MadSioux

Fernweh
Dem echten Fernweh ist mit Vernunft schwer beizukommen. Es schmerzt so, wie die Liebe schmerzen kann. Die Liebe nach dem Unbekannten. "Ach vergeblich, das fahren" heißt es bei Gottfried Benn. Vielleicht. Aber ich fahre trotzdem immer wieder. Bahnöfe mit ihren Bienengesumm, mit Koffer schleppenden Menschen, ein- und ausfahrenden Zügen, mit Fahrplänen, Abfahrtsschildern, den in der Luft liegenden Erwartungen haben für mich eine Magische Anziehungskraft. Genauso wie Häfen mit iheren Duft des nahen Wassers und der schreienden Möven.
Flugplätze weniger, den Fliegen betrügt einen. Man liest ein oder zwei Zeitungen, bekommt Imbiß und Kleinigkeiten, blickt auf ein Meer von Wattewölkchen oder auf den Hut der Dame vorne links; vielleicht schläft man auch etwas und schon landet man in Rom, London, Paris oder New York. Das mag bequem sein und ist für Geschäftsreisen unerläßlich, aber man fühlt sich schließlich immer betrogen um einige 1000 km und um viele Erlebnisse. Auch Autofahren ist nicht das Wahre. Das Auto nimmt seinen Stallgeruch mit und am Fuße der Akropolis erinnert es einen an das, was man eigendlich ein mal vergessen wollte. Wozu reise ich schließlich ? Doch wohl, um den "Milieupanzer" einmal loszuwerden.
Es ist mir bekannt, das der Deutsche auch in der Ferne das Vertraute sucht, in Paris Frankfurter Würstchen verlangt und in Rimini singend fragt "warum ist es am Rhein so schön?"
Wozu um alles in der Welt reisen die Menschen ? Keiner von denen, die auf der Rückreise von reichlichem oder oder miesem Essen erzählen, von Kellnern und Taxifahrern, die sie übers Ohr gehauen haben, von dreckigen und faulen Landbewohnern --- keiner von diesen allen, die ihre Gewohnheiten und Vorurteile immer mit sich herumschleppen, kann beweisen, daß er wirklich reisen muß. Daß er sich danach sehnt, seinen "Milieupanzer" abzulegen, um in anderen Städten oder Ländern müßiggehend unter fremden Menschen sein vielleicht verschüttetes ICH wiederzufinden. Der an Fernweh leidende will in eine Liebesbeziehung zur Fremde eintreten. Wie ein Liebender möchte er sich aufgeben, um sich im anderen wiederzufinden. Wie aber soll eine Liebesbeziehung gelingen ohne den Abstand, den allein Humor und Tolleranz verleihen ?
„Die Wirklichkeit erkennt man am besten an den Fluchtorten, die sich die Menschen schaffen“
Rainer Werner Fassbinder * 31. 05. 1945 - 10. 06. 1982
„Ich versteh unter Punk, wenn überhaupt irgendetwas, dann einen individuellen Anarchismus, eine Auflehnung, eine Weigerung, die erst am äussersten Rand auch in der Kleidung in Erscheinung tritt.“
Dieter Meier ("No Fun", Nr. 11/78)
„Ich habe keine Angst vor denen, die ihre Meinung äußern, nur vor denen, habe ich ein Grauen die ihre Meinung nicht äußern.“
Pablo Picasso - * 25. 10. 1881 - † 08. 04. 1973
„Wir leben in einer Zeit vollkommener Mittel und verworrener Ziele.“
„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“
Albert Einstein - * 14. 03. 1879 - † 18. 04. 1955
U.S. Navy Vintage Paper

Kreuzfahrt

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