Vanilla Ninja melden sich zurück wie neugeboren. Es hat sich tatsächlich viel getan im Leben und in der Karriere der erfolgreichsten Popband, die der kleine baltische Staat Estland jemals hervorgebracht hat. Die wichtigste Neuheit ist, dass Lenna (Gesang, Gitarre), Piret (Gitarre, Gesang) und Katrin (Keyboards, Gesang) in Zukunft nur noch zu dritt sind. Das Trio, das nach schicksalsträchtigen Umwälzungen nun auch mit neuem Management und neuer Plattenfirma frischen Fahrtwind aufnimmt, hat künstlerisch den nächsten Gang eingelegt. Der kreative Schaffensprozess zu ihrem neuen Studioalbum "Love Is War" war Befreiungsschlag und Kraftakt zugleich. Ein halbes Jahr haben sich Vanilla Ninja mit Leib und Seele diesem Longplayer gewidmet. An fast allen Songs haben sie mitgeschrieben. Für die mitwirkenden Gastmusiker und für das Produktionsteam finden sie nur lobende Worte. Vor allem, weil sich das Trio hier musikalisch frei entfalten konnte. Sie sind wesentlich rockiger, geradliniger und souveräner geworden. Nicht nur in der Gesangsperformance und an ihren Instrumenten, die neuen Songs sind auch persönlicher, in ihrer Transparenz wesentlich natürlicher und ergo intensiver. Vanilla Ninja sind bei sich selbst angekommen.
Bereits die Single "Dangerzone" dürfte die Alarmglocken in den Charts schrillen lassen: ein mitreißender Rocksong von dringlicher melodischer Pracht. Vanilla Ninja go Van Halen. Da ist direkt ein ganz neuer Biss zu spüren, eine befreiend wirkende Dynamik, wie es sie bei Vanilla Ninja noch nicht gab. "Love Is War" ist ein treffender Albumtitel für eine Band, die ihren Rock"n"Roll-Lifestyle über alles liebt und die nicht nur die Bühne, sondern auch die Charts zu ihrem Schlachtfeld erklärt hat. "Das ganze Album markiert einen riesigen Schritt nach vorn, das wird sich auch auf unsere Live-Shows auswirken", konstatiert Lenna. Und Piret ergänzt: "Wir haben im letzten Jahr wirklich um unsere Existenz gekämpft. Davon handelt auch das Album. Aber auch von unserer Liebe zur Musik, ohne die wir nicht mehr leben könnten. Für diese Liebe kämpfen wir." Entsprechend kämpferisch sind auch die neuen Songs. Von der vehement auftrumpfenden Single "Dangerzone" über "Kingdom Burning Down", einer gnadenlosen Abrechnung mit der jüngeren Vergangenheit, bis zu der sich düster zusammenbrauenden "Black Symphony" mit Gesangssätzen, wie sie Abba nicht besser hinbekamen. Vanilla Ninja beherrschen aber nicht nur die Klassizismen der Rockmusik in Perfektion, sondern auch das feine Spiel mit der Ironie.