BIO:
Es gibt sie noch, diese Geschichten, die du in einer verrauchten Sofa-Ecke irgendeiner privaten Party im kleinen Kreis zwischen Smalltalk und lauter Housemusik halbgeflüstert aufschnappst, die dich nicht mehr loslassen und nachts nicht schlafen lassen, sodass du sie jedem sofort erzählen willst.
Die Geschichte von Puerto Nico und Hurrykayne ist leider keine davon.
Puerto Nicos Geschichte beginnt wie die fast jedes anderen Säuglings auch, schon im Bauch seiner Mutter bekam er täglich den amerikanischen Rap der späten 80er Jahre durch die Kopfhörer mit, die sein Vater ihm bereits vor seiner Geburt gekauft hatte um sie nun jeden Tag auf den Bauch der natürlich auch stark Rap-affinen Mutter zu legen. So wurde ihm sein Talent also quasi schon in die Wiege gelegt, auch wenn seine Eltern etwas enttäuscht waren als sein erstes Wort dann doch kein Binnenreim war.
Doch wenden wir uns dem Beginn Hurrykaynes Werdegang zu: Dieser bekam im Gegensatz zu seinem späteren Rap-Partner im Mutterleib lediglich ab und zu dumpfe orientalische Klangfetzen aus einem alten Weckerradio mit, da seine Eltern das Geld statt in Kopfhörer, lieber in weiser Voraussicht in seinen Jurastudium-Fond investiert hatten. Dieses brach er jedoch noch im Laufe seiner Kindergarten-Laufbahn ab und beschloss dass die Hauptberufsziele „Feuerwehrmann“ und „Astronaut“ Gleichaltriger nicht so wirklich seiner Arbeitsethik entsprechen würden und er dann doch lieber berühmt werden wolle.
Nachdem sowohl Puerto Nico als auch Hurrykayne ihre Kindergartenzeit beendet hatten und nun auf die weiterführende Grundschule ihrer jeweiligen Städte gewechselt hatten, war beiden klar dass der schnellste Weg weg vom Gequengel der Eltern, nun doch endlich mal zu rappen (in Puerto Nicos Fall), bzw. zu schneller Berühmtheit, wohl die Rap-Karriere sei.
Also wurde das erste Taschengeld in die Einrichtung eigener Heimstudios investiert, was sich aufgrund der finanziellen Lage der beiden Grundschüler allerdings noch bis zur 9ten Klasse des Gymnasium im Jahre 2003 verzögern sollte. Beide besuchten nun die selbe Klasse und gründeten nach kleineren Annäherungsversuchen die Crew „PNKS“, kurz für „Puerto Nico & Kay Swizz“, der Name musste allerdings aufgrund einer Klage eines bekannten Sportartikelherstellers (Reebok, Anm. d. Verf.) geändert werden.
Nach 1 Jahr mehr oder eher sehr viel weniger intensiver „Studio“zeit, unter anderem mit dem ehemals sehr bekannten Schlagerproduzenten Roy Blingo, wurde dann die eigene CD anvisiert um nun endlich möglichst schnell die Weltherrschaft an sich zu reißen, wie alle Rapper das nun mal so planen.
Vorher musste allerdings auf diversen Burschen- und Stadlfesten noch Lehrgeld als Coverband bezahlt werden, wo ihnen nun endlich ihre Imitationsfähigkeiten zu Gute kommen sollten, die sie sich bei ihren ersten Rapversuchen angeeignet hatten: Tatsächlich sollte nie jemandem auffallen dass da gar nicht der echte Dj Bobo und Captain Jack vor ihnen auf der Bühne ein Reimfeuerwerk präsentierten…
Nach all diesen Quereleien und Jahren harter und schweißtreibender Arbeit waren es die beiden allerdings leid, ständig nur die Lieder anderer zu kopieren, und da deutscher Rap um 2004 grade seinen zweiten großen Aufwind hatte, beschlossen sie es ihren deutschsprachigen Kollegen gleichzutun und auch Texte in ihrer Muttersprache zu schreiben. Das klang natürlich gleich perfekt und spült vor allem im Jahr 2006 mehr Geld in die Taschen als jede Castingshow, bei denen die beiden leider eh nie genommen wurden, da sie laut Thomas Bohlen und Detlef Nina Hagen „einfach viel zu talentiert“ für eine Mädels-Band seien…
Trotzdem immer noch genervt von der Abhängigkeit von abgehalfterten Schlagerproduzenten und zu teurer Studiozeit schlossen sich die beiden nun also wieder, back to the Roots, in ihren Heimstudios ein (hochprofessioneller Aldi-Hochleistungsrechner, ein Live-Mikro und ein Damenstrumpfhosen-Pop Up-Schutz, Wert: mehrere 10 Euro) und stellten, nun auf Deutsch, kostenlos Lieder ins Internet.
Unter anderem mit Beteiligung der Acid-Jazz Band „Knecht Stylez“, der Emocore-Combo „Bruck O.S.T.“ und „FSK“s, dem unehelichen Sohn Patrick Lindners mit Faible für harte Gitarrenriffs, und mit Instrumentalen des Newcomer-Produzenten „Eazy Beat“ (dessen Identität bis heute nicht eindeutig belegt ist) steigerten sich diese Tracks vom Szene-Geheimtipp zum neuen Lieblingsthema auf bayrischen Schulhöfen und Internetforen. Einiger dieser zeitlosen Klassiker haben auch ihren Weg auf unsere Seite gefunden…