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Rap und Soulmusik und das alles auf deutsch, das war bislang nicht die Killerkombo. 70.000 verkaufte Einheiten aber sprechen eine deutliche Sprache. Vor allem in diesen Zeiten. So viel haben Rapsoul von ihrem letzten Album verkauft und damit so etwas wie den Nerv der Zeit getroffen.Viel passiert in einem Jahr. Backstreet Boys-Tourneesupport. Erstes Album. 4 Singles. Eigene Tournee etc. Liest sich super; aber wäre ja gelogen,wenn's nur Bergauf gegangen wär. Das Leben ist eine Achterbahn. Das ist nicht neu, stimmt aber trotzdem - genau so wie Krieg scheiße und Frieden gut ist.Das stimmt auch. Und so ging es eben im Großen und Ganzen auf und ab.Privat läuft nämlich manchmal nicht alles so wie im Beruf, manchmal läuft's sogar total entgegengesetzt. Und wenn man dann draußen steht, auf der Bühne,die Scheinwerfer im Gesicht, dann möchte man manchmal vielleicht gar nicht dort stehen, sondern sehnt sich nach einer Zeit zurück, in der alles einfach und geregelt war und das schlimmste was einem passieren konnte, war, dass man die Hausaufgaben vergessen hat.Und genauso ist es manchmal, wenn man nach dem Auftritt in den Club geht und dort Damen trifft, die zu mehr bereit sind, als mit einem Schach zu spielen, dann genießt man das und lacht und tanzt und säuft die Nächte durch. Wir sind jung, wir sind frei, wir nehmen alles mit und man staunt über sich und die Welt und die Möglichkeiten, die sich vor einem auftun. Doch dann kommt vielleicht der Moment, nur ein kleiner Augenblick. Nur ein Aufblitzen im Augenwinkel. Nichts Großes, nichts Besonderes. Ein kleiner sachter Stich ins Herz und man erinnert sich an sie, an die erste große Liebe, die ersten großen Gefühle und dass man sie doch noch immer im Herzen trägt und vermisst. Trotz oder gerade wegen des grellen Neonlichts, das einen blendet,wenn man zu direkt hineinschaut.Oder an anderen Tagen, da fühlt man sich super und großartig und man denkt, man ist der King und ein neues Auto habe ich mir auch geleistet und die Tour war doch ausverkauft und die Mädels lieben mich und der Vorschuss fühlt sich dick und prall an auf dem Konto und man hat es doch geschafft, richtig geschafft, nicht so bankkaufmannsmäßig sondern so richtig. Popstar,oder? Und dann kommen die Eltern der neuen Freundin, mit ihrem gebrauchten Auto und dem spießigen Reihenhausgesicht und ihr Horizont reicht tatsächlich nicht weiter als bis zur Tuja-Hecke und sie erklären dir ins Gesicht,dass ihre Tochter nichts ist für dich, oder besser gesagt du nichts für sie und du spürst aus jedem Wort, das dein Ohr erreicht und doch irgendwie nicht erreicht - aus all dem Blablabla - hörst du nur einen Satz heraus. Du bist schwarz. Unsere Tochter ist weiß. Du bist ein Popstar. Was ist das schon? Wir wollen einen ordentlichen Schwiegersohn. Und du drehst dich um und du gehst und du hoffst, dass sie mitkommt und ihren Eltern beweist, dass sie dich wirklich liebt, aber sie bleibt stehen und steht dort in der Tür des Reihenhauses irgendwo in Offenbach und dort bleibt sie stehen. Ihr ganzes Leben lang.Und manchmal ist das geil, in den Flieger zu steigen und die Welt zu entdecken. Es glitzert. Es funkelt und die Häuser sind noch höher als die, die man schon kennt. Und die Luft ist anders. Weicher und wärmer. Und die Menschen sind anders. Cooler, professioneller. Und man steht über den Dächern einer fremden Stadt und unten wälzt sich der erleuchtete Verkehr durch all die erleuchteten Straßen und man nippt an seinem Drink und alles ist ein Film. Wie im Film. Und man kann es kaum glauben, so irreal ist alles. So schön. So großartig. So geil. Und dann kommt etwas, womit du nie gerechnet hättest. Ein Gefühl, von dem du gedacht hast, dass es für dich gar nicht existiert. Ein Gefühl, so banal und altmodisch. So platt und fast schon peinlich. Doch dieses Gefühl überrollt dich und du kannst gar nichts dagegen machen. Es ist Heimweh. Heimweh nach so etwas wie Frankfurt.Kann man nichts machen. Gibt's.Und das Leben ist toll und großartig. Manchmal ist das Leben so prall und griffig wie ein frischer Sommerwind am Meer. Wie eine Fahrt auf einer Luxusyacht und die Traumfrau am Strand und manchmal ist es eben leise und sanft und man wünscht sich nichts mehr als mit dem einen Mädchen, der einen durch die Nacht zu gehen. Hand in Hand. Nicht viel sprechen, einfach nur da sein und ihre Nähe, ihre Wärme spüren. Und wieder an einem anderen Tag,da möchte man das Leben trinken, in vollen Zügen, selbst wenn der letzte Rest bitter schmeckt. Alles auskosten. Nichts verpassen! Doch es hilft alles nichts. Irgendwann ist es vorbei. Das pralle und das leise, das große und das bescheidene. Die letzten Sonnenstrahlen erhellen dein Gesicht. Du hörst das Meer rauschen. Es ist nicht mehr weit. Deine Füße wollen dich nicht mehr tragen, aber du musst es schaffen. Hinter der Düne ist es schon. Du kannst es spüren. Du wirst es schaffen. Du musst es schaffen, nur jetzt nicht aufgeben. Und schließlich ist es da. Das Ziel. Die Freiheit nach der wir alle suchen. Vielleicht finden wir sie hier. Am Ende der Reise. Am Ende eines langen Marsches. Am Ende der Reise.Und von dieser Reise erzählt dieses Album. 17 Songs und das Wort Song kann man an dieser Stelle ruhig mal wieder wörtlich nehmen. Starke Lieder. Popsongs. Musikalisch gereift, auf dem Weg richtige Stars zu werden, beschreiben RAPSOUL ihre Welt, die von verrückt und unglaublich bis nervig,alltäglich reicht. Steve und Jan liefern den Beweis ab, dass sie sehr gute Storyteller sind. Jan vielleicht mehr die Storys vom Herz her. Steve, der Typ für die Bewegung durch den Alltag. Eingefasst von CJ Taylor, der den Geschichten seine ganz eigene Note und Sichtweise beisteuert und der die Stücke musikalisch auf den Punkt bringt.Zusammen mit den musikalischen Beats, die es geschafft haben, jede Stimmung, jede Gemütslage und Verschiebung im Kopf einzufangen und zu vertonen,ist ACHTERBAHN ein großartiges Popalbum geworden. Bombastisch, stampfend. Leise verspielt und sentimental. Dancefloorkracher und Feuerzeughymnen. Alles drin. Weil, manchmal muss man schreien vor Lust. Manchmal möchte man kotzen und manchmal man sich einfach nur verkriechen. Vor Angst.Das ist ACHTERBAHN fahren. Das ist das Leben.