Die Geschichte von PorzelanNachdem Stefan Chiodo alias Lustikus MC und Benjamin Kluge, besser bekannt als Benny Astral, bereits einige Jahre unabhängig und ohne Kenntnis voneinander gerappt und produziert hatten, kam es im Sommer 2002 in Köln-Porz zum ersten Treffen. Auf Hinweis ihres gemeinsamen Freundes Benjamin Belgrath, der seit jeher zu den wertvollsten Unterstützern der Gruppe zählt, nahmen die beiden erstmals Kontakt zueinander auf und schnell erwuchs jene Vereinigung, die zunächst unter der Bezeichnung Aimless Crew für Gesprächsstoff sorgte.
Zur ungefähr selben Zeit, schlossen sich der DJ Mahatma Andi mit bürgerlichem Namen Andreas Schroeder und der damals schon furiose Beatboxer wie Produzent Känga, eigentlich Marcel der jungen Gruppe an. Schnell wurden die ersten Texte verfaßt, entstanden die ersten eigenen Beats und Aufnahmen, die unter rudimentärsten Bedingungen in Lustikus‘ improvisiertem Studio auf Festplatte gebannt und in der näheren Umgebung in Umlauf gebracht wurden- mit unerwarteter Resonanz. Hinzu kam, daß Stefan Chiodo, der bereits als Dreikäsehoch Drumcomputer programmiert hatte und später mit Hingabe Schlagzeug spielte, seit seinen Kindertagen in Verbindung zur Äi-Tiem-Legende Hans Solo stand. So war es nur eine Frage der Zeit, bis auch das Äi Tiem auf die Aimless Crew aufmerksam wurde und den Jungs die ersten Auftritte, unter anderem in der guten alten Domsports Skatehalle, ermöglichte.
Es mag ungefähr ein halbes Jahr gedauert haben, bis sich die jungen Porzer auf den Bandnamen Porzelan einigten. Er verweist einerseits auf ihren gemeinsamen Wohnort, der bekannter Weise als eine der frühsten Brutstätten des deutschsprachigen Raps gilt und enthält gleichzeitig das Wort Elan, was dem ungebrochenen Arbeitseifer der Gruppe Rechnung trägt. Insgesamt ist der Werkstoff Porzellan, den jeder vermutlich am ehesten mit der Bezeichnung assoziiert, zwar kostbar, aber zugleich zerbrechlich; eine Tatsache, die in jedem Falle auch für die junge Musikervereinigung zutreffend ist.
Im Laufe des Jahres 2003 ereignete sich dann die erste Begegnung mit Antje Heitjemeier a.k.a Sajeza aus Düsseldorf, die zunächst aufgrund ihrer Eigenschaft als Grafikdesigner das Porzelan Hauptquartier besuchte. Sehr bald, entpuppte sie sich jedoch als enorm talentierte und stimmgewaltige Sängerin wie auch als MC, so daß zumindest ein Feature mehr als Nahe lag.
So geschah es dann auch und einem weiteren glücklichen Umstand ist es zu verdanken, daß die Aufnahmen dazu, im damals schon recht professionellen Heimstudio namens HBH entstehen durften, in dem Ponch und Don Irie auch bekannt als Sascha Tejedor und Markus König ihr Unwesen trieben. In eben diesem Studio bekam Porzelan sodann die Möglichkeit, das komplette Album in seiner damaligen Form, endlich mit Kondensatormikrofon und allerhand technischem Schnickschnack aufzunehmen und lange geschmiedete Pläne für seine Erstveröffentlichung in die Tat umzusetzen. In monatelanger Arbeit nahm das Projekt mehr und mehr Gestalt an und Sajezah integrierte sich zunehmend in die Porzelan Clique, die inzwischen auch mit einer der ältesten Reggea Bands Deutschlands, nämlich Jin Jin erste Gehversuche im Dancehall Genre unternahm und in diesem Rahmen auch am einen oder anderen Auftritt der Altmeister teilnehmen durfte.
Doch unversehens kam es in der Zusammenarbeit, mit dem HBH Studio zu Komplikationen und Verzögerungen, an denen die teilweise doch recht chaotisch herangehenden Porzelan-Mitglieder nicht ganz unbeteiligt gewesen sein mögen und das einstmals ehrgeizige Vorhaben drohte sich im Sande zu verlaufen. Känga, der neben seinen unvergessenen Beatbox-Einlagen so manchen Beat beigesteuert hatte, trennte sich nach mehreren Querelen kurzerhand von der Gruppe und begab sich auf Solopfade.
Erneut meinte es das Schicksal besser mit den irren Rappern, die mehr Glück als Verstand zu besitzen scheinen. Stefan Chiodos Vater, seines Zeichens Produzent, Komponist und Gitarrengott, hatte bis dato eher spärlichen Kontakt zu seinem abtrünnigen Sohn und nahm zu jenem Zeitpunkt das halbfertige Album, welches inzwischen bereits auf den Namen „Wortwitz ist die Mutter der Porzelan Clique“ getauft worden war, unter seine überqualifizierten Fittiche. Günter Schomann alias Günni Schowman, besitzt neben einer beachtlichen Gitarrensammlung, professionellem Equipment und einer zwielichtigen Vergangenheit auch eine Menge Know-how als Toningenieur und unterbreitete den Porzern kurzerhand den Vorschlag, das komplette Album unter seiner Regie von neuem aufzunehmen, von Grund auf zu überarbeiten und schließlich von ihm mastern zu lassen. Gesagt, getan und wieder zogen Monate emsiger Arbeit und langer Abende ins Land, bis dann endlich die erste Porzelan Platte, auf der auch wieder Sajezah eine entscheide Rolle spielt, zu ihrer Vollendung gelangte. Das Album erscheint auf dem neu gegründeten Label Aimless Records, welches in der Zwischenzeit von Stefan Chiodo ins Leben gerufen worden ist und wird letztendlich von Def-Dick vertrieben.
Nun da die Porzellan Clique Blut geleckt hat, ist in naher Zukunft mit den bereits in der Entstehung begriffenen Solo Alben von Lustikus und Benny Astral zu rechnen und auch an einem Nachfolger für das Erstlingswerk wird schon wieder getüftelt. Man darf gespannt sein.