Fällt im Zusammenhang mit Musik das Stichwort Mannheim, denkt man erst mal an Xavier Naidoo und seine Söhne. Was bestimmt kein Fehler ist, nur dem großen Ganzen nicht gerecht wird. Denn Mannheim hat musikalisch noch viel mehr zu bieten. Vor allem die Protagonisten und Anhänger elektronischer Klänge haben in den letzten Jahren den ewigen Stimmen zum angeblichen Tod der Jugendkultur Techno mehr als nur dezent getrotzt. Die hiesige Szene ist bunt wie nie zuvor, wenngleich sie auch kein neonfarbenes Fell mehr trägt.
Einer derer, die mit der Musik erwachsen wurden, ist Steffen Baumann.
Es war Ende der Achtziger, als Steffen zum ersten Mal mit elektronischem Sound in Berührung kam, und seitdem ist viel passiert, aber beginnen wir von vorn:
Was tun verzweifelte Eltern, wenn ein Dreijähriger beim Ertönen jedweder Musik mit voller Begeisterung auf alles einschlägt, was er in 40 cm Höhe eben so greifen kann? Im Falle von Steffen Baumann kauften sie ein Mini-Schlagzeug, heuerten einen Musiklehrer an und hofften, dass das Genie die Oberhand über den Wahnsinn gewinnen möge. Der Plan ging auf und die Trommelanfälle wurden in geregelte Bahnen gelenkt. Einige Jahre später und jenseits der Halbmeter-Marke kam die Gitarre ins Spiel. Die Freude bei den Eltern war groß, war die Schallisolierung des Kellers doch begrenzt und ihre Trommelfelle anstelle des reinen Gehämmers nun immerhin gelegentlich auch ganzen Melodien ausgesetzt.
Und mit dem Alter kam die Einsicht, und so entschied sich Steffen noch vor der Volljährigkeit sogar für ganz komplette Songs – auf Vinyl gepresste, die über Plattenspieler zu Leben erweckt wurden und elektronischer Natur waren. Die Eltern – teure Anschaffungen inzwischen gewöhnt – taten den nächsten pädagogisch sinnvollen Schachzug und verknüpften den Erwerb der ersten Technics-Geräte kausal mit dem Erwerb des Abiturs. So schmückten etwa zeitgleich mit der ersten Freundin zwei 1210er das Kinderzimmer, und 20 Jahre später kann man mit Gewissheit sagen: die Leidensfähigkeit der Eltern Baumann und sämtliche Investitionen in die musikalische Früherziehung des Filius waren nicht umsonst.
Denn 20 Jahre später ist es sein Musikgefühl, das Steffen Baumann in den Heerscharen motivierter Nachwuchs-DJs das ermöglicht, was er hat: Als Teil des Duos Lovarro & Styles sämtliche Clubs der Region bespielt, sich auf Großveranstaltungen wie Time Warp und Nature One vor großem Publikum bewiesen, im Ludwigshafener Loft eine Residency im wohl relevantesten Club weit und breit und seit Mai 2007 seine eigene Radiosendung. Mit Sixty Radio auf sunshine live erreichen Steffen und seine Partnerin allsonntäglich für zwei Stunden lang rund 200.000 Hörer. Die Sendung hat ein duales Konzept: während jeden Sonntag außer Steffens Sound aus House, Minimal-House, Tech-House, Progressive, Minimal-Techno, Elektro und Tribal über Katis Mikro redaktionelle Themen aus den Bereichen Fashion & Lifestyle live über den Äther gehen, beschallt die Musik der beiden per CD an allen Öffnungstagen sämtliche Miss Sixty- und ENERGIE-Stores in Deutschland und Österreich. Das erhöht die Reichweite und führt zu vermehrter Nachfrage, und so nach nur 6 Monaten on air seit Jahresende 2007 die erste Doppel-CD in den Läden.
Die großen Anschaffungen finanziert Steffen inzwischen selbst und hat sich so, ganz ohne verknüpfte Bedingung, vor einigen Jahren den Traum vom eigenen Tonstudio verwirklicht.
Die Schallisolierung dort ist optimal und die Eltern wohnen nicht darüber, so dass sein musikalischer Output ungehindert und immens ist. Und wann ein Track gut genug und fertig ist, erkennt er nach wie vor daran, dass er irgendwann mittrommelt...
