//: Viele DJs aus MV verweisen auf Dich und Deine Partys, z.B. „exert“ in Kühlungsborn und Rövershagen oder die Partys im Speicher in Rostock, wenn man sie nach ihren ersten Einflüssen befragt. Das war immerhin 1993. Jetzt ist viel Zeit vergangen und kaum einer erinnert sich an die Ursprünge. Wo sind Deine zu suchen?
Jensize: Ich war 91 zum ersten Mal im Grünspan in Hamburg auf einer Acid- Party mit irgendwelchen krassen Engländern, die schon damals Zeug gespielt haben, was noch heute in Rostock total burnen würde. Ne Mischung aus House und Acid. DJ bin ich bewusst erst seit 1995, vorher hab ich zwar Platten aufgelegt, aber hab das Ganze nicht so mitbekommen, wie ich das heute tue. Es war ja auch noch keine Szene da, nur Colatrinker. Nach einer Weile habe ich mich dann in Berlin im Walfisch, Tresor und im Exit umgesehen, und nach und nach hab ich die Szene kennen gelernt, u.a. Marusha, Tanith und Motte.
//: Wenn man so lange wie du im Geschäft ist, kann man bestimmt so einige Erlebnisse vorweisen, zudem hat sich in den letzten Jahren eine Menge verändert, wie zum Beispiel dein Name – von DJ.ens über Jenseitz zu Jensize. Was hat sich in deinen Augen geändert?
Jensize: Einige der DJs, die mit mir zusammen angefangen haben, können heute froh sein, wenn ihre Frau sie mal auf dem Balkon eine Zigarette rauchen lässt. Aber sonst hat sich nicht viel geändert, es entwickelt sich einfach weiter. Natürlich wirst du heute keine Typen mehr auf einer Party sehen, die um sieben (abends!) in weißen Neopren- Anzügen und Gasmasken vor der Disko warten. Die hatten das noch nicht so ganz verstanden, aber die hatten auch ihren Spaß. Dafür bekommt man heute andere krasse Sachen zu sehn, die nicht mehr wirklich viel mit Underground und der Ursprung zu tun haben. Aber konnte man früher einen Westbam- Track auch dreimal am Abend spielen. Wir haben alle mal angefangen… DJ.ens hieß ich als Hip Hop DJ, als Jenseitz hab ich Techno und House aufgelegt, jetzt als Jensize spiele ich Drum&Bass und Jungle.
//: Außer Goa und Trance kannst du von dir behaupten, dass du in der Elektronik jeden Stil und jede Szene kennen gelernt und hier vorangetrieben hast. Was ist deine Message an die nachrückende Generation, an die DJs und Partymacher, die heute anfangen, sich mit der Szene auseinanderzusetzen?
Ich würde es gut finden, wenn sich mal alle wieder auf den Spaßfaktor konzentrieren könnten. Leider muss eine Party auch bezahlt werden, aber Geld konnte und kann man mit coolen und guten Partys sowieso nicht verdienen. Das hat mir in meinen Anfangszeiten DJ Jauche mal im Walfisch erzählt und ich habe gedacht, der spinnt. Aber so ist es wirklich. Deswegen sollten der Spaß und das Miteinander zählen und das, was bleibt. Die Leute, die heute an den Start gehen, sollten sich auch im Klaren sein, dass sie es im Vergleich zu den Anfängen sehr, sehr leicht haben. Zu Beginn gab es noch keine Szene, auf die man sich stützen konnte, da ging es nur gemeinsam und nicht gegeneinander. Das ist mit der Zeit ein bisschen verloren gegangen.
//: Heute bist du nicht nur als DJ und Veranstalter (Boom Selection, Jungleheadz) aktiv, sondern neben deinem Job als Lichtdesigner auch im Radio häufig zu hören. Ich kann mich noch an deine Sets bei Marusha oder auf kiss.fm bei Macbeth erinnern…
Jensize: Mit Marusha und dem Auftritt in ihrer Show hat mein Interesse, selbst im Radio zu spielen, begonnen, nachdem ich vorher die neuesten Tunes von BBC gehört hab, Tracks, die du hier nicht bekommen konntest. Mittlerweile gibt’s jede Woche ein neues Live- Set von mir auf LOHRO-RADIO.
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