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Luise Pop, 2004 gegründet, veröffentlichten im März 2009 ihr Debutalbum „The Car The Ship The Train“ (Asinella Records).
Wenn Luise Pop vom Aufbruch singen, bekommt das alte F-Wort endlich den verdienten neuen Glanz. Es geht ums Unterwegs sein („Pirate Isle“, „At The Gas Station“, „Run Away“), aber auch um die Bewegung des Luise-Pop-Feminismus: Der eröffnende Song „Boys“ mit seinem schicken Surfgitarrensolo erzählt heiter, schlau und zornig von einer nach wie vor selbstverständlich von Jungs geprägten Öffentlichkeit: „Boys of every size and colour, egg-shaped or rectangular/It’s a contagious and dangerous disease/It’s boys overload.†Der Song „Feminist Terrorists“ – knapp als Neo-New Wave-Post Riot beschreibbar – ist der Handlungsaufruf zur Gegenstrategie: „They may not be pretty, they may not be smart, but they got guns, yeah, and that’s a start.“
Die Multiinstrumentalistinnen Vera Kropf (Leadgesang, E-Gitarre, Ukulele, Lap Steel Gitarre, Baritongitarre, Beats) und Lisa Berger (Leadgesang, Keyboards, Glockenspiel, Beats) machen sich auf, die Selbstverständlichkeit der Jungsherrschaft zu zerstören. Dazu singen sie mit den Stimmen verrauchter Engel und melancholischer Lerchen. Gemeinsam mit Andreas Spechtl, der hier Schlagzeug spielt, sind sie eine Band, die schick und sexy ist, ohne Geschlechterstereotypen zu bedienen. Sich nonchalant verneigend vor den Young Marble Giants, Sonic Youth, Tuxedo Moon und Le Tigre, haben sie den Luise Pop Song erfunden.
Die Ästhetik der Collage, die das Cover zeigt, ist die Verbindung zu Musik und Produktionsart. Während der kampflustige Song „Boys“ mit Schlagzeug klassisch analog aufgenommen ist, mischen sich in „In The Park“ programmierte Beats und eine knackige 80er Jahre-Engländergitarre. In „Pirate Isle“, dem schönen Song vom langen Reisen („Dive from the coast of Jan Mayen/To San Francisco bay/My echosounder’s guiding me/Await me there in Mayâ€), glitzert ein Glockenspiel in die Gesangsmelodie, das Keyboard imitiert ein Theremin.
Der Luise Pop Song, das ist Lisa Bergers Keyboard, das wavig triumphiert („Feminist Terrorists“) und dann wieder als kleines herzzerreissendes Klavier erscheint („After We Wake Up“); das ist die Teufelsgitarristin Vera Kropf, die ihre Saiteninstrumente sanft mit den Fingern spielt oder brachial verzerrt; es ist Spechtls kompromissloses Schlagzeug und die Chöre, die die Melodien noch tiefer in das Herz des Zuhörers stoßen und die Schönheit männlicher Backgroundstimmen offenbaren, die in der Popmusik sonst viel zu selten sind („At The Gas Station“, „After We Wake Up“). Luise Pop Songwriting, das ist die unendlich traurige und lakonische letzte Zeile von „10086 Sunset Boulevardâ€: “Funny how gentle people get with you once you’re dead.â€
Luise Pop haben das Album im eigenen Studio am Stadtrand von Wien selbst aufgenommen, arrangiert und produziert. Nicht nur die Songs, auch diese Arbeitsweise werden Musikerkolleginnen in Bewegung bringen.
(Text: Julie Miess)
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