Laut Eigenauskunft macht der Berliner Robert Defcon aka Splatterdandy "den Sound, den Deutschland verdient". Wenn das stimmt, steht es freilich schlimmer um die Republik als wir das ohnehin schon befürchtet hatten.
Es ist schwer, in der Welt des Antipop-Agitators, der musikalisch im weitesten Sinne unter HipHop/Elektro einzuordnen ist, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden und wahrscheinlich ist das auch gar nicht so wichtig. Ob er wirklich in der Nachbarschaft Erich Honeckers geboren wurde und mit vier seine Eltern ermordete oder sein Philosophie-Studium mit Leichenwäscherei und Drogenhandel finanzierte - wir wissen es nicht. In jedem Fall kann man dem Mann und seinem Werk einen gewissen Geisteswitz nicht absprechen. Defcon bietet reichlich Projektions- und Reibungsfläche - in welche Richtung auch immer.
Letztlich muss wohl jeder selbst entscheiden, ob er das Gesamtkunstwerk Splatterdandy, zu dem neben der Musik noch der leider bislang unveröffentlichte, aber in Auszügen im CD-Booklet abgedruckte Roman "Korrupt" gehört, als Kritik an der modernen Mediengesellschaft erkennt - oder schlichtweg als infantilen Schwachsinn empfindet.
Text: Torsten Groß
Terminal Porn - Defcons Porn-Blog bei der Taz
Splatterdandy downloadenDisco 9/11: www.splatterdandy.com
Gefangener der Bewegung 11. September: www.splatterdandy.com
PRESSEERKLÄRUNG ZUM 11. SEPTEMBER
Jetzt kann jeder entscheiden, was mit Splatterdandy passiert. Seine Biographie ist ersetzbar durch andere. Überrascht war ich, als Robert Stadler in der Taz schrieb, dass alles nicht stimmt, was über Splatterdandy gesagt wird. Eine Geste der Aufklärung? Als wäre das abgekartete Spiel, das Splatterdandy darstellt, nicht von jedermann als Dehnungsübung mit der Wahrheit erkennbar, um eine Aussage darüber zu machen, was es mit dem auf sich, was gemeinhin für wahr gehalten wird: Sido zum Beispiel, wenn er auf MTV zu Gruselklängen mit Siff-Fotos aus seiner früheren WG auf Ghetto mimt - im Taff-, im Explosiv-Stil. Lustig, aber noch nicht der kritische Umgang mit der Wahrheit, der mir vorschwebt. Splatterdandy ist als Fiktion entworfen, die in den Geschichten seiner fickrigen Jünger ebenso wie in der medialen Schreibe weiter entwickelt werden kann, ja: muss, bei der es nicht darauf ankommt, eine Form von verborgener, explosiver oder non-explosiver „Wahrheit“ über den Künstler zu de-chiffrieren, sondern die Idee des Explosiven, Sensationellen, des Ereignisses zu unterlaufen, indem es Ereignis wird.