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Die Sterne

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Wie wenige andere nur schaffen es Die Sterne aus Hamburg, schrecklich komplizierte Sachverhalte in einen Song zu komprimieren. Die Komplikationen und Komplexitäten entfalten sich dort nochmal und schwingen. Das führt dazu, dass die Sterne eine dieser Lieblingsbands sind, die man sich sogar gerne mit anderen teilt. Wie oft ist man sich schon besonders klug vorgekommen, nur weil man dank der Sterne jenen Kniff gefunden hat, „Fickt das System“ zu sagen: Indem man wie in ihrer Single von '92 „Fickt das System“ einfach ein „Keine Parole wie die:“ davorsetzt. Wie oft hat man sich dabei ertappt, auf einmal ganze Songs auswendig zu können, gestern Abend mit dem Dudelsack eingeschlafen von „Wenn dir St. Pauli auf den Geist fällt“, heute schon aufgewacht mit dem Refrain von „Hier ist mein Standpunkt“. Das verallgemeinernde „man“ ist auch bei „Räuber und Gedärm“ bei aller subjektiver Rumschwärmerei wieder angebracht: Die Sterne haben noch alle gekriegt.
Ihr nunmehr achtes Studioalbum führt runderneuert das Oeuvre fort: Die herzliche Wucht der Platte bestätigt den Eindruck, Die Sterne sind eh immer ganz andere. Denn alleine im Zeitraum zwischen 2004 und dem beginnenden 2006, haben sie alle wieder ihre Dinge gemacht neben dem Sternentum. Frank Spilker las auf Bühnen gemeinsam mit Knarf Rellöm und Thomas Ebermann Texte von Erich Mühsam und Jules Vallés , Thomas Wenzel wurde Vater und Richard von der Schulenburg ging solo mit neuem Album auf Tour. Christoph Leich gründete sein eigenes Label Materie Records, wo nun das erste Album-Release von Pascal Fuhlbrügge ansteht, der vor den Sternen gemeinsam mit Leich bei Kolossale Jugend spielte.
„Räuber und Gedärm“ klingt richtig gut beieinander, und das haben die Hamburger in zwei Trainings-Camps so hingekriegt. Zuerst wurde kompakt im Proberaum einer befreundeten Band in Tschechien geprobt. Hier wurde der Weg geebnet. Nachdem das Statement des Nichteinverstandenseins mit „Das Weltall ist zu weit...“ gegeben war, sollte diesmal nicht nur ein Konzept die Platte beherrschen. Poppige Melodien im harten Sound sollten es werden, das war ihnen schnell klar und als Orientierung genug, und dieser Geist beherrschte dann auch die zweite konzertierte Probe-Aktion. In Fresenhagen fand sie statt, auf dem Landsitz der ehemaligen Ton Steine Scherben.
14 Songs haben den Sommer der Doppel-Session überdauert. Sie finden sich auf „Räuber und Gedärm“: Bis auf das von Spilker verfasste „Unsere Ideen sind genital“ sind alle durch die Zusammenarbeit der Bandmitglieder entstanden. Und so eröffnet ein beschwingtes Orgel-Thema zu einem Motown-Beat einen Song wie „Alles sein Gutes“, und in feierlicher Lakonie meint Spilker: „Es könnte qualmen oder so“. Diese ganze Platte schaukelt so. Hin und her zwischen Witz und Lamento, her und hin von Ballade zu Indie-Rocker, wobei das ja Die Sterne erfunden haben, dass man bei Indierock auch an Funk denken mag.
„Was ist mein kleiner Grashalm“ rührt an mit seinem Piano reitenden Kopfnicker-Rhythmus, und „Als ich der Versuchung widerstand“ erinnert im Schunkel-Groove an Johnny Wakelins Hit aus den Siebzigerjahren „In Zaire“. Auch in den straighten Songs wie „Es gibt nichts Spannenderes“ oder dem Titelstück „Räuber und Gedärm“ hat der neue Bandgeist – so konsequent im Kollektiv sind die Stücke schon lange nicht mehr entstanden – zu einer neuen Merkwürdigkeit der Melodien und Sounds geführt. Das jetzt psychedelisch oder freaky zu nennen, führte wohl auf eine falsche Assoziationsfährte. Dafür ist die Band zu klar im Kopf. Doch das Spielen in der Gruppe hat hier zum Spaß auch am Spiel selbst geführt.
Der punkoide Rocker „Ich bin billig!“ zeigt exemplarisch, wie sie mal wieder Text und Sound verschränken: „Ich bin billig, nimm mich mit!“ fleht Spilker, und die Instrumente stolpern schäbig. Auch weitere Songs wenden das Vokabular des Handels und der Warenwelt auf zwischenmenschliche Beziehungen an („Abends Ausgehen“), oder thematisieren das Durchdringen sämtlicher Lebensaspekte durch den zunehmenden Erwerbsdruck („Es gibt nichts Spannenderes!“). Dabei liefern sie jetzt schon immergrüne Aphorismen wie „Es ist für seine Größe eigentlich ziemlich klein“ aus „Abends ausgehen“. Was auch in den eher grundsätzlichen Texten Spilkers gelingt, etwa, wenn er in „Am Pol der Macht“ feststellt: „Und egal wieviel Päpste sterben, es ist noch nicht vollbracht. Du bist wohl immer noch nicht nah genug am Pol der Macht.“ Mit dieser Ode ans private Älerwerden im politischen Unglück legen Die Sterne den Finger auf die Wunde. Das wirkt.
Produziert und damit geholfen, dass es besser wirken kann, haben diesmal mehrere Menschen am Pult. Das ist neu für die Sterne. Peta Devlin, Musikerin bei Cow, Oma Hans und Produzentin von z.B. Superpunk, hat die Aufnahmen gemacht und Die Sterne mit ihrer Musikalität beeindruckt. Abgemischt haben: Chris von Rautenkranz (Sterne- und Blumfeld-Produzent seit langer Zeit), Gregor Hennig (Robocop Kraus, Philip Boa) und Michael Ilbert, der es neben den Cardigans und Hives auch schon mit Tocotronic zu tun hatte.
Zu den Gastmusikern zählen Lado-Manager Stephan Rath (Percussion,) Christine Schulz von Novack und die auch als „Nixe“ bekannte Rebecca Walsh. Im Brüllchor von „Es gibt nichts Spannenderes!“ taucht schließlich noch Mense Reents (Egoexpress, Stella) auf. Der Hamburger Künstler Stefan Thater hat das Cover gestaltet. Sie alle erhärten den Verdacht, dass immer, wenn Räuber, Gedärm etc. die Launen vermiesen, irgendwo doch ein paar Himmelskörper funkeln.
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My Interests

Music:

Member Since: 01/01/2006
Band Website: http://www.diesterne.de/
Band Members: Thomas Wenzel (bass)
Richard von der Schulenburg(keyboard)
Frank Spilker (vox, git.)
Christoph Leich (drums)

Sounds Like: dorfdisko
hund am strand
virginia jetzt
sternbuschweg

Record Label: Unknown Indie
Type of Label: Indie

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