Daniel Dexter + Schrödingers Katze profile picture

Daniel Dexter + Schrödingers Katze

About Me

Ich wurde am 14.06.1978 in Merseburg geboren, einer Stadt, oder vielmehr einem Vorort von Halle an der Saale, eingedeckelt zwischen Leuna und Buna, diesen großen DDR- Chemiedreckschleudern nach sibirischem Vorbild. Das hatte –während meine Kindheit ablief- zur Folge, dass die Menschen hier 10 Prozent mehr verdienten als anderswo in der DDR und dafür 10 Jahre eher starben. Die Häuser in Leipzig- Plagwitz erinnern mich noch heute daran: das subtile Grau in Grau, der Wind, der aus allen Richtungen kommend den Himmel verdunkelte, vollgesogen mit Rauch und Asche. Für uns Kinder bedeutete das: Schultage, die wegen Smog- Alarm ausfielen, das staatlich geförderte Klettern auf Spielplatz- Gerüsten, wo die eigene Hand nur schemenhaft sichtbar war. Dahinter- nichts.Ich lernte das Klavierspielen mit 5 Jahren, im Rahmen der musikalischen Früherziehung. Man lernte dort auch, den eigenen Namen in Quart- und Quinten zu singen. Es gab rigide Benotung auf alles, auch bei den Jüngsten, der man sich allerdings durch ebenso rigides Geheule entziehen konnte. Der Mann, der mir Klavierspielen beibrachte, hieß Erdmenger, ein pensionierter Erdkundelehrer mit gewaltiger Nase und aschgrauer Elvis- Tolle im Gesicht, der, wie er mir oft erklärte, den Sinn einer klassischen Ausbildung darin sah, irgendwann Boogie Woogie spielen zu können. Ein wirklicher Fan. Manchmal denke ich an ihn. Ich denke: Er muss längst tot sein. Seine Finger werden auf der Wolke der Boogie- Woogie- Pianisten herumhämmern; seine Stimme jedes afrikanische Stammesdorf benamsen, über das er hinwegfliegt.Unsere Familie war eine Großfamilie- vier Mädchen, alle rund 10 Jahre älter als ich, ein 2 Jahre jüngerer Bruder, wir beide der Zement einer aus Verzweiflung geschlossenen Ehe. Meine Eltern waren beide künstlergeschädigt, als sie sich trafen. Meine Mutter durch einen gewalttätigen Kameramann. Mein Vater durch eine chronisch untreue Sängerin. Meine Eltern hielten einander für einen Teil ihres jeweiligen emotionalen Erholungsprogramms. An guten Tagen gaben sie sich das Gefühl, aus der Hölle entronnen zu sein. Doch darüber sprechen sie nie, zumindest nicht vor anderen. In unserer Familie spricht man über DINGE, die unerledigt geblieben sind, wortwörtlich zwei Mal täglich, in unerträglicher Perpetuierung des Nicht- Mehr- Änderbaren. Meine Eltern sind die stoischsten Menschen, die ich kenne. Sie werden immer zusammen sein. Eigentlich unglaublich, aber so ist das eben mit der Angst, allein zu sterben. Man erträgt sogar die Abwesenheit von wirklicher Kommunikation.Die Arbeit in der Musikschule zeigte erste Fortschritte. Ich komponierte. Mein erstes Lied – ich war zehn – hieß „Der Ball ist rund“ und würdigte die vielen kleinen Jungen aus den Neubaublöcken ringsum, die sich zum nachmittäglichen Fußballspiel einfanden, das auf einem 30 m x 30m großen Platz stattfand. Die Tore wurden von zwei Bänken dargestellt, dazwischen harte, festgetretene Erde und hin und wieder jemand, der einen Tritt zuviel kassiert hatte. Wir waren richtige Jungs, keine Waschlappen. Unsere Spannungen lösten wir mit gut getimten Blutgrätschen. Bis zum Beginn des Gymnasiums, (ein Ereignis, das zufällig mit der großen Wende zusammenfällt) begegneten wir uns als gleiche unter gleichen, doch als die Trennung erst einmal vollzogen war, durch Kleidung, Vokabular und Musikgeschmack, verlor auch die Basisdemokratie auf dem Fußballplatz ihren Reiz. Zumindest scheint es mir so, als hätte ich damals nicht so viel gefoult wie ich gefoult wurde.Die Erlösung von diesen Zuständen wurde mir wie so vielen Menschen durch die evangelische Kirche zuteil. Vielmehr von deren hipper Untersektion, den unvermeidlichen „Jesus Freaks“. In unsere kleine Stadt wurde diese Lehre, die man an dem programmatischen Ausruf „Jesus ist geil“ erkannte, durch einen jungen Pfarrer namens Georg Warnecke getragen, der - vormals Heroin- Junkie am Hamburger HB – spät, aber nicht zu spät einen Seitenpfad in die Rechtschaffenheit gefunden hatte. Solch ein spät gefundenes Glück ist aber nicht leicht zu handhaben. Man muss gehen, wohin man befohlen wird. Ab Juni 1992 hörte man in den engen, denkmalgeschützten Straßen rund ums Schloss das vormals ungehörte Motorengeräusch einer gebrauchten Yamaha, darauf der neue Pope mit wehenden Haaren und obligatorischem Jesus – Bart. Der Bart begann im Gespräch zu zittern, wann immer der Name des Heilands fiel. Georg übernahm die Junge Gemeinde. Seine erste Amtshandlung bestand in der Gründung eines Gospelchors, worin es nicht nur einen Platz für mich, sondern auch für alle meine zukünftigen Ex- Freundinnen gab. Wir waren viele, Kinder aus gutem Haus, Genies aus schlechten Häusern, Pfarrerssöhne und vor allem Pfarrerstöchter. Wir sangen und diskutierten über Gott. So entstand eine Gemeinschaft, die von niemandem aufgezwungen war. Warum sagt Gott, du sollst keine Götter neben mir haben, wenn er doch der einzige ist? Ich stellte laufend solche Fragen, im Kampf gegen fragwürdige Autoritäten. Statt einer Antwort vermutete Georg zu Recht, dass ich nicht mit dem Herzen glaubte. Er taufte mich trotzdem. Wegen des Termindrucks. Was hat es mir gebracht? Nun, der Anschlag meiner hinter dem Rücken gekreuzten Finger ist eher Gospel als Boogie Woogie.1998 war ein turbulentes Jahr für mich. Schulende. Die Möglichkeit, etwas von der Welt zu sehen. Ich trampte nach London, mit dem festen Vorsatz dort zu bleiben. Bereits am zweiten Tag wurde mir mein Geld gestohlen (oder auf unbestimmte Dauer ausgeliehen, aber das ist eine lange Geschichte). Thomas, ein Schwede, der die üblichen Gassenhauer in einer Seitenstraße des Piccadilly Circus zum Besten gab, sah mich kopflos nach meinem Schuldner fahnden. Fragte verschwitzt oder verschmitzt von der Seite, ob ich Musik mache oder meine Gitarre nur zu Werbezwecken herumtrage. Musik und Literatur habe er studiert, so Thomas. Darüber hinaus erzählte er von seinem Wunsch, gewisse Frauen, die mit den großen Einkaufstüten, im Verbund zu penetrieren. Fünf Minuten später waren wir Partner. Er spielte, ich sang. London war gut zu mir. Es gibt eine ganze Reihe Anekdoten aus dem Straßenmusikermilieu, die alle damit enden, wie man aus irgendwelchen Soho- Clubs rausgeschmissen wird. Entscheidend für meine Wahl, Musiker zu sein, war wohl eher das, was sich nicht so ohne weiteres vermitteln lässt: nämlich in höchster Verzweiflung und Erschöpfung immer weiterzumachen, die Stimmbänder jeden Tag über Grenzen hinweg zu führen, hinter denen sich Sinn und Zweck vollständig auflösen… Währenddessen wurden in Merseburg Vorbereitungen zu meiner Rückkehr getroffen. Andrzej Kubisztal, Organist, Schriftsteller, Enfant Terrible der dortigen Kneipenszene, mein väterlicher Freund und Mentor, veranstaltete auf Drängen meiner damaligen Freundin ein Voodoo- Ritual, das zur Folge hatte, dass meine Rockstarambitionen in einer regnerischen englischen Zeltplatznacht von unheilbarem Heimweh dahingerafft wurden.Das Studium in Leipzig begann im Oktober. Meine Wahl fiel auf Religionswissenschaft und Musikwissenschaft. Beide Fächer brauchten keinen NC, konnten also spontan belegt werden. Ich pendelte täglich zwischen Merseburg und Leipzig, das sind etwa 30 Kilometer, studierte, lektorierte in einer studentischen Kunstzeitschrift namens Federweise, veröffentlichte erste Kurzgeschichten, spielte mein erstes Album ein (50: 50, zusammen mit Olliver Wichmann), hatte eine Affäre mit einer Schwarzmagierin, die mir nach und nach den Verstand auffraß, und schaute mich nach einer Band um, die sich mein Songmaterial draufdrücken würde. Ich fand Rondy und Jochen, vielmehr: sie fanden mich, per Anzeige, worin es hieß, es werde ein Sänger gesucht. Die beiden kamen aus dem Folkbereich, ihre gerade in Auflösung befindliche Band hieß „Don’t go slow“. Was mir sofort gefiel: Dass sie nicht doof waren. Ein Mediziner und ein Physiker, vor denen man nichts verstecken oder abklemmen musste. Es brauchte aber eine Weile, bis wir uns aneinander gewöhnt hatten. Immerhin waren sie schon damals 10 bzw. 15 Jahre älter als ich. Nach einer sehr akademischen Freitagnachtdiskussion beschlossen wir, die Band „Schrödingers Katze“ zu nennen. Unser Publikum bestand im Wesentlichen aus unserem Freundeskreis (daran hat sich nicht viel geändert). Die kamen und kommen dann nach dem Konzert, um gute Ratschläge zu erteilen: Du darfst nicht so nuscheln! Du musst mehr mit dem Publikum sprechen! Später: Warum singst du so artikuliert? Die Leute wollen Musik hören, sonst nüscht! Und so weiter. Rondy und Jochen rieten mir damals, deutsche Texte zu schreiben, was sehr ungewohnt war. Ich habe Dylan immer Kunze vorgezogen. Ein Grund: Die deutsche Sprache ist ein bisschen unmusikalisch. Es gibt –im Gegensatz zum Englischen- nur wenige kurze Wörter, die vieles zugleich bedeuten. FUCK zum Beispiel. Hat sich schon mal jemand die Mühe gemacht, wirklich alle Bedeutungen von FUCK rauszukriegen? Und… Haben wir was Vergleichbares? Nee!Im Frühjahr 2004 lieh mir mein damaliger WG- Genosse ein Vierspurkassettengerät. Man brauchte eine Weile, um den Mechanismus und vor allem seine Schwachstellen zu überlisten, aber es war, Schraube hier, ein Stück Pappe da, trotzdem möglich, damit aufzunehmen. Was ich dann auch ziemlich monomanisch tat. Der Zeitpunkt war wohl so gewählt, dass gerade nichts verlockend genug gewesen wäre, um mich von meinem Vorhaben abzulenken: Die Beziehung zur Mutter meiner Tochter zerbrach gerade. Mein Job in einem psychiatrischen Weglaufhaus kostete mehr Nerven als zum Abschuss freigegeben. Und, der wichtigste Punkt von allen: Die Songs produzierten Endlosschleifen in meinem Kopf. Selbst Straßenbahnfahren ist verdammt schwierig, wenn dir immer irgendeine Melodie im Kopf herum spukt. Ich schloss mich mit dem Gitarristen Sebastian König, der auch immer für die hübschen Artworks zuständig ist, zwei Tage im Proberaum ein. Wir nahmen ein paar Lieder auf, die meinen zerrissenen Zustand protokollierten. Einer Freundin spielte ich die Vorabmischung vor. Auf der CD – Hülle stand „Rohschnitt“, als klare Kennung, dass es sich nicht um ein fertiges Produkt handelt. Der Name gefiel ihr allerdings viel besser als der, den ich mir überlegt hatte. So blieb es dabei: „Rohschnitt“ Ich schickte das Album nach Lübeck zu Zellglas Records(die hatten einen entsprechenden Aufruf im Internet veröffentlicht) und die wollten’s haben. Unglaublich! Die erste Plattenfirma, die ich anschreibe, sagt gleich zu! Das musste ein Omen sein. Oben in Lübeck einigten wir uns noch gleich auf ein Nachfolgealbum, diesmal unter „professionellen“ Voraussetzungen. Dies bedeutete zugleich den Startschuss für die Querelen rund um „Dienstag vor der Revolution.“Die Grundbänder von "Dienstag vor der Revolution" wurden im Juli 2005 aufgenommen, in Olafs Küchenstudio, das damals noch eine…naja…erträgliche Bruchbude war. Jene Aufnahmen gelangten nach Lübeck. Dort wurden Keyboards und Gesang hinzugefügt. Als es dann im Frühjahr 2006 ans Mixing ging, wurde schnell klar, dass Zellglas ganz andere Ziele mit meiner Musik verfolgte. Die ersten Abmischungen, die ich zu hören bekam, klangen wie…Zweiraumwohnung oder so. Hab ich noch im Giftschrank. Die Drums waren durch Elektronik ersetzt worden, die Gitarren zersägt und geloopt. Nach hitzigem Mailaustausch endete unsere Zusammenarbeit nicht gerade im besten Einvernehmen. Die Band kaufte das Material zurück. Wir zerstritten uns aber in der Folge über die Frage, was mit den Spuren geschehen soll. In Eigenregie produzieren? Komplett einstampfen und Schwamm drüber? Der Löwenzahn Verlag, namentlich Uli Doberenz, half - Gottseidank! ¬- aus. Nach etlichen Verzögerungen mischten Thomas Hauck und ich im August 2007 alles neu ab. Kein Meisterwerk der Klangfülle, aber -wie ich finde- songdienlich. Und jetzt sind alle happy, dass die Wurst doch zwei Enden hat.

My Interests

Music:

Member Since: 1/22/2008
Band Website: www.schroedingers-katze.info
Band Members: Daniel Dexter (Gesang, Keyboard) Stefan Chüo (Gitarre) Susann Bähnisch (Bass, Geige) Jochen Gille (Schlagzeug)Freie Mitarbeiter:Sebastian König (Gitarre) Christoph Abee (Gitarre) Sandra Fink (Gesang) Kay Woitzik (Schlagzeug, Gitarre) Glenn Horvath (Schlagzeug)
Influences: Nachfolgend eine Auflistung von Inspirationen für die Stücke auf "Dienstag vor der Revolution: Ja, sie tut’s. Entstanden August 2002. Mara wollte Musik mit mir machen. Oder auch mich generell besser kennenlernen. Sie sang gut, solange wir allein waren. Wir trafen uns einmal die Woche im Proberaum in der Brandvorwerkstraße. Drei Meter unter der Erde, weitab vom Alltag. Anstatt Musik zu machen, deklamierten wir die meiste Zeit unsere ach so verschiedenen Leben. Sie in der Mitte ihres Madame de Stäel – Salons und ich im „Friends“ beim rituellen Kalaschnikoff – Wettsaufen. Ab und zu hauchte sie ein: „Oh, DARAUS könnte man etwas machen.“ Als Mara sich entschloss, ihre Energie ganz in die Literatur zu stecken, konnte ich das gut verstehen. Draußen in der Welt muss man wissen, was man will. Vermisse sie trotzdem. Briefe an Julia. Entstanden Oktober 2004, nach einem CD- Frustkauf. Halbsinfonisches von einem meiner Helden. „The Juliet Letters“, Elvis Costello und das Brodsky Quartett. Selten gehört und –soweit ich mich erinnere- nur in Anwesenheit von Gästen. Wegen des intellektuellen Anstrichs. Costello schrieb in den Liner Notes, dass er sich beim Texten vorgestellt habe, es handle sich um Briefe an Julia Capulet. Wer, wenn nicht sie, so Costello, könne Fragen über die Liebe mit Bestimmtheit beantworten? Seltsamer Zufall: Zeitgleich lernte ich eine Frau namens Julia kennen, die Theaterstücke schrieb. Ihre Gunst gewann ich durch eine versuchte Schlägerei am Leipziger Literaturinstitut. Niemand traute sich, trotz angespannter Lage, was Julia mit den Worten „So eine Rückgratlosigkeit!“ kommentierte. Er, sie, es. Eines der ältesten hier versammelten Lieder. Datiert Sommer 2000. Der Text ist Resultat wilder Träume, die sich an die Lektüre von „100 Jahre Einsamkeit“ anschlossen. Eine Geschichte von Abhängigkeit und Selbsttäuschung. Der Held sucht den Schatz des gelobten Landes „El Dorado“. Ein eingeborenes Mausi hält ihn warm in den Nächten. Diese jedoch ist eine Doppelspionin a) für den Auftraggeber Miguel Vasquez und b) für die Ureinwohner. Die angedeutete Liebesbeziehung bleibt ein roter Hering. Die Mission erfüllt sich erst durch die Liquidierung des Helden. Jenny. Das Lied ist erst sehr spät fertig geworden. An einem diesigen Januarmorgen 2006 in Lübeck, wenige Stunden bevor wir den Gesang aufnahmen. Zugegeben sehr autobiographisch. Die Affäre mit Anne hatte gerade erst begonnen, und es fühlte sich, wie Udo Lindenberg sagen würde, so groß an, dass ich kein Bedürfnis verspürte, den Suppenhaaren (ein sehr netter Freund und ein sehr kleines Kind) Beachtung zu schenken. Es wäre auch unnötig gewesen: Unmittelbar nach meiner Rückkehr nach Leipzig verabschiedete sich Anne für ein Jahr nach Bolivien. Ich versuchte, irgendeinen Standpunkt dazu einzunehmen. Sollte ich unsere gestohlenen Momente trivialisieren? Idealisieren? Analysieren? Entmystifizieren? Oder in praktischen Worten: Sollte ich auf Anne warten? Oder sie einfach vergessen? Dienstag vor der Revolution. Textlich eine schwere Geburt. Der Marsch- Rhythmus (die Musik war, wie bei mir üblich, schon da) gibt etwas Militantes vor. Ich muss zwangsläufig an Menschenballungen denken, wenn die Gitarren so peitschen. Demonstration und so etwas. Niemand weiß , wer zieht und wer schubst. Aber wenn du stehenbleibst, trampeln sie dich nieder. Imperative, durch Megaphone gebrüllt. Überteuerte Limonade. Verlegene Steinflugkurven. Die unvermeidliche Ironie besteht darin, dass dieselben Leute im Supermarkt verzweifeln, weil sie sich nicht für eine Wurstsorte entscheiden können. Dass die dieselben Leute, die behaupten im Recht zu sein, den GANZEN Laden in die Luft sprengen. Der Text ist keine Kapitalismuskritik und auch keine Superindividualismuskritik im streng Sloterdijkschen Sinne. Sondern die Aufforderung, den Geist so weit wie möglich zu machen, um sich eine Umwälzung der Verhältnisse überhaupt erst einmal vorzustellen. Wie positioniere ich mich in Bezug auf Revolution und Konsorten? - Kommt drauf an, wie weit oben ich in der Nahrungskette schwimme. Eins plus eins. Das zweite Lied, das in direktem Zusammenhang mit Anne steht. In zwei Stunden im Dezember 2005 geschrieben, während meine Stimmung zwischen Zuversicht und Entsagung hin- und her pendelte. Ich denke, darin liegt das Geheimnis des Liedes. Dass es einerseits sagt: Eigentlich kannst du nichts mit mir anfangen. Und anderseits: Aber das kann sich ändern. Die Unterschiede sind durchaus überbrückbar, aber es erfordert eine Anstrengung. Niemand weiß, ob sich diese Anstrengung lohnt. Finde es heraus. Sowiewien. Julia, eine andere Dame, die mich offensichtlich mehrfach inspirierte, lud mich im Januar 2005 zu sich nach Wien ein. Ich war sehr abgerissen, als ich dort ankam. Sie pflegte mich, wie man einen kranken Vogel pflegt, der auf dem Fensterbrett sitzt. Sie sagte all diese Dinge zu mir: So, jetzt setzt du dich erst mal hin. Und dann rauchst du, so viel wie möglich. Ruh dich ein bisschen aus. Ich geh währenddessen arbeiten. Und so weiter. Sie baute mich auf, verletzte mich wieder, und baute mich erneut auf. Es ist mir entfallen, in welcher Stimmung ich Wien verließ. Aber das Lied, das dort entstand, lässt vermuten, dass ich es zwischendrin sehr spaßig fand, so herumgeschubst zu werden. Der legendäre Arp. Dieses Lied entstand im September 2004, anläßlich einer Benefizveranstaltung für Transsexuelle. Die teilnehmenden Bands hatten die Aufgabe gehabt, ein deutsches Gedicht zu vertonen. Im Herumbasteln an Hans Arps „Opus Null“ kam mir dann der Gedanke, ein Lied ÜBER den Dichter zu schreiben. Pro forma unter Berücksichtung einiger Arpscher Verse. Sein dadaistischer Ansatz der Kunstzertrümmerung kam mir ganz gelegen. So musste der Text nicht unbedingt Sinn machen. Ist gleichermaßen schwer zu singen, wie schwer zu verstehen. Tod einer Schönheitskönigin. Ende 2002 geschrieben, in drei Stunden Leipziger Moritzbastei. Ich trank Kaffee, blätterte in meinem Notizblock nach griffigen Slogans, und frönte der Überzeugung, an diesem Nachmittag etwas zustande zu bringen. Die erste Zeile, die mir gefiel, war auf Englisch (auch das ist bei mir üblich) und lautete: stagggering into a beach girl’s suicide. Ah ja. Schön und jung und falsche Freunde. Brigitte Bardot- Wimpern. Ein grotesker Detektiv nahm vor meinem inneren Auge Gestalt an, der nur dann fröhlich ist, wenn irgendjemand Schönes, Erfolgreiches gerade umgebracht worden ist. Er muss natürlich einen solchen Fall bearbeiten, und dieser führt ihn tief in seine eigene Vergangenheit . – Ähh…Chinatown? Nicht wirklich. Nur die Narbe. Der Rest fiel dem Reim zum Opfer. Und näher bin ich dem Dichten nie mehr gekommen. Wort zum neuen Jahr. Dezember 2004 geschrieben, in der Eckwohnung auf der Karli. Dresen, Anna und ich hingen nur so rum. Der Computer lief den ganzen Tag. Wir wählten unsere Teams bei “Age of Mythology“ aus. Die KI bekriegte sich dann selbst, während wir, Instant- Kaffee in rauen Mengen verbrauchend, einen Euro auf den voraussichtlichen Sieger wetteten. Ich bekam langsam das Gefühl, den Anschluss an die Szene zu verlieren. Freunde, die ich als mittelmäßig begabt empfunden hatte, als wir noch gemeinsam vom großen Ruhm geträumt hatten, veröffentlichten ihre ersten Bücher. Schwärmten vom kalten Büfett auf Ausstellungseröffnungen. Engagierten sich für den Nachwuchs. Was blieb mir übrig, als sie zu verunglimpfen? Zwielicht. Das mit Abstand älteste Lied auf der Platte. Ich schrieb es im Sommer 1998 in Ingolstadt, Bayern. Für den Text gab es keinen besonderen Anlass, soweit ich mich erinnere. Ich steckte damals in einer langjährigen Beziehung, die keine Anstalten machte, irgendwann zu Ende zu gehen. Wohl einfach eine Fingerübung, inspiriert von der Erkenntnis, sich am falschen Ort zur falschen Zeit zu befinden. Johanna. Datiert aus dem Februar 2005. Meine beste Freundin hatte Geburtstag und ich wollte ihr zu diesem Anlass durch die Blume mitteilen, dass ich mich wohl langsam in sie verliebe. Johanna war denn auch recht beklommen, ohne den Grund dafür irgendwo festzumachen zu können. Ein halbes Jahr später war es dann aber soweit: Wir konnten uns nicht mehr in die Augen schauen ohne gleichzeitige versteckte Erwartungen. Sehr ungute Situation. Die Freundschaft zerbrach daran.
Sounds Like: der deutsche Bob Dylan und der deutsche Elvis Costello in Personalunion
Record Label: RUM Records
Type of Label: Indie

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