TATORT MÃœNSTER

Hauptkommissar Frank Thiel:
Ich wage einen Neuanfang. Frisch geschieden bin ich aus Hamburg in meine Heimatstadt Münster zurückgekehrt. Ich bin Anfang 40. Meine Ex-Frau ist mit meinem 12-jährigen Sohn gerade ans andere Ende der Welt, nach Neuseeland, ausgewandert. Ich bin allein. Ich mache nicht viele Worte. Ich beobachtet. Entscheidungen treffe ich aus dem Bauch. Statussymbole und Standesdünkel bedeuten mir nichts. Ich trage Jeans und Sweatshirt und fahre Fahrrad.
Ich bin gerne Polizist. Das kann mein Vater, Herbert Thiel, nicht nachvollziehen. Der Alt-68er schlägt sich in der Studentenstadt Münster immer noch als Taxifahrer durchs Leben. Von dem "Verein", bei dem sein Sohn seine Brötchen verdient, will der in die Jahre gekommene Revoluzzer nichts wissen. Dennoch verbindet uns ein freundschaftliches Verhältnis.
Meine Beziehung zu meinem Vermieter und Nachbarn, Gerichtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne, ist gekennzeichnet von Gegensätzlichkeiten. Wo ich schweige und zuhöre, redet Boerne sich manchmal um Kopf und Kragen. Doch schnell haben wir erkannt, dass wir uns mit unseren unterschiedlichen Eigenschaften hervorragend ergänzen, auch beruflich.
Professor Karl-Friedrich Boerne:
Leichen sind meine Leidenschaft. Ich bin Leiter des Instituts für Gerichtsmedizin und Forensik an der Universität Münster. In meinem Beruf gehe ich mit Leib und Seele auf. Und auch ansonsten genieße ich das Leben in vollen Zügen. Dabei nehme ich nicht immer Rücksicht auf meine Umwelt.
Ich liebe klassische Musik, vor allem wenn sie laut ist. Meine Luxuskarosse fahre ich eher rücksichtslos. Ich höre mich gerne reden, bin scharfsinnig, gebildet und so schnell, dass andere oft nicht mitkommen. Meine ironische Distanz und mein intellektueller Habitus lassen mich zuweilen zynisch und arrogant erscheinen. Nur wer hinter die Kulisse schaut, entdeckt einen sensiblen und liebenswerten Mann, der viel versteht aber weniger verstanden wird.
Meine Frau hat mich verlassen. Seitdem lebe ich alleine in meiner großen Stadtwohnung. Das wesentlich kleinere Nachbar-Appartement habe ich an Hauptkommissar Frank Thiel vermietet. Wir wohnen nicht nur Tür an Tür; auch beruflich verbindet mich mit dem ruhigen, bodenständigen Polizisten eine enge Partnerschaft.
v.l.n.r.: "Alberich" Silke Haller, Wilhelmine Klemm
Nadeshda Krusenstern
Herbert Thiel