Ein Galgen erhob sich über dem Boden; einen Meter über diesem baumelte ein Mann an den Haaren mit auf dem Rücken gefesselten Armen. Seine Beine hatte man frei gelassen, um seine Martern zu vergrößern und ihn in stärkerem Maße alles mögliche als nur die Fesselung seiner Arme wünschen zu lassen.
Die Stirnhaut war durch das Gewicht des Hängens derart gespannt, daß sein durch die Umstände zur Abwesenheit des natürlichen Ausdrucks verurteiltes Gesicht der steinigen Ablagerung eines Stalaktiten glich.
Seit drei Tagen erlitt er diese Marter. Er rief: »Wer bindet mir die Arme los? wer macht meine Haare los? Ich verrenke mich in diesen Bewegungen, die nur noch mehr Wurzeln meiner Haare von meinem Kopfe trennen; Durst und Hunger sind nicht die Hauptursachen, die mich abhalten zu schlafen. Es ist unmöglich, daß mein Dasein über die Grenzen einer Stunde hinaus dauert. Reißt mir niemand mit einem spitzen Stein die Kehle auf!« Jedem dieser Worte ging ein lautes Geheul voraus und folgte ihm. Ich sprang hinter dem Gebüsch hervor, hinter dem ich verborgen war, und ging zu dem Hampelmann oder der an der Decke hängenden Speckseite hin.
Gesänge des maldoror von Isodore Lucien Ducasse "Comte de Lautréamont"