sebastian ingenhoff

Der Kurzroman "Rubikon" ist 2006 im Ventil Verlag erschienen.
Den oben angehefteten Auszug hat Philipp Neubauer gelesen.
Ãœber "Rubikon":
Was machen drei achtjährige Poststrukturalisten in der Dorfschule? Sie versuchen, die Welt mit ihren ausgesuchten und hochtrabenden Worten zu erobern - und müssen sich ansonsten im Pausenhof verprügeln und überhaupt wegen ihrer Eigenart rund um die Uhr von sämtlichen Autoritäten demütigen lassen. "Unsere Waffe war das Wort", erinnert sich der Ich-Erzähler, "aber wenn du in der Dritten bist, da hilft das Wort nun mal nicht viel. In der dritten Klasse wird relativ wortlos gekämpft. Die Fäuste flogen nur so wild umher und trafen dabei dies und das und unter anderem gerne mal einen von uns."
Der junge Kölner Autor Sebastian Ingenhoff verlegt mit seinem Literaturdebüt "Rubikon" die in Teenager-Romanen so gerne verhandelte Person- und Menschwerdung in die von Krisen nur so durchgeschüttelten Jahre der Kindheit. Genauer: ins Jahr 1986 zwischen Challanger-Absturz, Tschernobyl-Katastrophe und Pershing-II-Raketen.
Doch während im Kalten Krieg gerade das Konzept Abrüstung einen Hype erlebt, gelangen der Ich-Erzähler und seine beiden poststrukturalistischen Außenseiterfreunde, der dicke Lars und der schlaue Lukacs, durch Zufall an eine heimtückische Waffe, die ihr Leben auf einen Schlag verändert: Ein Bottich Buttersäure, der unter dem Bett von Lars' Vater aufgefunden wird, liefert den nötigen Kampfstoff für einen Anschlag auf die örtliche Filiale eines Hackfleischgrillkonzerns. Voller Witz und postmodernem Anspielungsreichtum schildert Sebastian Ingenhoff den weiteren Befreiungskampf seiner Protagonisten gegen Fleischesser, Schule und Dorf-Kleingeist, quasi "jeder Satz ein Knaller", so wie es sich auch die drei tapsigen Poststrukturalisten für ihr weiteres Leben vorgenommen haben. Wie schön, dass der Lars, der Lukacs und der Ingenhoff jetzt allen anderen gewesenen und zukünftigen AußenseiterInnen so unterhaltsam von ihrem Ausbruch aus der Hölle Kindheit erzählen.
(Text: Arno Raffainer)
[ Ventil; Mainz 2006; ISBN 3-931555-81-X ] [ http://www.ventil-verlag.de ]