Member Since: 1/22/2008
Band Website: www.schroedingers-katze.info
Band Members: Daniel Dexter (Gesang, Keyboard)
Stefan Chüo (Gitarre)
Susann Bähnisch (Bass, Geige)
Jochen Gille (Schlagzeug)Freie Mitarbeiter:Sebastian König (Gitarre)
Christoph Abee (Gitarre)
Sandra Fink (Gesang)
Kay Woitzik (Schlagzeug, Gitarre)
Glenn Horvath (Schlagzeug)
Influences: Nachfolgend eine Auflistung von Inspirationen für die Stücke auf "Dienstag vor der Revolution:
Ja, sie tut’s.
Entstanden August 2002. Mara wollte Musik mit mir machen. Oder auch mich generell besser kennenlernen. Sie sang gut, solange wir allein waren. Wir trafen uns einmal die Woche im Proberaum in der Brandvorwerkstraße. Drei Meter unter der Erde, weitab vom Alltag. Anstatt Musik zu machen, deklamierten wir die meiste Zeit unsere ach so verschiedenen Leben. Sie in der Mitte ihres Madame de Stäel – Salons und ich im „Friends“ beim rituellen Kalaschnikoff – Wettsaufen. Ab und zu hauchte sie ein: „Oh, DARAUS könnte man etwas machen.“ Als Mara sich entschloss, ihre Energie ganz in die Literatur zu stecken, konnte ich das gut verstehen. Draußen in der Welt muss man wissen, was man will. Vermisse sie trotzdem.
Briefe an Julia.
Entstanden Oktober 2004, nach einem CD- Frustkauf. Halbsinfonisches von einem meiner Helden. „The Juliet Letters“, Elvis Costello und das Brodsky Quartett. Selten gehört und –soweit ich mich erinnere- nur in Anwesenheit von Gästen. Wegen des intellektuellen Anstrichs. Costello schrieb in den Liner Notes, dass er sich beim Texten vorgestellt habe, es handle sich um Briefe an Julia Capulet. Wer, wenn nicht sie, so Costello, könne Fragen über die Liebe mit Bestimmtheit beantworten? Seltsamer Zufall: Zeitgleich lernte ich eine Frau namens Julia kennen, die Theaterstücke schrieb. Ihre Gunst gewann ich durch eine versuchte Schlägerei am Leipziger Literaturinstitut. Niemand traute sich, trotz angespannter Lage, was Julia mit den Worten „So eine Rückgratlosigkeit!“ kommentierte.
Er, sie, es.
Eines der ältesten hier versammelten Lieder. Datiert Sommer 2000. Der Text ist Resultat wilder Träume, die sich an die Lektüre von „100 Jahre Einsamkeit“ anschlossen. Eine Geschichte von Abhängigkeit und Selbsttäuschung. Der Held sucht den Schatz des gelobten Landes „El Dorado“. Ein eingeborenes Mausi hält ihn warm in den Nächten. Diese jedoch ist eine Doppelspionin a) für den Auftraggeber Miguel Vasquez und b) für die Ureinwohner. Die angedeutete Liebesbeziehung bleibt ein roter Hering. Die Mission erfüllt sich erst durch die Liquidierung des Helden.
Jenny.
Das Lied ist erst sehr spät fertig geworden. An einem diesigen Januarmorgen 2006 in Lübeck, wenige Stunden bevor wir den Gesang aufnahmen. Zugegeben sehr autobiographisch. Die Affäre mit Anne hatte gerade erst begonnen, und es fühlte sich, wie Udo Lindenberg sagen würde, so groß an, dass ich kein Bedürfnis verspürte, den Suppenhaaren (ein sehr netter Freund und ein sehr kleines Kind) Beachtung zu schenken. Es wäre auch unnötig gewesen: Unmittelbar nach meiner Rückkehr nach Leipzig verabschiedete sich Anne für ein Jahr nach Bolivien. Ich versuchte, irgendeinen Standpunkt dazu einzunehmen. Sollte ich unsere gestohlenen Momente trivialisieren? Idealisieren? Analysieren? Entmystifizieren? Oder in praktischen Worten: Sollte ich auf Anne warten? Oder sie einfach vergessen?
Dienstag vor der Revolution.
Textlich eine schwere Geburt. Der Marsch- Rhythmus (die Musik war, wie bei mir üblich, schon da) gibt etwas Militantes vor. Ich muss zwangsläufig an Menschenballungen denken, wenn die Gitarren so peitschen. Demonstration und so etwas. Niemand weiß , wer zieht und wer schubst. Aber wenn du stehenbleibst, trampeln sie dich nieder. Imperative, durch Megaphone gebrüllt. Überteuerte Limonade. Verlegene Steinflugkurven. Die unvermeidliche Ironie besteht darin, dass dieselben Leute im Supermarkt verzweifeln, weil sie sich nicht für eine Wurstsorte entscheiden können. Dass die dieselben Leute, die behaupten im Recht zu sein, den GANZEN Laden in die Luft sprengen. Der Text ist keine Kapitalismuskritik und auch keine Superindividualismuskritik im streng Sloterdijkschen Sinne. Sondern die Aufforderung, den Geist so weit wie möglich zu machen, um sich eine Umwälzung der Verhältnisse überhaupt erst einmal vorzustellen. Wie positioniere ich mich in Bezug auf Revolution und Konsorten? - Kommt drauf an, wie weit oben ich in der Nahrungskette schwimme.
Eins plus eins.
Das zweite Lied, das in direktem Zusammenhang mit Anne steht. In zwei Stunden im Dezember 2005 geschrieben, während meine Stimmung zwischen Zuversicht und Entsagung hin- und her pendelte. Ich denke, darin liegt das Geheimnis des Liedes. Dass es einerseits sagt: Eigentlich kannst du nichts mit mir anfangen. Und anderseits: Aber das kann sich ändern. Die Unterschiede sind durchaus überbrückbar, aber es erfordert eine Anstrengung. Niemand weiß, ob sich diese Anstrengung lohnt. Finde es heraus.
Sowiewien.
Julia, eine andere Dame, die mich offensichtlich mehrfach inspirierte, lud mich im Januar 2005 zu sich nach Wien ein. Ich war sehr abgerissen, als ich dort ankam. Sie pflegte mich, wie man einen kranken Vogel pflegt, der auf dem Fensterbrett sitzt. Sie sagte all diese Dinge zu mir: So, jetzt setzt du dich erst mal hin. Und dann rauchst du, so viel wie möglich. Ruh dich ein bisschen aus. Ich geh währenddessen arbeiten. Und so weiter. Sie baute mich auf, verletzte mich wieder, und baute mich erneut auf. Es ist mir entfallen, in welcher Stimmung ich Wien verließ. Aber das Lied, das dort entstand, lässt vermuten, dass ich es zwischendrin sehr spaßig fand, so herumgeschubst zu werden.
Der legendäre Arp.
Dieses Lied entstand im September 2004, anläßlich einer Benefizveranstaltung für Transsexuelle. Die teilnehmenden Bands hatten die Aufgabe gehabt, ein deutsches Gedicht zu vertonen. Im Herumbasteln an Hans Arps „Opus Null“ kam mir dann der Gedanke, ein Lied ÜBER den Dichter zu schreiben. Pro forma unter Berücksichtung einiger Arpscher Verse. Sein dadaistischer Ansatz der Kunstzertrümmerung kam mir ganz gelegen. So musste der Text nicht unbedingt Sinn machen. Ist gleichermaßen schwer zu singen, wie schwer zu verstehen.
Tod einer Schönheitskönigin.
Ende 2002 geschrieben, in drei Stunden Leipziger Moritzbastei. Ich trank Kaffee, blätterte in meinem Notizblock nach griffigen Slogans, und frönte der Überzeugung, an diesem Nachmittag etwas zustande zu bringen. Die erste Zeile, die mir gefiel, war auf Englisch (auch das ist bei mir üblich) und lautete: stagggering into a beach girl’s suicide. Ah ja. Schön und jung und falsche Freunde. Brigitte Bardot- Wimpern. Ein grotesker Detektiv nahm vor meinem inneren Auge Gestalt an, der nur dann fröhlich ist, wenn irgendjemand Schönes, Erfolgreiches gerade umgebracht worden ist. Er muss natürlich einen solchen Fall bearbeiten, und dieser führt ihn tief in seine eigene Vergangenheit . – Ähh…Chinatown? Nicht wirklich. Nur die Narbe. Der Rest fiel dem Reim zum Opfer. Und näher bin ich dem Dichten nie mehr gekommen.
Wort zum neuen Jahr.
Dezember 2004 geschrieben, in der Eckwohnung auf der Karli. Dresen, Anna und ich hingen nur so rum. Der Computer lief den ganzen Tag. Wir wählten unsere Teams bei “Age of Mythology“ aus. Die KI bekriegte sich dann selbst, während wir, Instant- Kaffee in rauen Mengen verbrauchend, einen Euro auf den voraussichtlichen Sieger wetteten. Ich bekam langsam das Gefühl, den Anschluss an die Szene zu verlieren. Freunde, die ich als mittelmäßig begabt empfunden hatte, als wir noch gemeinsam vom großen Ruhm geträumt hatten, veröffentlichten ihre ersten Bücher. Schwärmten vom kalten Büfett auf Ausstellungseröffnungen. Engagierten sich für den Nachwuchs. Was blieb mir übrig, als sie zu verunglimpfen?
Zwielicht.
Das mit Abstand älteste Lied auf der Platte. Ich schrieb es im Sommer 1998 in Ingolstadt, Bayern. Für den Text gab es keinen besonderen Anlass, soweit ich mich erinnere. Ich steckte damals in einer langjährigen Beziehung, die keine Anstalten machte, irgendwann zu Ende zu gehen. Wohl einfach eine Fingerübung, inspiriert von der Erkenntnis, sich am falschen Ort zur falschen Zeit zu befinden.
Johanna.
Datiert aus dem Februar 2005. Meine beste Freundin hatte Geburtstag und ich wollte ihr zu diesem Anlass durch die Blume mitteilen, dass ich mich wohl langsam in sie verliebe. Johanna war denn auch recht beklommen, ohne den Grund dafür irgendwo festzumachen zu können. Ein halbes Jahr später war es dann aber soweit: Wir konnten uns nicht mehr in die Augen schauen ohne gleichzeitige versteckte Erwartungen. Sehr ungute Situation. Die Freundschaft zerbrach daran.
Sounds Like: der deutsche Bob Dylan und der deutsche Elvis Costello in Personalunion
Record Label: RUM Records
Type of Label: Indie