MSG
ADD
Label: Siluh Records
Booking: Hannes Tschürtz | ink music
Auf einem Berg über unserer Stadt. Ein kurzes Luftholen in der Nacht. Eine Flasche Wein kreiste zwischen uns. Wir schauten auf die glimmenden Lichter und warfen uns Träume zu. Siluh Records und Francis International Airport. Keiner wusste wo es hingehen würde, aber dass es wo hin gehen würde, ja musste, das wussten wir alle. Aufbruch war die Devise! Irgendetwas machen mit und für dieses wunderbare Etwas, Musik.
Dieser Abend blieb unvergessen. Ein kurzer Moment eigentlich nur und doch irgendwie für uns als Label so etwas wie ein Innehalten. Ein Innehalten bevor wir uns hinaus stürzten in diese so genannte Industrie, mit all unserer Naivität - bevor wir wussten, wieviel so ein Traum wiegen kann, wenn man ihn wirklich versucht zu stemmen. Einiges an Rückschlägen haben wir seither zu verbuchen, aber auch einiges, das so groß und anders und wichtig war, dass wir es uns damals noch gar nicht vorstellen konnten oder wollten. Die Band hat sich währenddessen zu etwas entwickelt, was sie vielleicht damals schon erahnte, sich wünschte, was sie ansatzweise auf dem spärlich beleuchteten Weg Richtung Großstadtgetümmel andeutete, und was skizzenhaft immer noch irgendwo in unserer Erinnerung blieb. Sie nahmen dabei den vermeintlichen Umweg, ja Rückschritt in Kauf. Das Vergraben in der Provinz, im heimatlichen St. Pölten. Um Songs zu schreiben, umzuschreiben, zu vergessen und wieder neu zusammen zu setzen. Um Demos einzuspielen. Um sich neu, anders und vielleicht besser mit und in ihrer Musik kennen zu lernen. Um sich ein Studio zu bauen, um dann endlich ihr Album aufzunehmen und um wirklich zu einer Band zu werden. Nicht mehr selbstverständlich heute, wo jeder wie es ihm beliebt halb ausgegorene Gedankenversatzstücke auf einem Computer zu etwas wie Songs zusammenschustern kann nur um den Aufsprung auf den nächsten Zug nicht zu verpassen.
Und jetzt, zwei Jahre später stehen wir wieder mit einem Wein in der Hand in einer Sommernacht. Diesmal mitten drin in der Stadt, eingeklemmt zwischen Menschen, die schwitzen, drängeln und sich bewegen. Und die reagieren, ja jubeln. Und vorne steht diese Band. Die Band aus der Nacht vor zwei Jahren, doch etwas ist anders. Denn was jetzt passiert hatten wir so sicher nicht erwartet. Wir werden förmlich eingehüllt in einen Schauer aus Gänsehaut. Die Melodien tropfen von den U-Bahnbögen über uns. Die Gesänge des Herren und der Dame schweben nach draußen in die Nacht, auf die Strasse und bringen den Verkehr zum Erliegen. Die Gitarren und Keyboards verweben sich zu einem undurchdringlichen Netz von Melodien und lassen uns in diesem Raum aus der Zeit fallen. Alles hält an und es gilt nur noch was jetzt ist. Hier in diesem einen Moment, der - und das weiß wohl gerade jeder hier - sich multipliziert und uns den Morgen anders zeigen wird als wir es am Abend vorher noch dachten. Zwischen all den Menschen sind wir wieder zurück auf diesem Berg, in dieser Nacht, mit dieser Flasche Wein. Mit all den Hoffnungen und Träumen und wir verstehen sie neu. Wir wissen wieder, dass das einen Sinn macht, obwohl alles um uns einstürzt.
Es mag sein, dass nicht mehr viele verstehen, was einem so ein Moment sein kann. Was Songs im Stande sind auszulösen und wie sie zu einem Schutzschild gegen die Einfältigkeit und den Stumpfsinn werden können. Vielleicht gibt es da draußen wirklich nur noch wenige die das auch fühlen können. Aber für diese wenigen wird diese Musik, Francis international Airport's Debütalbum "we are jealous. we are glass." auf Vinyl gepresst. Auf dass sie uns begleiten kann. Auf dass diese schwarze Scheibe einen Platz einnehmen kann zwischen all den anderen die einem vieles so besonders erscheinen ließen, die all die Erinnerungen zu dem gemacht haben, was sie jetzt sind. Und für alle diejenigen, die vielleicht sagen, dass sie Vinyl auf derlei Spaziergängen nicht in ihren Walkman-Nachfolgern hören können – haben wir uns gedacht, wir schenken zu jeder Vinyl-LP noch die Musik in digitaler Form einer CD gratis dazu.
Wir lassen uns das nicht nehmen. Versinkt in euren gestylten Leben, in euren Konsumträumen, in eurer Tristesse! Wir haben die Musik und Sie, nur Sie wird uns immer wieder zu diesen Momenten führen. Ob vor Bühnen oder Plattentellern. Ob auf Bergen, oder Schiffen, in Autos oder Schlafzimmern. "Surly we are passionate, we are jealous. we are glass."
Robert Stadlober