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Mich langweilen diese eintönigen Biografien, in denen Vorstadtpoeten und Image-Rapper über sich selbst in der dritten Person schreiben und dabei pseudo-poetischen Phrase wie "Er wuchs auf der Straße auf und fing an zu rappen um sich nicht ficken zu lassen" verwenden. John Rambo hätte es in Rambo I-III nicht minder platt formulieren können, was so viele Rap-Kids als authentisch ansehen.
Hier deshalb mein Gegenentwurf!
ICH bin inzwischen ein Fünftel Jahrhundert alt, bin ein Kind der
arbeitenden Mittelschicht und lebe im schönen Saarland. Seit meinem 14.
Lebensjahr mache ich so genannte Rap Musik (außerhalb der Szene
fälschlicherweise mit dem Begriff "moderner Sprechgesang" umschrieben). Meine
Anfänge waren unspektakulär. 2001/2002 fing ich an KKS zu hören und war
irgendwann einfach nur geflasht von diesen Rhymes, dieser Energie und Power, die
nicht zuletzt auf "Der beste Tag meines Lebens" - meiner Ansicht nach - seinen
Zenit erreichte. Kool Savas inspirierte mich - wie wahrscheinlich sehr viele
andere Rapper da draußen - selbst zu schreiben. Ich begann erste Demos über
Amibeats zu recorden und meldete mich bei der RBA (Reimliga Battle Arena =
Online Battle-Community) an. Meine Aufnahmen machte ich mit einem rauschenden
Headset und vermittelte schlechte, billige Reime ohne Sinn und Verstand in dem
ernsthaften Glauben, ich sei fresh. In dieser Zeit war Hip Hop in Deutschland
jedoch noch immer ein Untergrund-Ding. Kein Sido feierte mit "Mein Block" einen
Chart-Entry. Bushido war noch ein Underdog mit wirklich guten Punchlines und
Kool Savas galt seit kurzer Zeit als großes Hip Hop Zugpferd bei dem Majorlabel
BMG.
Ich machte die Erfahrung, dass meine Texte nicht ernst genommen wurden und ich
eher als Clown denn als cooler Rapper von meinem näheren Umfeld wahrgenommen
wurde.
2003 veränderte sich jedoch alles. Eines Nachts sah ich auf dem Popel-Sender "Onyx.tv"
ein Musikvideo der Hip Hop Crew ATMOSPHERE. Der Song "TRYING TO FIND A BALANCE"
hat in mir eine einzigartige, unbeschreibliche Gänsehaut ausgelöst. Schnelle
Bilder, Szenen, dazu ein aufgebrachter, aggressiver Flow des talentierten MC
Sean "Slug" Daley und nach 4Minuten ein leises Nachschwingen meiner Gedanken und
eine bedrückte Ratlosigkeit. In dieser Nacht nahm ich mir vor:
"Jetzt wird alles anders!!!"
Vorbei mit kindischen Punchlines, Gebite über Probleme, die ich selbst nie
hatte. Vorbei mit Battlelyrics, die meinem Wortschatz nicht entsprachen. Schluss
mit Hip Hop Klamotten und gefaketen Panzerketten (gegen Nickel war ich sowieso
allergisch;). Schluss mit dem krampfhaften Versuch um Credibility zu ringen,
indem man sich selbst nicht treu ist! Ich wollte zu mir selbst finden und der
Anstoß gab banaler Weise nur dieser eine gottverdammte Song von Atmosphere.
Ich bin kein Battlerapper, ich bin einfach nur DimmEX,! Ein MC, der versucht
seine Welt zu reflektieren. Ich veränderte in jener Nacht meinen Stil und erfand
mich neu! Ãœber Beats eines Freundes (Thorsten Jakoby alias Crelex) begann ich an
Tracks wie "Freundschaft", "My Story" und ähnlichem zu schreiben. Ich war
plötzlich 'conscious' geworden, obwohl ich es nie wollte.
2004: Mein erstes "großes" Konzert - ein totaler Reinfall! In mir pochten
Selbstzweifel hoch, Fragen und Resignation... ich war fertig mit Rap -
endgültig.
Nein! - Nichts ist endgültig außer dem Tod. Ich konnte das Schreiben nicht
lassen, war inzwischen schon zu sehr daran gewöhnt Gedanken in Reimform zu
Papier zu bringen. Jedoch war ich entgegen jeder Illusion am Boden der grausamen
Tatsachen angekommen... ich hatte stets den schlechten Gig in Homburg im
Hinterkopf. Es verursachte Zweifel, Magenkrämpfe und stellenweise sogar Angst.
Bei jeder Zeile die ich schrieb, dachte ich an die paar Leute, deren
Gesichtsausdruck während meinem Konzert so etwas zu sagen schien wie: "AUFHÖREN!
Das verursacht Ohrkrebs!" oder "Verpiss dich von der Bühne, Mann!"
2005 kam die Wende. Ãœber einen Freund wurde ich auf die Rapper Aotmos und Mastic
aufmerksam. Wir nahmen beim ersten Treffen bereits eine kleines Demo auf und
bildeten ein robustes Dreigespann. Wir machten Konzerte, kreierten einen Stil
zwischen Punchlines und Sozialkritik und definierten uns dabei als drei
eigenständige Charaktere, die im Zusammenspiel funktionieren!
2006 stieg Aotmos aus. Mastic und ich fingen bei 0 an und machten von diesem
Zeitpunkt an zu zweit weiter. Mein Stil entwickelte sich kontinuierlich in neue,
mir unbekannte Sphären, die neben Hip Hop auch von (Punk)Rock und Songwriting
beeinflusst waren und sind.
Im Juni desselben Jahres drehten wir noch das Video zu "NACHTGEDANKEN". Das war
einer der bis dato experimentellsten Songs, die ich je gemacht habe und
Kernstück der "Linksabbieger EP". Resonanz gab es auch in einem Inteview bei
BigFM Saarland, sowie Rückmeldungen von anderen Rappern aus dem Umkreis. So
lernten Mastic und ich auf einem Gig in Saarbrücken die Band
"VerbesserungsVorschlag" kennen.
Es folgten weitere Konzerte, Features und Musik. 2007 kauften wir dann besseres
Equipment und in diesem Jahr - 2008 - möchte ich endlich mein Mixtape mit dem
Titel "Consum Critic - Ein Mixtape für die Massen" online stellen.
Inzwischen bin ich elektronischer, kompromissloser, erwachsener und
experimenteller geworden. Ich bin nicht arrogant und kann nicht behaupten, dass
ich der beste Rapper auf Erden bin. Eines jedoch bin ich, nämlich der "anderste"
MC im Saarland! Man kann mich nicht mehr vergleichen und davon kann man sich
überzeugen bei jedem Song, jedem Konzert und jedem Palaver mit mir.
Rap ist Competition, aber ich nehme einfach nicht daran teil!
Und was ist mit Hip Hop? Man sehe doch nur mal in die Charts oder ins Jamba
Spar-Abo. Hip Hop ist ein großes Geschäft, doch leider sind oft die
unkreativsten Menschen die wirtschaftlich erfolgreichsten Produkte in der
Kreativ-Industrie.
Ich habe seit 2002 viele wunderbare Musiker kennen gelernt aus den
verschiedensten musikalischen Ecken und frage mich warum so viele talentierte
Songwriter im Untergrund umherdümpeln, während Dritte-Klasse-MCs die Top 10
besetzen und durch Prollo-Gehabe, kindliche Respektlosigkeit und eintönige
Phrasendrescherei auf Synthie-Beats Kohle scheffeln.
Ich will keinen Zeigefinger auspacken und Neid erzeugen, sondern lediglich eine
Frage aufwerfen:
"Reflektiert der kommerziell erfolgreichste Hip Hop mit all seinen Klischees die
Ideale und Vorstellungen der Szene?"
Wege entstehen dadurch, dass man sie geht!
(Stand: September 2008)
Videoclip: USA (directed by Florian Hoffmann)
Videoclip: Track 7 (mit Mastic)
Videoclip: Nachtgedanken