Aus der Sicht des Kesselkloppers
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Marcel fragte mich so im April 2006, ob ich nich nen Drummer kennen würde, der Lust hätte, inner Rock-/Punkband oder sowas in der Richtung zu spielen. Habe dann erstmal wirklich einen gefragt, der aber keine Zeit hatte, also nahm ich selber die Bürde auf mich und wurde auch prompt zum Recall eingeladen. Welchen ich verplante; ich hatte an dem Tag irgendwas vor oder vielleicht auch keine Lust gehabt, so genau weiss ichs nich mehr. Am folgenden Freitag (ja, richtig, an diesem Tag probten wir für gewöhnlich und tun es immer noch) war ich von großer Müdigkeit ergriffen, ein Resultat des zuvorabendlichen Cult of Luna – Konzertes. Ich meine, dass es CoL war. Nun ja wie dem auch sei und wie man sich sicherlich denken kann, führte das irgendwie dazu, dass ich schon wieder nicht aufkreuzte. Ich hatte mich nach der Schule nochmal ins Bettchen gelegt, aus bereits aufgeführten Gründen. Der darauf folgende Schlaf währte allerdings ein wenig länger als erwartet, nämlich bis ca, fünf Uhr post meridiem; zu diesem Zeitpunkt war die Probe, soweit sie ohne Drummer stattfand, schon voll im Gange. Am nächsten Freitag schaffte ich es dann glücklicherweise, zu erscheinen, allerdings nicht unbedingt außerordentlich gut vorbereitet. Ich sollte mir von Juliette Lewis and the Licks, Mando Diao, Greenday und den Ärzten was ansehen, weiss nicht mehr so genau, was, später kamen eh noch mehr so komische Sachen dazu. Die derzeitige Besetzung bestand also aus den Gründungsvätern Happi und Seppl, Alice, Noras bösem Zwilling, am Mic und mir an den Kesseln, die die Welt bedeuten, oder besser gesagt, ganz toll lauten Krach machen können. Alice verließ die Band nach einigen Wochen (ich kann mich echt nicht mehr erinnern, wie viele das genau waren) von wegen upcoming Abi-Stress und so.
Kurz darauf (also eigentlich im August, wie ich gerade erfahre) stieß Benjamin aka Benny zu uns in die Band um Marcel zu zeigen, wie man Gitarre spielt. Da Marcel von Gitarrenbennys Künsten so beeindruckt war, wollte er ihn gar nicht mehr gehen lassen, und dieser ging auch nicht. Er blieb. Konnte man sich ja auch fast denken. Er ging ja schließlich nicht. Sondern blieb. Der Punkt sollte jetzt zur Genüge behandelt sein, also fahre ich fort. Nein quatsch, ich bleibe hier und schreibe weiter ROFLOLMAOBWL hahaha genug gelacht jetz geht’s ohne Punkt und Komma weiter Ich führe den Punkt und das Komma doch lieber wieder ein, liest sich einfach besser. Wo war ich? Ahja, natürlich, Benny ging nicht, sondern blieb und wir beschlossen, dass wir wieder einen Sänger benötigten. Der einzige, der in der Hinsicht richtig aktiv war, war Marcel, wir andern (The Zeb, der gebliebene Benny und ich) dagegen beschränkten uns auf mehr oder minder aktive Beteiligung am Songwriting.
Der erste Kandidat war eher durch Zufall da, Benelux sein Name. Es trug sich zu, dass an jenem unheilvollen Tage die CDU, SPD und die Grünen das Jugenddingsbums in der Geraer Straße, in dem wir proben (bitte keine Fanpost oder Stalker) neu einweihen wollte. War jedenfalls son bisschen lokalparteiliches Trara um quasi nichts, weswegen wir alle schon um drei da sein sollten. Waren wir dann auch, bis auf Herrn Telschow, von dem aber auch keiner was anderes erwartet hätte. War auf jeden Fall nicht schlimm, denn das Aufeinandertreffen von Bene und Marsellus war unvermeidlich, glaube ich jedenfalls. Jedenfalls wurde es nicht vermieden. Marcel wurde von Bene entdeckt, der rüberkam und Marcel in ein Gespräch verwickelte. Naja lange Rede, kein Sinn, Bene Popene jointe unsere Probe und attackierte uns mit seiner Geheimwaffe; Luftschwingungen, die er mithilfe seines Kehlkopfes und seiner Stimmbänder erzeugte. Wir versuchten, dieses Getöse durch unsere phänomenal exzellente Musik zu übertönen, was uns im Großen und Ganzen ganz gut gelang. Um von weiteren solchen Vorfällen verschont zu bleiben, wollten wir uns einen eigenen domestizierten Sänger anschaffen. Der/die/das sollte dann als Aushängeschild dienen und das Freiwild von unserm Grundstück fernhalten. Wir sahen uns erstmal nach einem Käfig und berechneten die voraussichtlichen Ausgaben für Futter und Pflege des Tieres.
Als erstes versuchten wir es mit Niklas, der eigentlich okay war, seine Tonlage war halt eben irgendwie tiefer als wir es uns wünschten, außerdem sang er uns ein wenig zu zurückhaltend, alles in allem trennten wir uns in beidseitigem Einvernehmen.
Wir erhielten als nächstes eine Anfrage per email von einem Menschen namens Felix, der sich mit einer Darbietung seiner gesanglichen Künste, die er während der langen Jahre etlichen Gesangsunterrichts im Staats-und Domchor erworben hatte, unseren Respekt einheimsen wollte. Dies gelang ihm nicht sonderlich gut. Die Lieder, die er vorbereitet hatte, krächzte er zur Hälfte, da sie nicht „seiner Tonlage“ entsprächen. Nun ja, unergründet, was denn nun seine Tonlage war, und ob diese überhaupt existierte, mussten wir eine leichte Entscheidung treffen. Das einzige, was eigentlich dafür sprach, ihn zu nehmen, war, dass wir keinen Sänger hatten und dass er weder Käfig noch Futter oder sonstwas brauchte, also kostenlos war. Dagegen sprach eigentlich alles, was man sich nur halbwegs vorstellen kann, inklusive multidimensionaler (multi = hier: mehr als drei) Räume und der Vorstellung, dass Chuck Norris ohnmächtig wird (was tatsächlich in einem Film namens „Hero“ passiert, weshalb dieser wohl in der Kategorie Science-Fiction einzuordnen ist).
Wen ich jetzt, warum auch immer, fast vergessen hätte: Jasper. Marcel kannte ihn vom Schulchor und fragte ihn, ob er nicht Bock hätte in einer Rockband zu singen. Anscheinend hatte er das, denn er erschien eines schönen Freitags. Gesangstechnisch war er mit Abstand der beste bisher und an Ausdruckskraft fehlte es ihm auch nicht. Das, was dann doch letztendlich dazu führte, uns auch von ihm zu trennen, waren die doch zu großen Differenzen im Musikgeschmack.
In Erwartung eines weiteren Fiaskos stellte sich Lea uns vor, sie hätte sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können um uns positiv überraschen. Wie man sich vielleicht denken kann, überraschte sie uns positiv. Kurzum, wir nahmen sie in die Band auf; sie hatte glücklicherweise nichts dagegen.
Was heute daraus geworden ist, ist eine unglaublich tolle Rockband, deren Drummer die dümmsten Patzer der Welt macht, deren Bassist sich inzwischen halbwegs Pünktlichkeit angewöhnt hat, dasselbe allerdings auch mal mit dem Üben tun könnte, zwei Gitarristen, die sich dauernd in den Haaren liegen und einer positiv überraschenden Sängerin.
Euer Kesselklopferchen