E-Mails sind unpersönlich, sagen nichts aus und sind ein Zeichen verarmter Kommunikation - sagen Sie? - Stimmt nicht!
Fakt ist: die neuen Medien haben auch in das Feld der Psychologie Einzug gehalten. Dass man per Chat oder E-Mail mehr als nur oberflächliche Nachrichten austauschen kann, ist auch klar. Aber gleich eine komplette psychologische Beratung ...?
Angela Zeugner und Jan Göritz haben es gewagt und sich dabei allein auf die Schriftform gestützt. Erstaunlich genug, dass auch auf dieser schmalen Basis der Kommunikation, die ohne Gestik, Mimik und direkt erfahrenen Emotionen auskommen muss, eine reichhaltige Beratung stattfindet: von der Zielfestlegung über den alles verändernden Zusammenbruch bis zur Erkenntnis, dass bereits alles da ist, was der Klient zum Leben braucht, ohne die Spitzen auszusparen.
Der "Goldjunge" zeigt beim Lesen ganz nebenbei eine unkonventionelle Art der Beratung auf. Spannend und sogar unterhaltend wirkt das Buch durch Angela Zeugners und Jan Göritz’ Formulierungslust, ohne sich in esoterischen oder spirituellen Bildern zu verlieren. Sie bleiben "grounded" und wagen den Spagat zwischen locker-flockig und besinnlich-ernst. Mal heiter, mal flapsig, aber auch tieftraurig und verzweifelt werden die Lebensstationen des Klienten nach der lösungsfokussierten Methode beleuchtet. Die Lust am Lesen zwischen den Zeilen kommt schon bei der ersten Seite auf; manch einer mag sich dabei ertappen, dass er sich die gleichen Fragen auch schon mal gestellt hat ...