About Me
Nein, "artig" ist er nicht. Und er bleibt auch nicht unbedingt immer im Rhythmus. Was Florian – einigen vielleicht gut bekannt als Sänger und Texter der Band grafzahl, oder auch als Familienmitglied von Pechsaftha – da auf die Beine stellt, ist bei weitem nicht immer so nett, wie es oberflächlich vielleicht klingen mag. Mein Gott, was hat der Mann vor? "Wenn ich ..ne Bombe hätte, wüsste ich wo sie hingehört..." - aber die hat er doch schon längst! Ganze 5 kleine Bomben gibt es auf seiner wunderschön gestalteten, selbst ausgedachten und aufgenommenen ersten EP mit dem episch-schönen Titel: "Ich werde mich mit dieser Makrele ins Ausland absetzen". Was man dort zu hören bekommt sind straighte Beats, tolle Gitarren und wunderschöne Popmelodien - fünf tanzbare Electropop-Kracher, die selbst beim Dauerhören nie den Anschein erwecken könnten, langweilig zu werden.Als eine Art "Playmobil-Version von New Order" bezeichnet der Künstler seine Musik selbst – und liegt damit gar nicht mal so falsch. Aber auch vieles andere scheint hier Spuren hinterlassen zu haben: Gitarrenbands wie Nada Surf oder Sonic Youth, ein bisschen HipHop, House und Pop-Punk, die Pet Shop Boys… das alles lässt sich hier entdecken, wenn man denn möchte. Das Ganze rangiert irgendwo zwischen Großraumdisco, wenn Gnill die fetten Bässe krachen lässt und die Tanzfläche zum entern freigibt, und einer geilen Party, von der man um 5 Uhr morgens unglaublich betrunken und trotzdem irgendwie glücklich nach Hause kommt. Wie wenn man dann einschläft - mit einem fetten Grinsen im Gesicht.Dabei wird allerdings nicht dauergegrinst - von wegen! Hier seziert jemand die Verhältnisse der prekarisierten Praktikantengesellschaft mit dem lyrischen Chirurgiemesser und einer wunderschön-wohligen Stimme als Assistenz(kraft). Kein Schulterklopfen, Junge! Kein plumpes "GEHTS DIR AUCH SO SCHLECHT WIE MIR?". Nö. Damit gibt sich Florian nicht zufrieden. Und wenn es uns schlecht geht, warum denn dann? Gnill zieht aus, die Verhältnisse im Kleinen darzustellen und zu zeigen, dass nicht alle einverstanden sind. Einer zumindest nicht: "Sie sind sauer, dass ist lustig - und ich hab viel Spaß dabei". Allerdings. Und den hört man.Gnill ist letztlich so unglaublich weit entfernt von dumpfem Rock-Mackertum, von Elektrofrickler-Bescheidwisser-Attitüde oder Zeigefinger-Moralapostelmetaphorik, dass man einfach nicht anders kann als das alles hier verdammt großartig zu finden. Auch live ist das so. Wenn er auf die Bühne kommt, den charmanten Dilettanten mimt, ein bißchen schüchtern, ein bisschen zurückhaltend zuerst - um dann umso fetter rauszuhauen. Das begeistert, das ist super - finden nicht nur Nerds. Gnill vermag viele, unterschiedlichste Menschen zu begeistern und für sich einzunehmen - vom Indie-Rock-Fan mit verschmierter Hornbrille über den tanzend-schwitzenden Elektrodance-Fetischisten bis zum Kopfnicker-Popper, der zu den Melodien mitswingt. Am Ende sind sie alle glücklich. Und er auch. Das Album sollte bald kommen. Bald! Und bis dahin gibt..s Kaffee... oder auch Tee.Der Sven