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Rumba Congolaise

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Rumba Congolaise das musikalische Herz Afrikas
Als Laurent Kabila vor Jahren die Macht übernahm, ernannte er - neben anderen - auch die Sängerin und Tänzerin Tshala Muana und den Musiker Tabu Ley Rochereau, der einst als erster Musiker des Kongo im prestigeträchtigen Olympia in Paris auftrat, zu Parlamentsabgeordneten und verhalf ihnen so zu einem geregelten Einkommen. Nichts Neues in Zaire, das heute Demokratische Republik Kongo heißt und wo solche Gefälligkeitsgesten Tradition haben. Doch das Land ist ausgeblutet. Und auch die kongolesische Musik, die einst ganz Afrika in Atem gehalten hat, liegt am Boden. Ihre Stars leben heute in Brüssel oder Paris und produzieren seit Jahren mit den immer gleichen Studiomusikern kommerzielle Meterware von der Stange. Im Kongo selbst können MusikerInnen ihren Beruf kaum mehr ausüben. "Ich würde mich wundern", meinte der Gitarrist Bopol Mansiamina, "wenn man heutzutage einen Satz Saiten in Zaire auftreiben könnte." An der Misere dürfte sich wenig ändern, dass nun Kabilas Sohn von seinem ermordeten Vater das Zepter übernommen hat.
Dabei besaß "Leo la Belle", das einstige Leopoldville und heutige Kinshasa, einmal das musikalisch aufregendste Nachtleben in ganz Afrikas. Die MusikerInnen lebten gut damals. "Während der Präsident noch mit dem Fahrrad fuhr", erzählte der Gitarrist Dizzy Mandjeku einmal, "hatten die Wendos und Bowanes schon ihren Cadillac." Eine Mode jagte damals die nächste. Die jungen Leute gründeten Modeclubs mit Namen wie Super Plyboys, Supreme Surfs oder Universe, man lief in Cowboyhüten durch die Straßen, und Westernfilme waren der Hit. Cite Joyeuse Über 150 Ethnien lebten damals in der "Cite Joyeuse", dazu kamen Franzosen und griechische Händler. Die belgischen Kolonialherren praktizierten eine Apartheid mit strikt nach Ethnien getrennten Wohnviertel und öffentlichen Plätzen. Anders die französische Kolonialverwaltung auf der gegenüberliegenden Seite des Kongo-Flusses, in Brazzaville. Sie war zwar liberaler, versuchte aber, die AfrikanerInnen mit französischer Kultur zu "zivilisieren". Paradoxerweise ließ gerade die rassistische Abgrenzung der Belgier den Kongolesen den Raum, in den "Quartiers Indigenes" von Leopoldville ihre eigene Popmusik zu entwickeln - den Rumba Congolaise.
Das Musikbusiness war zu dieser Zeit hauptsächlich in der Hand griechischer Händler .Offen und immer am Puls der Zeit, versorgten sie die Stadtbevölkerung per Schellacks mit den neuesten Tanzstilen, Polka Pikes, Rumbas, Beguines und dann Cha Cha Chas. Die Plattenfirmen verfügten über eigene Hausbands, die sich um herausragende Instrumentalisten gruppierten. 1955 bekam etwa der legendäre Gittarist Franco seine erste Chance beim Label Loningisa, die wahrscheinlich bedeutendste Band aus der Taufe zu heben: OK Jazz. Und auch sein großer Gegenspieler Joseph Kabasele gründete seine nicht weniger gefeierte Band African Jazz bei Label Opika.
Mit seinem "Independance Cha Cha" schrieb Joseph Kabaseles 1960 den Soundtrack zur Unabhängigkeit nicht nur des Kongo, sondern ganz Afrikas. Der Text war ein Fanal, aber auch die Aufnahmequalität übertraf alles bisher Dagewesene. Die Verwendung von Echo-Effekten durch den Gitaristen Dr. Nicos fasziniert die Kongolesen. Kabasele reiste 1960 auch zu den Unabhängigkeitsverhandlungen nach Brüssel und entdeckte dort, dass sich der Chef seiner Plattenfirma für alle seine Songs als Komponist hatte eintragen lassen und kräftig Tantiemen kassiert hatte.
Afrika um jeden PreisMitten in den politischen Wirren der Sechzigerjahre riss dann General Mobutu die Macht im Zerfall bedrohten Kongo an sich, benannte Leopoldville in Kinshasa um und startete seine "Authenticité"- Kampagne. "Wir müssen", predigte Mobutu im Radio, "um jeden Preis unsere Kultur reafrikanisieren". Inspiriert von einem Besuch bei Mao Tse-Tung, verbot er kurzerhand westliche Anzüge und Krawatten als Ausdruck kolonialer Bürokratie und entwarf ein nationales Kostüm," abacost" genannt.1974 holte er sich für knapp 10 Millionen US-Dollar den Kampf Muhammad Ali gegen George Foreman ins Land und setzte damit auf die internationale Landkarte. Kurz darauf beginnt seine Zairisierungs-Kampagne, bei der Mobuto sämtliche ausländische Firmen enteignen und unter seinen Getreuen verteilen ließ. Der Gitarrist Franco wird aufgrund seiner guten Beziehung zu Mobuto zum Präsidenten der Musik-Gewerkschaft Umiza und zum Chef des einzigen Plattenpresswerks Zaires und benutzt seine Macht zu eigenen Zwecken. Er genehmigt Tourneen anderer Gruppen nicht, verbannt Lieder aus dem Radio und behindert jene Orchester, die seiner Band OK Jazz Konkurrenz machen. Bis Anfang der 70er die "Nouvelle Generation" auf den Plan trat: während der elegante Kabasele fürs reiche Establishment spielte und der weniger gebildete Franco als Stimme der einfachen Leute Kinshasas gefeiert wurde, definierten junge Bands den Rumba Congolaise neu und begeisterten mit ihrem wilden, an westlichen Rock angelehnten Line-up. Die Bläsersätze flogen raus, stattdessen standen jetzt rohe Gitarren im Vordergrund, unterstützt von Schlagzeug und Elektrobass. Statt der Paartänze durfte jetzt auch allein getanzt werden, statt Anzüge und Krawatten trugen die Musiker Jeans und T-Shirts, und statt steifer Nachtclubs gab es jetzt auch Bars. Und neue Moden: Legendär wurde Papa Wemba, als exzentrischer König der Mode-Bewegung La Sape. Auf der Bühne zog der "pape de la sape" schon mal seine Schuhe aus und balancierte sie auf seinem Kopf, damit die anwesenden Fernsehkameras das Markenetikett seiner teuren Weston-Schuhe sahen. "la Griffe" nennt man das bis heute, den Tanz der Etiketten. In einer seiner la-Sape-Hymnen singt Wemba. " Matebu, am Tag unserer Hochzeit, da werde ich Giorgio Armani, Daniel Hechter und J. M. Weston tragen"... Botschafter der Mode.
Doch es ist ein Tanz auf der Kippe. Missmanagement und Nepotismus drücken die Wirtschaft Zaires zu Boden. Auch löst die Kassette als neues Medium das Vinyl ab. Mit ihr beginnt in Afrika das Zeitalter der Raubkopien. MusikerInnen müssen ihren Lebensunterhalt von nun an im wesentlichen mit Auftritten bestreiten, und der Exodus beginnt. Eine der Schlüsselfiguren dabei ist der Sänger Sam Mangwana, "le pigeon voyageur", der 1977 in Abidjan die "African All Stars" gründet. Innerhalb eines Jahres nehmen sie acht Alben auf und landeten zig Hits. Viele folgten seinem Vorbild und suchten ihr Glück im Ausland. Franco und Rochereau, die beiden großen Rivalen, ziehen Mitte der 80er mitsamt Orchester nach Paris, als sie Schwierigkeiten mit Mobutu bekommen. In Paris treten die beiden Konkurrenten erstmals zusammen auf. Doch als Franco 1989 stirbt, ist die Zeit der großen Orchester endgültig zu Ende.
Danach beginnen, die "grauen 90er". In Paris entstand eine von Studiomusikern beherrschte, glatte Partymusik, die Soukous genannt wurde. Schon in den 80ern hatte sich die Szene aufgesplittert. Durch ihre Präsenz in Europa beginnen die Bands aber erstmals außerhalb Afrikas Gehör zu finden; Ende der 80er wittern einige europäische Labels im Soukous sogar einen Nachfolger für den Reggae. Doch Soukous-Stars wie Kanda Bongoman schafften letztlich den Sprung in den Pop-Mainsteam nicht, ja nicht einmal zu richtigem Weltmusik-Ruhm. "Die kongolesische Musik von heute hat keine Seele mehr", urteilt der Gitarrist und Komponist Bopol Mansiamina über die Gründe für dieses Scheitern. "Ich hatte noch die Chance mit großen Musikern wie Papa Noel, Dr. Nico, Tabu Ley Rochereau und Sam Mangwana zu arbeiten - Leute, die ihr Metier beherrschten. Als ich 1969 anfing, da haben wir mit Liebe Musik gemacht. Heute höre ich mir die Sachen, die in Paris gemacht werden, kaum mehr an. Alles, was sie machen, ist, in ihren Songs irgendwelche Namen zu zitieren, egal von wem. Wenn du ihnen Geld gibst, dann singen sie auch über dich." So lässt sich auch erklären, warum eine legendäre Figur wie Wendo, der heute in Paris lebt und seine goldenen Tage auch in finanzieller Hinsicht längst hinter sich gelassen hat, etwa ein Lied für Laurent Kabila schrieb. Mit der Musik scheint heute die wichtigste Quelle des kongolesischen Selbstbewusstseins versiegt. Trotz all der Diamanten, des Kupfers und Öls. Die Freude im Kongo wird immer noch in den Noten eines Songs gemessen.
Dj.Zipflo : stellt in seinen Programmen die kongolesische Musik vom afrikanischen Kontinent und jene aus dem Exil gegenüber. Rumba Congolaise & Soukous sowie Wenge Musik.

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