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Das Ende der Anonymität

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Kunst, Tanz, Experimentelle Theater, Malen

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Naturdenkmal..by somagrama

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Gotan Project – Diferente (Argentina)

Sussie4 - Remote Control (Mexico)

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Decada 2 - Olympia futura (México)

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Die Liebenden Die Liebenden schweigen. Die Liebe ist Stille, zart, bebend und unerträglich. Die Liebenden suchen, die Liebenden verlassen, ändern sich, vergessen. Ihr Herz sagt ihnen, dass sie niemals finden werden, sie finden nicht, sie suchen. Die Liebenden sind wie Verrückte, weil sie alleine, alleine, alleine sind, sie geben sich hin, sie ergeben sich in jedem Moment, sie weinen, weil sie die Liebe nicht retten können. Die Liebe beunruhigt sie. Die Liebenden leben für das Heute, sie können nicht mehr tun, sie wissen nicht. Ständig gehen sie weg, ständig, an keinen Ort. Sie warten, sie erwarten nichts, aber sie warten. Sie wissen, dass sie niemals finden werden. Die Liebe ist ein ständiger Aufschub, immer ein Schritt, und noch einer, und noch einer. Die Liebenden sind unersättlich, sie müssen immer – wie gut! – einsam sein. Die Liebenden sind die Hydra der Geschichte. Sie haben Schlangen statt Arme. Die Adern ihres Halses schwellen an, wie bei Schlangen, um sich zu erdrücken. Die Liebenden können nicht schlafen, denn wenn sie schlafen, fressen sie die Würmer. In der Dunkelheit öffnen sie die Augen und es überfällt sie das Grauen. Sie finden Skorpionen unter der Decke, und ihr Bett schaukelt wie auf einem See.Die Liebenden sind Verrückte, nur Verrückte, ohne Gott und ohne Teufel. Die Liebenden kommen aus ihren Höhlen, zitternd, hungrig, um Gespenster zu jagen. Sie lachen über jene, die immer alles wissen, über jene, die für die Ewigkeit lieben, wahrhaftig, über jene, die an die Liebe glauben wie an eine Lampe, deren Öl nie ausgeht. Die Liebenden spielen, das Wasser zu greifen, den Rauch zu tätowieren, nicht fortzugehen. Sie spielen das lange, das traurige Spiel der Liebe. Niemand darf aufgeben. Sie sagen, dass niemand aufgeben darf. Die Liebenden schämen sich für jede Art von Konformismus. Leer, aber leer von einer Rippe zur nächsten, der Tod gärt hinter den Augen, und sie spazieren, weinen bis zum Morgengrauen, an dem sich Züge und Hähne schmerzvoll verabschieden. Manchmal nehmen sie den Geruch von frischer Erde wahr, von Frauen, die mit der Hand an ihrem Schambereich schlafen, befriedigt, von Bächen zärtlichen Wassers und von Küchen. Die Liebenden tragen ein Lied auf den Lippen, ein Lied, das sie nie gelernt haben. Und sie gehen weinend, weinend um das schöne Leben. (Aus: Jaime Sabines, “Poesía Amorosa”)