FIGURE IN FRAME
Eine Stimme, welche die Poesie von Autounfällen, zuckersüchtigen Eseln und dem alltäglichen Terror besingt, verspielte, oft bissige Gitarren, ein ebenso präzises wie bombastisches Schlagwerk und ein tragbarer Blechkamerad, der in einer abgeschiedenen Ecke vor sich hin rechnet und elektronische Kleinode in das Soundgefüge spuckt - Sie hören und sehen FIGURE IN FRAME auf einer Bühne in ihrer Nachbarschaft. Wann gab es das letzte Mal so viel tanzbaren Pathos für so wenig Geld?
Die vier Musiker aus Wien basteln Popsongs, verzichten allerdings gerne darauf, die scharfen Kanten und rauen Oberflächen ihrer Werke abzuschleifen. Ein bisschen Dreck ist schließlich gut fürs Immunsystem. Im Idealfall übrigens auch fürs Geschäft. Oder anders formuliert: FIGURE IN FRAME machen elektronisch angereicherte Rockmusik unter Verzicht auf elend lange Gitarrensoli und unangebrachte Stadion-Attitüden. Oder noch mal anders: Diese vier Kerle erzählen tagesaktuelle Geschichten in Form von zeitgenössischer Tanzmusik.
Die untrennbar mit der Musik verbundenen Songtexte können uns mehr über diese Band verraten: FIGURE IN FRAME wagen es nämlich, grantige Ex-Freundinnen und Herzschmerz-Scheiße zugunsten anderer, weitaus interessanterer Themengebiete wie Populismus, Existenzialismus oder Kannibalismus außen vor zu lassen. Dabei gehen sie meist von alltäglichen Geschichten, von Mikrokosmen, vom Hier und Jetzt aus. Aufgeblasenes Gutmensch-Getue sparen sie sich, da erhobene Zeigefinger bekanntlich zum brechen da sind. Und schlaue Musiker wissen auf ihre Finger aufzupassen. Der Song „The Words“ handelt bspw. von der Angst eines Songtexters, in seiner Arbeit zu viel oder zu wenig von sich selbst durchblicken zu lassen, von der Panik davor, seine „Credibility“ zu verlieren - und schafft dadurch Parallelen zu den Manipulationstaktiken politischer und/oder religiöser Redner. „Spring Did Nothing For You“ lässt uns an den zynischen Aufreißsprüchen eines möchtegern-coolen Bohemians teilhaben und gewährt uns einen Blick in das Innenleben einer wert-E-losen, aber deshalb noch lange nicht wertlosen Generation.
Dass man das Elend dieser Welt thematisieren und dabei trotzdem seinen Humor bewahren darf, hat man den Jungs von FIGURE IN FRAME offenbar auch beigebracht. Ihre Musik bleibt stets zugänglich und eingängig. Die breite Masse wird nicht als rotes Tuch empfunden, sondern für rettenswert erklärt. Wann gab es je so viel Selbstlosigkeit für so verdammt wenig Geld?
Misfortune isn’t hard to spell.
And empathy will pay off well...
Music Videos directed by FIGURE IN FRAME:A Crash On The Street
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