Die Ufer des Solperikstik
We can hear it from the woods
The endless and undefined
Such strange melodies
But familiar to ous souls
Tell me, why don’t you sing with me ?
(aus „Midnight Song“)
Die Kulisse ist ein malerisches Dorf, eingezwängt zwischen hohen Bergen und den Ufern des tiefsten Sees der Schweiz. Alles in Murg ist ruhig, abgesehen von ein paar Vögeln, die sich noch nicht nach Süden aufgemacht haben, um dem nahenden harten Winter zu entfliehen.
Aber plötzlich ist da etwas anderes. Auf einmal ist die Luft erfüllt von harmonischen Klängen, die sich gleichzeitig so fremd und doch vertraut anhören. Bei näherem Hinhören kann man den Ursprung dieser Töne feststellen; ergiessen sie sich doch aus einem kleinen verrauchten Raum in einer lange schon stillgelegten Textilfabrik.
Es ist der Proberaum der Band Satilos, wo die Formation gegründet und gestaltet worden ist; wo möglicherweise ein neues Zeitalter der Musikgeschichte eingeläutet wurde, indem ein neuer Stil erschaffen wurde, den man Solperistik nennt. Das heisst nach den spärlichen Angaben der Erfinder so in etwa „gute alles-umgebende Einflüsse von vor und nach der Geburt“. Was nun wirklich etwas wage tönt, entpuppt sich als aufregende Mischung aus Indie- und Alternativerock mit stilweisenden Elementen aus Funk, Blues und Reggae.
Aber bis hierhin war es ein langer Weg seit den grauen Vorzeiten der Band. Die Erfolgsgeschichte startete im Sommer das Jahres 2004, als Dominik, Fabio und Thomas dem beschaulichen Dorfleben abzusagen gedachten und entschieden, zusammen Musik zu machen. Sie hatten nicht den Hauch einer Ahnung, was von da an noch kommen würde, aber die das Zusammenspiel ihrer drei Gitarren gab ihnen einen Rahmen um ihren Ansichten und Gefühlen Ausdruck zu verschaffen. Der Proberaum war allerdings zu der Zeit noch vielmehr ein Partylokal, und daher gaben sich dort auch immer wieder neue Leute die Klinke in die Hand. So geschah es, dass die Gruppe schon bald um Alexander den Schlagzeuger und den Keyboarder Petar erweitert wurde.
Es bedurfte irgendwann einem ausufernden Feste um auch einen Namen für das fortan etwas ehrgeizigere Projekt zu finden. So wirklich überzeugende Erklärungen für das pseudospanische Fantasieprodukt „Satilos“ sind allerdings von den Jungs schwer zu bekommen. Unter Anbetracht der feuchtfröhlichen Umstände scheint aber wohl die Erklärung von mittlerweile Bassist Dominik der Wahrheit am nächsten zu kommen: Wenn man sich die Etikette eines Salitos-Biers lange genug anschaut, würden sich die Buchstaben l und t umkehren.
Mittlerweile ergaben sich aus zahlreichen exzessiven Jamsessions einige instrumentale Songs mit sehr sanftem reggaetonem Charakter. An einem Wald-und-Wiesen-Festival wagte sich die Band damit erstmals auf eine Bühne. Lediglich bei einigen Hippies fand bereits dieser Sound Anklang, der ein wichtiges Fundament dessen darstellt, was später zu Solperistik werden sollte.
An einem windigen Herbsttag im Jahre 2005 war es James, der als letzter der kompletten Satilos-Formation in die Band stolperte. Er ergänzte die Lieder mit seiner charismatischen Stimme und Texten, die mit sardonisch bis apokalyptisch zu beschreiben sind. Doch erwachsen war ihre Musik noch nicht geworden.
Noch immer spielten sie sehr weiche, fast meditative Tunes. Dann passierte etwas, so ungefähr ein Tag vor ihrem ersten live Auftritt in der kompletten Besetzung. Mehr ungewollt, da sie so nervös waren, spielten die Jungs ihre Songs viel schneller und dynamischer als je zuvor, und es berührte ihre Seelen. James begann erstmals so richtig mit den Rhythmen zu tanzen und zu rocken – mittlerweile eine sehenswerter Bestandteil der live Performances von Satilos. Es war die ungewollte und doch so dankbar angenommene Verschmelzung mit dem Rock & Roll, welcher das Fehlende Element in ihrer Musik gewesen war. Nur erreichte der ganze Sound seine Erfüllung: Solperistik. Der folgende Gig war nicht mit anderen Worten zu vergleichen als „fucking amazing!“
Der Anklang auf Satilos war nun riesig. Erst in der Region Sarganserland und Walensee, wo sie es innert Kürze bereits mit etablierten Bands aufnehmen konnten. Doch das Ziel dieser Band war es schon da, schnellstmöglich auch interregional bekannt zu werden. Und so folgten bald wichtige und erfolgreiche Konzerte in Zürich, St. Gallen, Winterthur oder auch Altdorf. Die wohl magischste Nacht erlebte die Band aber wohl in der Kantonsschule Sargans (wo die Hälfte der Jungs zur Schule gegangen war), als sie in der proppenvollen Aula 2000 Leute zum Kochen brachten und das Publikum auch nach etlichen Zugaben noch immer frenetisch feierte.
Ein Meilenstein wurde im Frühjahr 2007 gelegt, als die sechs Musiker erste Studioluft schnupperten und eine Demo-CD mit Songperlen wie „Why don’t you move away?“ oder „Fire burn“ aufnahmen. Nebst dem, dass die Band nun um so leichter Veranstalter kontaktieren kann und den Labels etwas zum Vorlegen hat, kommen nun eingefleischte Fans auch zu Hause in den Genuss der Lieder, die längst zu Konzertklassikern geworden sind.
Nicht, dass sich die Satilaten nun gemütlich zurücklegen würden, nein, das passt nicht zum Ehrgeiz der Jungs. Fleissig sitzen vermutlich gerade in diesem Moment im selben verrauchten Raum und schreiben neue Musik, um die Zuhörer einmal mehr zu verblüffen. Viele Kritiker und Fans sagen Satilos eine grosse Zukunft voraus. Auch als Alexander Anfang 2008 die Band verlässt, wird die Entwicklung nicht gestoppt. Mit Mike ist schnell ein würdiger Ersatz gefunden, der sich nahtlos in die Formation eingliedern lässt. Tatsächlich ist es so, als wenn der neue Drummer schon ewigs dabei gewesen ist. Ein weiteres Anzeichen dafür, dass sich das Begonnene nicht mehr aufhalten lässt!
Wo auch immer es die Sechs noch hin verschlagen mag – immer werden sie ihre Wege wieder zurück an die Gestade des Walensees führen, wo sie auftanken, sich inspirieren lassen und ihrer Musik weitere Tiefe verleihen und damit zu neuen Höhen aufsteigen werden.