"Gucha" ist eine augenzwinkernde Liebesgeschichte, die sich - die Namen deuten es an - an klassischen Vorbildern orientiert. Produziert wurde der Film u.a. von Cannes- und Venedig-Gewinner Emir Kusturica, Schöpfer von Arthouse-Klassikern wie "Schwarze Katze, Weißer Kater". Den skurril-lakonischen Ton seines Lehrers trifft Regisseur Du,,an Milic mit Leichtigkeit.
Ab dem 23.08 im Kino!
Juliana (Aleksandra Manasijevic) ist die Tochter des beliebtesten Trompeters Serbiens, genannt "Satchmo" (Mladen Nelevic). Sie verliebt sich ausgerechnet in Romeo (Marko Markovic), der die Trompete in einem konkurrierenden Roma-Orchester spielt. Der Chauvinist Satchmo tut alles, um die Beziehung zu verhindern. Nur zu einem Zugeständnis lässt er sich hinreißen: Wenn er ihn bei der Weltmeisterschaft der Blechbläser in Guca besiegt, darf Romeo mit Juliana zusammen sein.
Gucha Festival
Jazz-Liebhaber pilgern einmal im Jahr nach Montreux zum Jazz Festival, Wagner-Fans nach Bayreuth, aber wer ursprüngliche und wilde Blasmusik schätzt und keine Berührungsängste zu der Volksfestatmosphäre hat, der kommt im August nach Guca. 3000 Einwohner leben in diesem kleinen Ort in der serbischen Provinz, wo sich seit Jahrzehnten die traditionellen Brass-Bands der Region zum Wettstreit treffen. Inzwischen hat der Ort weltweit einen Ruf als Mekka für Blaskapellen und ist ein Schaufenster für die Brass-Musik des Balkans. Rund eine halbe Million Besucher sind es mittlerweile, die jeden August nach Guca kommen, wo sie tagelang berauscht von dem einmaligen Sound der Blaskapellen tanzen, feiern und trinken.
Das Festival existiert seit 1961. Von Anfang an ging es um Musik, Folklore und gute Laune, auch wenn zu Titos Zeiten manche Blaskapellen patriotische Lieder und Märsche im Repertoire hatten. Guca wurde im Lauf der Jahre zum Inbegriff für eine lebendige Blasmusik-Szene. Die ethnische und musikalische Identität der Kapellen spielt auch beim Wettbewerb eine entscheidende Rolle. Serben treten gegen Roma an und es kommt zum Wettstreit zwischen musikalischen Stilen und der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volksgruppe, wie es auch im Film GUCHA dargestellt wird. In vielen Ländern Osteuropas werden die Roma und ihre Musik noch immer diskriminiert. Trotz eines Siegeszugs, den diese Musik international antrat. Der Wettbewerb in Guca, der Höhepunkt für Musiker und Publikum, war deshalb schon immer eine Gelegenheit für die Roma, mit ihrer "schwarzen" Musik aus dem Süden und Osten Serbiens im unabhängigen Wettstreit gegen die "weißen" Orchester aus West-Serbien anzutreten. Und wer könnte den Spirit einer Roma-Band auch im Film besser verkörpern als das Boban und Marko Markovic Orkestar.
Boban und Marko Markovic
Das Boban Markovic Orkestar, das beim Musikfestival in Guca fünfmal in Folge gewann und seither nur noch außer Konkurrenz beim Festival antritt, ist im Westen einer der bekanntesten Vertreter des Balkan Brass. Aber auch andere Blaskapellen aus Südosteuropa verkaufen mittlerweile ihre CDs in aller Welt. Shantel brachte mit dem Bukovina Club den Brass-Sound aus der Ukraine nach Deutschland, Fanfare Ciocarlia aus Rumänien haben es von einer Hochzeitsband zu einer Band mit internationalem Renommee gebracht. Goran Bregovic begeisterte zuerst in den Filmen von Emir Kusturica und füllt jetzt auch in Deutschland große Konzerthallen.
Boban Markovics eigene Musik und seine Arrangements basieren auf den jahrhundertealten musikalischen Traditionen der Roma-Musiker. Eine Tradition, die zurückgeht bis in die Zeiten der osmanischen Herrschaft, als die türkischen Militärblaskapellen in Europa mit ihren Fanfaren einmarschierten. Zugleich mixt Boban Markovic ebenso draufgängerisch musikalische Elemente aus anderen Teilen der Welt in seine Musik. Vor allem live ist die Blasmusik aus dem Balkan ein Erlebnis und inzwischen fester Bestandtteil der Weltmusik-Szene. Wie der gesamte Film vom überbordenden Gypsy-Brass-Soundtrack lebt, so ist auch die Verbindung zwischen Film und Realität ein zusätzliches Spannungselement. Fünf Mal hintereinander hießt der Gewinner in Guca Boban Markovic – ausgezeichnet für Virtuosität und Innovationskraft gleichermaßen. Und im Film spielt sein Sohn Marko den jungen Musiker, der unbedingt diese Auszeichnung gewinnen möchte.