Die Reise beginnt um 7:42, da heißt es früh aufstehen, um den Zug zu erwischen. Sie geht nach Osten, aber nicht geradlinig, sondern krumm und verschlungen. In Polen, in Galizien, der Heimat der chassidischen Juden treffen wir den legendären Rebbe Elimelech, der tanz und tanzt, bis ihm der Kopf zu platzen droht. Und den Mann, der seine Saposhkelekh, seine Stiefel, versetzt hat, und mit der Kutsche um die ganze Welt fahren will, um seine Liebe zu finden. Doch wir wenden uns nach Süden, tauchen ein in die Berge des Balkan, treffen Jovana, die am Fluß ihre Wäsche wäscht und von ihrem Geliebten träumt, den sie nicht sehen kann, die Mutter erlaubt es nicht. In Bulgarien haben die Männer nicht viel zu singen – hier dominieren die Frauenchöre. Und die ungeraden Rhythmen. Bei Sofia tanzen sie einen Cetvorno Sopsko Horo. Und in den Bergen hören wir die Imala Majka, das alte Partisanenlied aus den osmanischen Kriegen. Ganz im Süden an der Grezne zu Griechenland, in den den Rhodopen, liegt der kleine Ort Borino, wo eine Frau einsam zwischen ihren Bierdosen sitzt und von einem blauen Fahrrad träumt, mit dem sie nach Amerika fährt. Doch wir wenden uns wieder nordwärts, nach Rumänien, kommen durch Transsylvanien in die Karpaten, in der typisch rumänischen Doina verschmelzen Klezmer- und Romamusik. Im Buchenland – Grüne Mutter Bukovina, Schmetterlinge im Haar - verabschiedet uns ein rumänische Streichtrio mit der Hora Bucovinei – und auf der anderen Seite der Grenze empfängt uns eine Klezmerkapelle mit Hoffmann..s Moldavian Hora. Wir passieren die Grenze zur Ukraine, sehen im Mondlicht die Krenitse, den Brunnen, stehen, an dem sich nachts die Dorfjugend trifft, hören die Trommeln in der Nacht, nicken noch kurz ein, und erreichen endlich, im Morgenlicht, Odessa, Handelshafen zwischen Ost und West, Schmelztiegel der Nationen und der Kulturen.