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Gerhard Polt

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"Wenn ein Hamburger Nachrichten-Magazin einen Preußen beauftragt, über einen Bayern und sein Buch zu schreiben, muss es sich um ein Ereignis von überregionaler Größe handeln. In der Tat: Polt ist ein Ereignis."Nach dem Abitur an einem Münchner Gymnasium studierte der 1942 in München geborene und im katholischen Wallfahrtsort Altötting aufgewachsene Gerhard Polt zunächst in München politische Wissenschaften, Geschichte und Kunstgeschichte. Er wandte sich dann der Skandinavistik zu und studierte ab 1962 nordische Sprachen in Schweden, wo er vier Jahre lebte.Polt arbeitete als Dolmetscher, Übersetzer und Lehrer in München, ehe er sich 1976 in der Münchner Kleinen Freiheit zum ersten Mal mit einem kabarettistischen Programm, der „Kleinen Nachtrevue“, vorstellte. Anschließend erhielt er ein Engagement am Berliner Schiller-Theater. Seitdem gilt der vielfach ausgezeichnete Polt als Experte bajuwarischer Lebens- und Wesensart, als politisch unbequemer Querdenker und Moralist. Er verkörpert den Spießbürger, entlarvt die Abgründe seiner Seele und erhob durch die Allgemeingültigkeit der Darstellung seine Beobachtung zur Kunstform.Bekannt wurde Polt durch seine 12-teilige Sketchreihe „Fast wia im richtigen Leben“, produziert vom Bayerischen Rundfunk, die zunächst im Ersten gesendet wurde. (Erstausstrahlung 1979 bis 1988, mehrfach wiederholt, ab Freitag, 5. Juli 2002, wöchentlich, im Bayerischen Fernsehen.)Bereits 1979 prophezeite die Kritikerin ponkie, „dass man sich künftig den Gerhard Polt ankreuzen müsste im Programm: einen erstklassigen Leutebeobachter, der das bayerisch verzinkte Hochdeutsch wie ein Rasiermesser benutzen kann“ (AZ, 2.7.1979).Schon 1977 hatte Polt im Bayerischen Rundfunk ein Hörbild einer Münchner Straße vorgestellt, in dem er sämtliche Sprechrollen übernahm. Seine satirischen Dramolette waren nach Kritikermeinung deshalb so überzeugend, weil sie den doppelbödigen Alltag widerspiegelten und seine Figuren mit den finsteren Herzen und verbohrten Köpfen jede falsche Gemütlichkeit vertrieben. Mit seinem Jugendfreund Hanns Christian Müller gründete Polt den Baaz-Verlag, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts „zur Erforschung von Angelegenheiten“, der die gemeinsamen Texte, Platten und Bücher verlegte. Zu diesem Arbeitskreis stießen Gisela Schneeberger und die Günzlhofener Musik-Gruppe „Biermösl Blosn“, die Polts regelmäßiger Tournee-Begleiter wurde.Einen Grimme Preis in Silber bekam er 1982, nachdem er in Dieter Hildebrandts satirischer Fernseh-Sendung „Scheibenwischer“ (vom SFB im Ersten) mit einer ebenso bissigen wie brillanten Glosse gegen den umstrittenen Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals zu Felde gezogen war. Die Bayerische Staatsregierung verwahrte sich damals gegen „verleumderische und bösartige Ehrabschneidung“.Glänzende Kritiken erhielt Polts erster Spielfilm „Kehraus“, der nach einer Szenen-Collage entstand, die 1979 im Programm der Münchner Kammerspiele zu sehen war. 1983 stellte Polt mit der Theaterrevue „München leuchtet“ Jagdszenen aus dem Alltag der heimischen Baulöwen- und Bussi-Gesellschaft vor, im Dezember desselben Jahres drehte er zusammen mit der „Denkendorfer Blaskapelle“ in Moskau die Fernseh-Satire „Fast wia im richtigen Leben - Der Bürgermeister von Moskau“. Im Frühjahr 1985 brachten Polt & Co. im Münchner Residenztheater „Die Exoten“ heraus, eine Revue über den Ausverkauf der Heimat im Voralpenland.Nach einer Skandinavien-Tournee mit der „Biermösl Blosn“ im Mai 1986 durften auch die DDR-Bürger über Polt und die drei Well-Brüder lachen: Im Dezember 1986 traten sie drei Tage lang in Leipzigs „academixer“-Keller auf und gaben im Oktober 1987 zwei Gastspielabende mit ihrem Programm „Ja, wo san mir denn?“ im Ost-Berliner Kabarett „Die Distel“.Im Februar 1988 kam Polts Film „Man spricht deutsh“ in die Kinos, den er zusammen mit Regisseur Hanns Christian Müller produzierte. Neben Polt nahmen u.a. Gisela Schneeberger, Dieter Hildebrandt und Werner Schneyder die Urlaubsfreuden und -leiden des spießigen deutschen Kleinbürgers aufs Korn. Ein großer Erfolg gelang Polt und seinem Team im Frühjahr 1988 mit „Diridari - Münchner G’schichten vom und ums große Geld“ an den Münchner Kammerspielen. Mit einem völlig neu erarbeiteten „Kleinkunst“-Programm im bewährten Stil präsentierten sich Polt und die „Biermösl Blosn“ 1991 erneut an den Münchner Kammerspielen.Vor und hinter der Kamera agierte Polt 1991/1992 als Regisseur, Drehbuchautor und Titelheld von „Herr Ober!“, einem Kinospielfilm um den Ehemann einer strengen Hotelbesitzerin, der alles aufgab, um Dichter zu werden. 1993 brachte er, wieder gemeinsam mit Hanns Christian Müller, Otto Grünmandl, Dieter Hildebrandt und der „Biermösl Blosn“, an den Kammerspielen die in der deutschen Botschaft eines fiktiven westafrikanischen Landes spielende Revue „Tschurangati“ heraus. Ein Jahr später hatte, erneut an den Kammerspielen Polts Stück „Kinderdämmerung“ Uraufführung, und 1996 zeigte er dort zusammen mit den Well-Brüdern das Programm „Bayern Opern“.Als die „beste Polt-CD, die je auf den Markt gekommen ist“, rezensierte die Süddeutsche Zeitung (20.2.1998) seine Ende 1997 herausgekommene CD „Standort Deutschland“. Mit dem Programm seiner 2000 erschienenen CD „Und wer zahlts?“ gingen Polt und die „Biermösl Blosn“ auf Tournee durch Deutschland und die Schweiz. Inzwischen hat er seinen dritten Spielfilm abgedreht: die überaus aktuelle Satire auf das antike Rom, „Germanikus“, auf deren Uraufführung alle Polt-Anhänger sehnsüchtig warten. Im März 2002 unternahm er mit Gisela Schneeberger eine „Reise durch tausend Jahre bayerischer Literatur“ („Nachtstudio“ in Bayern2Radio) und förderte mit seiner Sprechkunst zu Tage, was selbst in mittelalterlichen Literaturstücken an Unterhaltungsqualität verborgen ist.Im Oktober 2001 durfte Polt den Jean-Paul-Preis für Literatur, die höchste Literaturauszeichnung Bayerns, entgegennehmen. Gewürdigt für seine Verdienste als „Satiriker und Moralist“, bedankte er sich auf seine Weise: „Darf ich für meine Person erklären: Ich übernehme für das in mich gesetzte Vertrauen die volle Verantwortung“, begann die Dankesrede des „preisgekrönten Moralisten“, die sich rasch als Persiflage auf die üblichen Politikerphrasen entpuppte (SZ, 26.10.2001). Am 1. Mai 2002 wird er im Rahmen einer Polt-Gala mit dem Bonner Kabarett-Ehrenpreis „Prix Pantheon“ geehrt. Polt habe das Erbe von Karl Valentin und die Kunst von Dario Fo verschmolzen, würdigte die Jury seine Darstellungskunst.Quelle: „Munzinger Archiv“www.polt.de

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