! Kim Frank