About Me
--Abart -- So wie das Leben wirklich spielt -- Etiketten sind herrlich. Mit Etiketten lässt sich alles so schön einfach zuordnen, abfertigen und ad acta legen. Die Schubladisierung vereinfacht die Welt. Noch viel tragischer als die überschnelle Etikettierung ist jedoch, unser Bemühen den Schubladen der allgemeinen Akzeptanz wegen, gerecht werden zu müssen. Im künstlerischen Bereich führt das zu einer öden Angleichung. Beispiel Rap: Es gibt Streetrapper, die böse sind, Clubrapper, die arschfixiert sind und Blüemlirapper, die harmlos sind. Das „Image“ wird bedient, die Akteure erscheinen austauschbar. Als Hörer weiss man meist schon im Voraus, was einen erwartet. Dabei schreibt das Leben doch weiss Gott spannendere Geschichten und ist weder immer nur von Glanz&Gloria, noch immer nur von der Flucht vor der Polizei geprägt. Vom reellen Leben, vom Auf und Ab, von hellen und dunklen Momenten, von Geschehnissen über und unter der Nebeldecke, berichtet der Basler Rapper Abart auf seinem ersten Album. Ein trotz allem locker vorgetragenes „Wäggselspil“ der Gefühle und Stimmungen, aus dem nicht nur 28 Jahre Lebenserfahrung, sondern auch fast zehn Jahre Rap-Handwerk sprechen. Und folgerichtig ist die wichtigste Frage des Albums nicht „Wie mach ich am meisten Kohle?“ oder „Wie kann ich die Leute am meisten beeindrucken?“, sondern „Who Am I?“.-- In punkto Rap können wir zur Beantwortung dieser Frage einige Fakten liefern: Gut sieben Jahre sind vergangen seit sich Nico Jucker alias Abart mit seiner Gruppe Taktpakt erstmals ins Rampenlicht wagte. Seither sind, oft gemeinsam mit befreundeten Basler Gruppen wie Brandhärd, Freakanoid oder Stuuberocker, alle wichtigen Bühnen des Landes geentert und in den Milieu Studios bei Altmeister Vasi (die Maxi „Grundstai“, 2002) und Brandhärd-Produzent Mr. Fierce (das „Streettape“ und die EP „Wasch Wichtig Zur Zit“, 2004) drei Tonträger aufgenommen worden. In jenen fast schon heiligen Hallen, in denen seit 1999 eine Maxi, ein Streettape und eine EP komplettiert wurden, ist nun auch Abarts Soloalbum entstanden. Nach der gemeinsamen Zeit mit den Leimentaler Kollegen, erwies sich Juckers Mitteilungsdrang – auf dem Track „Mi Läbe e Baustell“ spricht er von der befreienden Wirkung des Schreibens – als weitaus stärker als der seiner Mitstreiter. So entschloss er sich das Albumprojekt alleine zu vollenden. Unterstützt haben ihn dabei die Mitglieder des neu gegründeten TripleNine-Kollektivs, allen voran die Brandhärd-Mitglieder DJ Johny Holiday und Mr. Fierce. Neben ihren präzis ins düstere, teils gar bedrückt anmutende Soundkonzept eingepassten Beats und Cuts, steuerten auch die Taktpakt-Kollegen, sowie SimonAyEm und Zitral Reime und Rhythmuswerk bei. Entstanden sind Tracks, die „zu fett und mächtig“ für eine Schublade, und wohl zu „dreckig und klassisch“ für die Charts sind, aber die gemeinsam eine Einheit bilden und trotz der oft klassischen Machart in keinem Moment altbacken wirken. Eine Einheit, die sich aus Gegensätzlichem bildet und unter dem Gesamtmotto „I bi und blieb Kämpfer und oft unverstande/Has immer chönä handle, bi nie undergange“ steht. Denn auch wenn die Grautöne überwiegen, die harten Zeiten die guten Zeiten in den Schatten zu stellen scheinen, verfällt Abart nie ins Jammern, sondern zeigt sich stets bestimmt, oft bissig und immer kämpferisch. „Man muss im Leben immer wieder für sein Glück und seine Zufriedenheit kämpfen. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie. Mein Kampf ist, dass ich oft zwei Wochen vor dem nächsten Zahltag schon fünf Lappen im Minus bin. Solche Sachen halt“, sagt Abart, der sich auf dem Album nie mit raptechnischen Spielereien aufhält, sondern sich voll auf die nachdrückliche Übermittlung seiner Gemütszustände konzentriert: von lockerndem Battlerap, zur Vertonung von depressiven Schüben, Aggressionen, Lethargie, Ernüchterung, und Betrachtungen aus der Perspektive eines notorisch genervten Clubbers (auf dem von Mr. Fierce meisterlich unter Electro-Strom gesetzten Videotrack „Clubhanger“), aber eben auch Ausgeglichenheit, Hoffnung und Glück. So etwas ist selten geworden. Abart arbeitet auf seinem Solodebüt kraftvoll mit der Farbpalette der menschlichen Existenz.--
TripleNine Members
Abart