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Nord : „Breitband“Ein dichter, warmer Klangteppich beginnt sich bei den ersten Tönen des Nord-Debütalbums „Breitband“ auszulegen.
Der erste Song „Fernsehen“ stellt quasi den Beginn einer Reise dar, auf die dieses Album den Hörer entführen wird.
Wie morgendlicher Nebel umgeben noisige Gitarren den Song, aus dem gezielte Impulse elektronischer Geräusche, Streicher und schwerer Beats abgefeuert werden.Seelenruhig und fast sanftmütig abgeklärt richtet sich darauf Victors Gesang an den Zuhörer und markiert den Auftakt eines großen Albums:„Hey, wie geht’s dir? Hast du auch dieses komische Gefühl?
Hey, ist das normal, irgendwie scheint doch manches sonderbar.“In schräger mol-Lage gleitet der Refrain über die schweren Beats hinweg, begleitet von heulenden Gitarren und staccato-gespielter Pianomelodien, die wie Regentropfen von außen an die Scheibe eines schweren Wagens klopfen, der sich gerade bei größtem Unwetter in Bewegung gesetzt hat. Verträumt und nahezu dämonisch singt Victor:
„Vielleicht bild’ ich mir das nur ein – doch sicher nicht nur ich allein, denn was uns objektiv zusammenhält, ist nur ein Bruchteil meiner Welt. Information scheint völlig sinnentleert und bis zur Kenntlichkeit verzerrt…“Von nun an wird Victor’s sanfter, gefühlvoller Gesang den roten Faden auf der Reise durch die allesamt eingängigen, grandiosen Songs dieses Albums bilden, während Instrumentierungen, Stimmungen und Songstrukturen von Song zu Song so sehr variieren werden, als ginge es darum, einen Querschnitt durch ihr musikalisches Spektrum zu bilden.
Der Name „Breitband“ scheint Programm zu sein, denn als hätten Sie es sich vorgenommen, fusionieren die beiden Jungs von Nord jegliche
aktuellen Genres internationaler Popmusik zu eingängigen, aber locker gewebten und interessant verschrobenen deutschen Popsongs.Völlig selbstverständlich, bedienen sie sich schwerer Triphop-Beats, verzerrter Bassriffs, funky klingender Wahwah-Gitarren, oppulenter und doch ausgefallener Streicherarrangements, mehrstimmiger Backgroundchöre, vocoderverfremdeter Gesänge, elektronischer Sounds, verstörender Samples, verspielter Pianomelodien, warm brummender Hammondorgeln und klarer Britpopgitarren, ohne jemals die Kontrolle über die Stimmung des Songs zu verlieren – im Gegenteil :
Als gehörten all diese Elemente unterschiedlicher Stile zusammen, haben
Andre und Victor, die dieses Album erstaunlicherweise alleine aufgenommen haben, Song für Song ihre großen Melodien und poetischen Texte mit Instrumenten, Sounds und Beats garniert, daß dabei 11 potentielle Singles entstanden sind!Mit minimalistischen, nachdenklichen Texten gleitet Victors Stimme so natürlich durch die Songs, dass erst beim zweiten Hinhören auffällt, dass es überhaupt Deutsch ist – und nicht Englisch – und überrascht so gleich doppelt, denn diese Texte scheinen einem eigenen, stillen Gedanken näher zu sein, als der üblichen Erzählstruktur.
In „Willkommen“, dem zweiten Song und der ersten Single des Albums, richtet sich der Gesang kurzzeitig wieder an den Zuhörer:„Du hast nie gewartet, du warst unterwegs, du hast dich gefragt, wie es weitergeht, und auf deinem Weg wurde dir Vieles klar – du suchtest dich selbst und jetzt bist du da“.Darauf flutet eine große Welle aus Streichern, Gitarren
und Vocoderchören aus den Boxen: „Willkommen in der Zukunft“.
Es bleibt einem dabei völlig selbst überlassen, wohin man sich von dieser Welle spülen lässt – jedoch scheint es nicht so, als sollte hier unhinterfragt zu „Friede, Freude, Eierkuchen „ eingeladen werden, sondern eher zu einer kritischen, persönlichen Bestandsaufnahme in der Gegenwart.Während Victor, der für die Songs verantwortlich ist und die Gitarren und
Bässe eingespielt hat, in Berlin lebt, wohnt Andre, der Beatexperte und Soundtüftler von Nord, im 300KM nördlich gelegenen Hamburg. Beide kennen sich bereits seit ihren Kindheitstagen vom nachmittaglichen Skateboardfahren in einer Stadt im hohen Norden, zu der die A23 führt, Andres und Victors deutscher Lieblingsautobahn. Musik machen die beiden seit 3 Jahren gemeinsam in Hamburg, wozu Victor also aus Berlin Richtung Norden fährt…
Die Zusammenhänge zwischen Herkunft des Bandnamen, Victors Fahrtrichtung und der Region, in der sich die beiden kennen gelernt haben, sind also schnell geklärt, ebenso wie der Titel des dritten Songs „A23“. Victor meint:„Wir verbinden mit dem Norden weite Horizonte, Klarheit und eine abgeklärte, kühle Romantik. Manches davon findet sich in unseren Songs wieder.“Die beiden scheinen ein eingespieltes Team zu sein – denn lange Erklärungen bezüglich ihrer Vorstellungen brauchen sie einander beim gemeinsamen Musizieren nicht zu machen. Da sie sich bei ihrer ersten Platte jedoch keinen Fehler erlauben wollten, und ihre Plattenfirma sich bei ihrem Debüt ebenfalls mit einem Produzenten im Hintergrund wohler fühlte, schafften die beiden es kurzerhand, den Charlatans-Produzenten Danny Saber von ihren Songs zu begeistern, und schickten ihm die Spuren ihrer Aufnahmen nach Los Angeles, von wo aus er sie bearbeitet an die beiden zurückschickte.Anschließend haben sich Nord wiederum so intensiv des Materials angenommen bis sie schließlich der Meinung waren, tatsächlich eine fehlerfreie Platte abgeliefert zu haben, die nicht nur nahezu hymnenhaft große Popmelodien und auffallend gute Texte besitzt, sondern zusätzlich eine musikalische Vielseitigkeit an den Tag legt, die selbst für internationale Produktionen beispielhaft ist.Hier und da hört man, daß Victor, wie er meint, „von ABBA über die Butthole Surfers, Blur, die Beatles und moderne Britpopbands bis hin zu kranken Indiebands“ scheinbar jegliche Form von Musik hört, und man kann ein kleines Augenzwinkern erkennen, wenn auf epische, getragene Harmonien und Soundcollagen plötzlich wieder ravige Beats und britisches Gitarrengewitter mit psychedelischen Rückwärtsgitarren folgen. Andre, der
aus der Drum’n’Bass Richtung kommt, ergänzt das ganze so perfekt mit verspielten Beatfrickeleien und selbstoszillierenden Elektrosounds, daß es immer wieder Neues zu entdecken gibt.Für Andre und Victor war von Anfang an klar, dass sie etwas Besonderes mit Nord machen wollten: nämlich gute Popmusik mit deutschen Texten – mit der Betonung auf „gute“. Sie mögen es nicht, sich textlich hinter „pseudointellektuellen Relativierungen“ von Gefühlen zu verstecken, sondern lassen diese einfach raus. Statt an findigen, erzählerischen Inhalten ihrer Songtexte zu arbeiten, setzen sie einfach auf den Gedanken und das Gefühl eines Momentes und umschreiben so dem Einzelnen viel besser die Zusammenhänge des Drumherums. Diese Platte ist trotz des profanen Ansatzes, POPMUSIK machen zu wollen, in jeder Hinsicht etwas Besonderes geworden.
Victor singt z.B. in „A23“:„Du solltest jetzt bei mir sein, ich warte im Sonnenschein auf den Tag, an dem du bei mir bist!“und es klingt, als würde man in ein warmes Bad weicher Klänge eintauchen, die wie ein Luftstrom die Melancholie und Sehnsucht des Textes transportieren. Victor meint:“Pop ist für mich eine große künstlerische Herausforderung und kein Wegwerfprodukt! Und wenn wir Sehnsucht haben, wollen wir auch, dass es nach Sehnsucht klingt – man braucht doch heutzutage bereits viel mehr Mut, sich Kitsch zu trauen, als in starker Pose mit ernstem Gesicht in eine E-Gitarre zu hauen. Wir trauen uns einfach, emotional ehrlich zu sein, auch wenn man dafür eine Spur Kitsch, Zuckerwattenmelodien, Streicher, Chöre und sanfte Worte braucht, und es Gefahr läuft sehr zerbrechlich zu werden. Gerade dann setzen wir noch einen drauf, weil wir wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“. (und grinst).„Das wirklich Schwere an diesem Album war, uns davon frei zu machen, darüber nachzudenken, was andere später über die Musik denken würden.
Deutsche Texte sind immer noch eine wahnsinnig schwierige Disziplin!
Einerseits hört man selbst, dass einiges im Deutschen kaum möglich ist, was im Englischen selbstverständlich wäre, andererseits gibt es gerade unter den Musikliebhabern hierzulande eine erbarmungslose Style-Polizei, die in punkto deutschsprachiger Musik von den Texten pseudointellektuelle Kleinkunst erwartet und auf die Musik leider so wenig achtet dass für das ewig gleiche, monotone Geschrabbel weiterhin gute B-Noten verteilt werden. Als wir uns davon erst einmal gelöst hatten, war der Rest plötzlich ganz einfach – wir haben mit Sounds, kleinen Loops und Melodien wie mit Legosteinen gebastelt - denn alles war ja schließlich erlaubt. Nur langweilig durfte es nicht werden!“Und das ist es mit Sicherheit nicht geworden!
Fernab jeglicher monokultureller Trends fusioniert dieses Albums in 11 Lupenreinen Popsongs die unterschiedlichen Einflüsse, das musikalische Talent und die Lebensfreude zweier junger Musiker, von denen man nur hoffen kann, in Zukunft noch viel mehr hören zu können. Dann wird ihr Debüt „Breitband“ bereits ein Klassiker sein!