Die Übergangsregierung ist gerade schwer beschäftigt, ihr Debütalbum aufzunehmen. Die Begeisterung hat uns fest im Griff. Da wir gemerkt haben, dass die bis jetzt hier zu hörenden Versionen von Songs da sowas von gar nicht mithalten können, haben wir sie kurzerhand gelöscht. Zack.
Und vielleicht steigert der Verzicht auf Hörbares ja auch bei dem ein oder anderen die Vorfreude aufs Album ;-)
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Die Nacht war kurz. Die Aschenbecher quillen über, der billige Fusel hat gestern noch seine überzeugende Wirkung geleistet. Jetzt der postalkoholische Zustand zwischen der Euphorie der letzten Nacht und den wichtigen Fragen der Twentysomethings: Das alte „Dead Kennedys“-Shirt ist ein wenig zu eng geworden, der Job ist nicht das, was man sich noch vor ein paar Jahren gewünscht hat. Andere haben längst aufgegeben: „Casual Friday“ und „Hallo, Herr Kaiser“ statt Bock und „Wir sind die Geilsten“.
In den Sack hauen zählt aber nicht: Mit der nötigen Portion sympathischer Großkotzigkeit, Übermut und –wichtig- Haltung. Das Wunderbare: Vorgetragen ohne die typische deutsche Bratwurstigkeit und Jammerlappenpathos. Mit dem Rotz und der Erfahrung etlicher Nächte auf schimmeligen Juze-Matratzen und der Erkenntnis, dass ein guter Beat die Nacht retten kann.
Die musikalische Früherziehung des Punkrocks schimmert an der Oberfläche ständig durch, das Händchen für Melodie & Arrangement toller Popsongs ist da. Daneben spielt das Diktat der Tanzfläche eine zentrale Rolle: Neben ehrlichem Schweiß soll hier getanzt werden! Die Euphorie einer geilen Clubnacht Hand in Hand mit der inhaltlichen Auseinandersetzung des alltäglichen Wahnsinns. Und das Ganze so ehrlich, charmant, eloquent und lebendig, dass man sich in schlimmen Silberjuli-Zeiten freut, dass hier jemand mit Herzblut und Aufrichtigkeit seine eigene Definition deutschsprachiger Musik aufstellt: Im Koordinatensystem der heißen, anglophilen Bands, die Rockmusik wieder diskokompatibel gemacht haben und den heimischen Kapellen, die auf der guten Seite stehen.