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Emanzipiert
Der Raum Hannover und “um zuâ€, wie man im Norden der Republik sagt, ist unseres Wissens mit Jazzgitarristen von Rang und Namen nicht allzu reich gesegnet. Das besagt aber nichts. Von Rang, leider aber noch nicht von dem Namen, den der Rang verdiente, ist ein Gitarrist von 39 Jahren, der 2002 seine erste CD vorgelegt hat. Sie hieß “Changes†(Acoustic Music Records 319.1256.2), war eingespielt mit Achim Kück (keyb), Frank Itt (b) und Claus Heßler (dr(perc) und, auf zwei Stücken, mit Michael Sagmeister. Dass der renommierte Jazzer Sagmeister dort gastiert, kommt nicht von ungefähr. Und führt schnurstracks in die Biografie von Andreas Jäger. Der begann in dem Alter, Gitarre zu spielen, das statistisch wohl das am häufigsten genannte in der ganzen Welt ist: mit 13 Lenzen. 14 Jahre erschließt er sich das Instrument autodidaktisch, erntet mit der Rock-Pop-Gruppe “Seasons in Color†erste auch überregionale Erfolge und nimmt mit Seasons eine selbstproduzierte CD in Hannover auf, für die er auch als Komponist tätig ist. Sein täglich Brot verdient Andreas sich durch Jobs in Studios, mit Tanzmucken und Gitarrenunterricht. Und ihm geht auf, dass es jenseits der Popmusik auch noch eine Menge anderer attraktiver Gegenden gibt, die es zu erkunden lohnt, vor allem, für ihn, Blues und Jazz. Die packen ihn so intensiv, dass er sein Studium der Chemie und der Agrarwissenschaften an den Nagel hängt und sich ganz der Musik verschreibt. Er besucht Workshops mit Frank Haunschild, mit Larry Coryell, mit John Abercrombie und an der Jazz- & Rock- Schule Freiburg und studiert am Kölner MGI bei Werner Neumann, um dann in Aschaffenburg auch noch das Professional Program zu absolvieren. Dort trifft er auf Sagmeister. 1999 erhält er einen Studienplatz an der HMdK in Frankfurt/Main. Mehrere Jahre lang studiert er bei Sagmeister Jazzgitarre. Und schließt sein Studium als diplomierter Musikpädagoge ab. Im Spätsommer 2001 nimmt er dann mit seiner Gruppe die “Changes†auf, die Michael produziert. Er arbeitet weiter als Musiklehrer, ist als Gitarrist, Komponist, Produzent und Bandleader tätig, vor allem im Andreas Jäger Quartet und im Trio Hansen/Wennemuth/Jäger. 2002 erscheint “Changesâ€, und die Kritik reagiert positiv bis enthusiastisch. Es sei speziell im Jazz das Wichtigste, “sein Können der Musik unterzuordnenâ€, schreibt ein Blatt, und “der Gitarrist aus Einbeck hat diese Lektion gelernt.†Cool spiele er, aber “fast immer†melodiös, beweise “ausgereifte Virtuosität als Jazzgitarristâ€. Fusion, Blues, Bossa und Samba kreuzten sich in seiner Musik, meint ein anderes Blatt, und “Drums & Percussion†meint gar, Andreas zeige, “dass auch deutsche Musiker im Jazz durchaus neben internationalen Acts bestehen könnenâ€. Das ist, genau genommen, keine allzu neue Erkenntnis, weil Jäger nun mal nicht der Erste ist, dem dieses Prädikat gebührte. Etwas genauer wird “Gitarre & Bassâ€: Man höre, dass er Erfahrungen als Rock- und Popmusiker gesammelt hat: “offen, angezerrt, blu[e]sig, lebendig. Seine rhythmische Auffassung ist eigenwillig laid-back [und] gelegentlich fast Monk-eckig und gibt seinem Spiel ... zwischen Jazz, Latin und Funk etwas sehr Individuellesâ€. Der Gitarrist hat sich freigeschwommen, emanzipiert, strukturiert. Sein Spiel ist ökonomischer, dramaturgisch äußerst geschickt aufgebaut, und sein Ausdrucksspektrum sehr viel breiter geworden – Zeugnisse einer Emanzipation gegenüber fads and fashions, Belege für die Loslösung von Prägern und Prägungen, die Kompositionen griffiger, selbstbewusster, überzeugender, die Improvisationen architektonisch klug durchdacht. Wenn Andreas über balladeske Tempi spielt, wird ganz unprätentiös Melancholie und Ruhe kommuniziert; wenn er mit der Band die Intensität steigert, offenbart er den beeindruckenden Umfang seiner technischen Möglichkeiten fast beiläufig und ganz im Sinne des zitierten Kritikers: Die Technik hat dem Ausdruck zu dienen. Und was er an Ausdruck zu bieten hat, an, nun ja, an message, das berührt. Eine Story der Emanzipation und der Selbsterneuerung. Sie wird fortgeschrieben werden. Das ist sicher. Andreas Jäger wird sie uns diktieren. © agas