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Wenn wir uns eine starke Emotion vorstellen und dann versuchen, in unserem Bewußtsein jegliches Gefühl für seine Körpersymptome zu eliminieren, stellen wir fest, daß wir nichts zurückbehalten, keinen 'Seelenstoff', aus dem sich die Emotion zusammensetzen ließe, und daß ein kalter und neutraler Zustand intellektueller Wahrnehmung alles ist, was übrigbleibt.
William James
"Und die Liebe,
die blutfarbene Liebe,
ist in den Nächten.
Und sie tut weh, manchmal.
Und sie lügt, immer, die Liebe:
Aber wir lieben mit allem, was wir haben.
Und das Grauen,
die Angst,
die Verzweiflung,
die Auswegslosigkeit
sind in den schmerzvollen Nächten
- an unseren schnapsnassen Tischen,
vor unseren blühenden Betten,
neben unseren liedübergrölten Straßen.
Aber wir lachen.
Wir leben mit allem,
was wir können.
Und mit allem,
was wir sind.
Und wir Ungläubigen,
wir Belogenen,
Getretenen,
Ratlosen und Aufgegebenen,
wir von Gott und dem Guten der Liebe Enttäuschten,
wir Bitterwissenden:
Wir, wir warten jede Nacht auf die Sonne.
Wir warten bei jeder Lüge wieder auf die Wahrheit.
Wir glauben an jeden neuen Schwur in der Nacht,
wir Nächtigen.
Wir glauben an den März,
glauben an ihn mitten im November.
Wir glauben an unseren Leib,
an diese Maschine,
an ihr Morgen-noch-Sein,
an ihr Morgen-noch-Funktionieren.
Wir glauben an die heiße hitzige Sonne im Schneesturm.
An das Leben glauben wir,
wir: mitten im Tod.
Das sind wir,
wir Illusionslosen
mit den großen unmöglichen Rosinen im Kopf."
Wolfgang Borchert