Layout is “my layout†by Claudia Pittsburgh
Hallo ,
ich heiße Lucas Timm und möchte Euch gern am Schreiben meines Buches teilhaben lassen.
Gerade habe ich angefangen , ein Buch über mich und mein Leben als schwuler Junge und Mann zu schreiben. Ich würde mich sehr freuen , wenn Ihr mich bei dieser Arbeit begleitet und Kritik oder Lob aussprechen könnt , damit ich weiß , ob ich auf dem richtigen Weg bin.
Sicherlich werdet Ihr Spaß beim Lesen haben , aber es gibt auch traurige und tragische Momente in meinem Leben.
Viel Spaß !
Euer Lucas
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KAPITEL 1
„ Ein klarer Fall von Acarodermatitis „ sagte der rundliche Arzt und schaute mich schlau über seinen dicken Brillenrand an. Ich konnte meine Ratlosigkeit wohl ganz gut verstecken, denn mit diesem Satz, war die Behandlung anscheinend beendet. Der Doktor kramte in seiner Schublade, nahm ein Rezept heraus und kritzelte etwas darauf, während er ein selbstgefälliges Grunzen von sich gab. Er kam sich wohl besonders schlau vor, ein Fremdwort in den Raum zu werfen, von dem ich keine Ahnung hatte, was es bedeutete. Überhaupt vermittelte der rundliche Greis, der sicherlich schon lange seinen verdienten Ruhestand genießen sollte, mir nicht das Gefühl, sich wirklich mit einen Jugendlichen wie mich auseinandersetzen zu wollen. Das Kratzen des olivegrünen Kugelschreibers, den er mit leicht zitternder Hand energisch auf einen Rezeptblock drückte, vermittelte mir, dass hier irgendetwas nicht stimmen konnte. Eine vorwurfsvolle Stille herrschte plötzlich im Raum. Selbst das Kind unruhige Kind, das eben noch pausenlos im Wartezimmer geschrien hatte, war nun verstummt.„ Reiben Sie Ihre Haut bitte drei Tage lang abends vor dem Schlafengehen sorgfältig damit ein. Morgens bitte gründlich abduschen.“ Gegen die Bisswunden werde ich Ihnen noch eine cortisonhaltige Creme aufschreiben“ Sein ausdrucksloser Blick blieb am roten Ausschlag auf meinen Unterarmen hängen. „ Sie hätten schon viel früher wegen der Krätze kommen sollen … „Mich traf ein Schlag. Ich wusste in dem Moment zwar noch nicht, was Krätze ist, aber ich war mir sicher, dass es etwas abgrundtief Schlechtes sein musste. Ohne sich von mir zu verabschieden, drehte sich der Dermatologe zum kleinen Porzellanwaschbecken um und signalisierte mir so, dass die Untersuchung hiermit beendet war. Mit einem tiefen Seufzer nahm er ein kleines Stück Kernseife in die Hand und begann sich, mit überraschender Fingerfertigkeit, den Schmutz meiner Gegenwart abzuspülen. Bedrückt und wortlos verließ ich das Behandlungszimmer und schloss vorsichtig die mehrmals übergestrichene, alte Zimmertür hinter mir. Wie einen Aussätzigen hatte er mich behandelt. Missmutig nahm ich meine Jeansjacke vom Kleiderständer gegenüber des WCs und nahm reiß aus. Keine Minute länger wollte ich es in dieser muffigen Atmosphäre verbringen. Der freundlichen Empfangsdame mit der lustigen roten Plastikkette um den Hals, wünschte ich dennoch einen angenehmen Nachmittag. „ Alles Gute für Sie. Einen schönen Abend noch“ lachte sie mir erfreut hinterher. Ich wunderte mich, was diese sympathische Sprechstundenhilfe wohl dazu bewegte, jeden Morgen in die graue Welt des herzlosen Mediziners einzutauchen. Eine Frau wie sie, würde in einer modernen Kinderarztpraxis sicherlich viel besser aufgehoben sein,Im Fahrstuhl sah ich noch einmal unauffällig auf das rosafarbene Stück Papier in meiner Hand, konnte aber nicht wirklich entziffern, was der scheintote Doktor mir verschrieben hat.Die Verkäuferin in der Apotheke ließ sich nichts anmerken, als ich mein Medikament bestellte. Wahrscheinlich hätte sie sich auch bei einem Kauf von extragroßen Kondomen mit Gefühlsnoppen neutral verhalten. Am liebsten hätte ich sie gefragt, was meine Krankheit nun wirklich zu bedeuten hatte, doch machte ich schnell einen Rückzieher, als eine Mutter mit einer Zwillingskarre das Geschäft betrat. Was war es noch, das der Arzt zu mir gesagt hat? Krätze? Klarheit verschaffte mir ganz schnell meine Mutter, die bereits ungeduldig im Auto vor dem Ärztehaus auf mich wartete.Jakutin – eigentlich eine nette Verpackung. So schön weiß und blau erinnerte mich der kleine Karton an die Milchpackungen, die ich noch ein Jahr zuvor in der Schule getrunken habe. Meine Mutter riss die Schachtel auf und studierte angewidert den Beipackzettel. Während sie schnaufend den kleinen Text überflog, atmete sie aufgeregt ein und aus.„ Igitt! Du hast Krätze Wo hast Du das nur her. So was holt man sich aus der Gosse. Obdachlose haben so was. Das, was dir die Haut verunstaltet, sind kleine Tiere, die deinen ganzen Körper innerlich auffressen „ Mit einem kurzen Aufschrei schmiss die den Karton in Ihre Einkaufstasche.Soweit so gut – wäre da nicht noch das Problem, dass ich bereits meine Mutter und meinen zehn Jahre alten Bruder angesteckt hatte und sich somit schon eine richtige Milbenfarm in unserer Familie eingenistet hatte. Einzig meine ältere Schwester war verschont geblieben.Ich höre noch genau das angeekelte Jauchzen meiner Mutter, wie sie sich und meinen Bruder in unserem Badezimmer mit der brennenden Bodylotion einrieb und sich vor unseren neuen Haustieren ekelte. Obwohl ich die Tür zu meinem Zimmer schloss und den kleinen Fernseher am Fußende meines Bettes auf volle Lautstärke drehte, konnte ich mich der lauten Stimme aus dem gegenüberliegenden Zimmer nicht entziehen. „Das brennt so. Aua. Ich will das nicht“ heulte mein kleiner Bruder inzwischen herzzerreißend.Das alles hatte ich nicht gewollt. Ich schämte mich so unwahrscheinlich, doch konnte ich die Zeit nicht zurückdrehen. Immer wieder konfrontierte meine sonst so ruhige Mutter mich mit den Vorfällen der letzten Wochen. Immer wieder fiel das Unwort des Jahres: MircoEin Name , der all das Unwohlsein und die Qual, die mich die letzten Monate verfolgten mit einem Mal wieder aus der Verdrängung holten. Ich war damals neunzehn Jahre alt und es gibt eigentlich kaum eine Situation, die einem das Einläuten des Coming Outs mehr erschweren konnten, als meine Begegnung mit Mirco, denn dieser unerfreuliche Arztbesuch war nur das Sahnehäubchen einer verhängnisvollen Begegnung.