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Rezensionen:
Ausgabe / Nr.168 / Februar 2009
S.88 heimspiel
>Man möchte die Hände über dem Kopf zusammenschlagen:> Da machen diese jungen Menschen aus dem bajuvarischen Poppenlauer so viel richtig, legen vier formidable Songs vor, lassen ihr in Sachen Mediendesign anstudiertes Wissen an einem stimmigen Artwork mit vielen liebevollen Details aus, haben mit Dave & Hal einen tiefschürfenden Bandnamen gewählt, nahmen ihr Demo im Blackmail-eigenen Tonstudio 45 auf – und dann nennen sie das Teil »Demo 2008«. Himmel hilf!
Aber sei’s drum: Vielleicht war die Kreativität am Punkt der Benennung einfach schon aufgebraucht. Und das wundert nicht mal, denn die vier packen eine ganze Menge Ideen in ihr kleines Debüt.
Schon der Opener »Dave & Hal« wechselt mehrfach die Richtung, erhebt sich aus leisem Rauschen und Pfeifen, lässt anfangs milden Progrock erahnen, bis Sänger Simon Trolls Stimme so vom Leiden und Suchen singt, als wolle er sich für eine (gute) Emo-Band empfehlen, nur um wenig später, von schnellen Drums getrieben, amerikanischen Alternative-Größen nachzueifern.
In »They Can’t Call Me Liar« wiederum glaubt man lange Zeit eindeutig die »Gastgeber« Blackmail herauszuhören – bis plötzlich das Tempo angezogen wird und man sich am Ende in einem Post-Hardcore-Song wähnt, spätestens beim Shouting-Part. Das musikalische Hakenschlagen überreizen sie manches Mal ein wenig, was dann aber auch der einzige Makel bleibt. Neben dem,Titel, natürlich. Also: Wehe hier kommt irgendwann »Album 2009« an!
>>>>>Daniel Koch
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In dem kleinen Dorf Poppenlauer in Bayern trägt sich ganz Erstaunliches zu: An den Wochenden erschaffen dort vier junge Kerle einen Sound, der an Intensität und Dichte mit den Großen mithalten kann.
Seit anderthalb Jahren gibt es die Band 'Dave & Hal' erst, doch für den Klang der ersten Platte hatten sie genaue Vorstellungen: rauh, breit, gewaltig doch zugleich ruhig und sanft. Wie gut das Leise-Laut-Prinzip funktioniert, beweist die Gruppe mit ihrer ersten Demo. Realisiert wurden ihre Vorstellung im Tonstudio45, in dem die Donots erst kürzlich 'Coma Chameleon' einspielten. Das Studio steht unter der Leitung von Blackmail, die wichtigter Bestandteil der musikalischen Entwicklung von 'Dave & Hal' waren. Kurt Ebelhäuser höchstselbst war für den Mix der CD zuständig.
Die Spielzeit der Scheibe beträgt stolze 21 Minuten bei 'nur' vier Songs. Wer des Kopfrechnens mächtig ist, wird überschlagen haben: Das sind durchschnittlich fünfeinhalb Minuten pro Song. Simon (Gesang), Thilo (Bass), Florian (Gitarre) und Stefan (Schlagzeug) nehmen sich Zeit um ihren Klangteppich vorm Hörer auszurollen. 'They Can't Call Me A Liar' ist mit rund vier Minuten noch das kürzeste Stück. Es gelingt, in jedem Song einen ordentlichen Spannungsbogen zu erzeugen. Der Eröffnungstrack 'Dave & Hal' vollzieht das Kunststück am besten. Die Gitarre beginnt verhalten und wird vom Bass umspielt, während der lupenreine Gesang das Stück langsam in Richtung der ersten musikalischen Explosion trägt. Denkt man nach zwei Minuten der Song sei am Höhepunkt angelangt, legen 'Dave & Hal' noch einen drauf um kurz danach das Tempo wieder zu drosseln. Der Aufbau der Lieder ist dabei nicht sofort greifbar, denn er folgt keinem simplen Strophe-Refrain-Strophe-Schema. Die einzelnen Teile reihen sich aneinander, ohne die Songs zertstückelt klingen zu lassen. Die Lieder schwingen wie aus einem Guß.
Die Scheibe erschließt sich dem Hörer mit jedem Durchlauf etwas mehr. Eine reife Leistung für eine junge Band.
>>>>>Michael Kinadeter
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DAVE & HAL?! Komischer Bandname und seitdem ich ihn gelesen habe, überlege ich, woher mir diese Namen bekannt vorkommen und jetzt (klick) als ich den Infotext auf myspace gelesen habe, fällt es mir ein. HAL ist der Bordcomputer der Discovery in „2001: Odyssee im Weltraum“ und Dave ist die arme Sau, auf den HAL nicht mehr hören mag, weshalb die ganze Expedition scheitert. Dann haben die Vier aus Bayern den Inhalt dieses unglaublichen Films auch noch so schön in ein paar Sätzen zusammengefasst, ohne den Titel zu nennen. Toll!
Zwei große Einflüsse für DAVE & HAL: BLACKMAIL und …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD. Unverkennbar und ganz wunderbar, wie das zusammengeht. Der Gesang erinnert jetzt nicht wirklich an Aydo Abay, die lässige Art des Vortrags und die Gitarrenarbeit dafür umso mehr. Dann prallen die vielfältigen Gitarrenmelodien immer wieder auf brachiale Krachpassagen, für die auch ein Conrad Keely mit Sicherheit jederzeit ein offenes Ohr finden würde. Abgemischt – und zwar im hofeigenen Tonstudio45 - hat niemand Geringerer als Kurt Ebelhäuser, seines Zeichens Gitarrist bei BLACKMAIL, SCUMBUCKET und weiß der Geier wo sonst noch. Und irgendwie schafft er es immer wieder die Gitarren mit ordentlicher Durchschlagskraft zu versehen, er drückt ihnen halt seinen Stempel auf. Und dass wir uns jetzt recht verstehen, wir sprechen hier von einem Demo, wie der Titel der 4-Track EP unschwer erahnen lässt. Dann hat der Kurt also das Potential der vier Jungspunde (die Bandmitglieder sind zwischen 19 und 23 Jahren alt) erkannt und sich pro bono betätigt? Das wäre ja wirklich ganz wunderbar. Jetzt möchte ich noch gerne einen Titel besonders hervorheben, der auf den Namen „They Can’t Call Me A Liar“ hört, und zwar weil er mich an frühere Glanztaten von FUGAZI erinnert. Angefangen mit einem Groove, dem sich zu entziehen direkt eine Kunst wäre und dann überleitend in diese typischen Post-Core Stakkato-Rhytmen, wie sie nur Ian MacKaye inszenieren kann. Auch wieder großes Kino.
Zu guter letzt möchte ich meiner Begeisterung mit einer Kaufempfehlung Ausdruck verleihen. „Demo 2008“ gibt es für kleines Geld auf der bandeigenen myspace-Seite zu erstehen und das Artwork ist auch noch schön anzuschauen.
>>>>>Karsten Thurau
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Wertung: 8.5/10
Boah!
Wenn der Herr Ebelhäuser die Finger im Spiel hat wird’s meist gefährlich bzw. heftig. Und genauso klingt die Debut-EP der bayrischen Dave & Hal.
Dass das Tonstudio 45 qualitativ hochwertige Musik hervorbringt und gerne auf breite Gitarren setzt, dürfte bekannt sein. Dass Blackmail sich verabschiedet haben leider auch. Doch keine Angst, ihr Geist bzw. Kopf lebt weiter. Sei dies auf der neuen Marygold, der neuen LongDistanceCalling, oder eben, auf der selbst gemachten EP von Dave & Hal alias Simon Troll (voc.), Thilo Gundelach (ba.), Florian Seufert (git.) und Stefan Emmerling (dr.).
Diese beginnt mit dem Titeltrack ’Dave & Hal’ sensationell. Ein knapp 7 Minuten dauerndes Prachtexemplar moderner, progressiver Rockmusik. Vorerst wird gemächlich und melancholisch Spannung aufgebaut. Diese wird nach anderthalb Minuten durch (wie könnte es anders sein) eine gewaltige Gitarrenwand aufgelöst, welche wunderbar direkt in die Halswirbel knallt. Das abwechslungsreiche Stimmungsspiel nimmt seinen Lauf, der Song dreht, wendet und wälzt sich. Mal poltern die Drums, mal kreischt die Gitarre, der Rhythmus wird mehrmals gebrochen, neu aufgebaut, dann wieder zerstört. Wunderbarer Song. ’They Can’t Call Me A Liar’ beginnt dann flüssiger, der Aufbau erinnert an ’…Trail Of Dead’. Simon Trolls sympathischer, eingängiger Gesang steigert sich zu beinahe geschrienen Passagen, nervt jedoch nie. Dann wieder: Rhythmus kaputt, Neubeginn bzw. -aufbau mitten im Stück und danach nochmals Druck wie Presslufthammer. ’Faked And Satisfied’ ist dann im Vergleich zu den bereits erwähnten Stücken eine kleine Spur gemütlicher, zum Hochdruckrock gesellt sich eine Spur Pop, trotzdem fällt zum dritten Mal der vielschichtige, komplexe und gekonnte Aufbau, sowie das Spiel mit Stimmung und Intensität auf. ’Psi’ beendet die EP genauso stark wie sie begonnen hat. Ein vielschichtiges, rhythmisch komplexes, brachial-leichtfüssiges und gleichzeitig melodisches Ungetüm von Rocksong.
Nach 21 Minuten sind die vier Stücke dann durch und wir haben folgende, einfach nachvollziehbare Gleichung verstanden: 4 talentierte Burschen im Alter von 20-24 Jahren + grossartig konstruierte Spannungsbögen + ungewohnte Songstrukturen + Ebelhäuser am Mix = sackstarkes Debut und viel Spass für den Hörer. Und bereits jetzt darf behauptet werden, dass kein Weg an Dave & Hal vorbei führt, wenn man zum Beispiel eine Doktorarbeit über zentraleuropäische Nachwuchsbands verfassen möchte, einen erfolgsversprechenden Plattenvertrag anzubieten hat oder ähnliches. Wer sich eine der heiß begehrten, streng limitierten ’Demo 2008’ EPs unter den Nagel reissen will, soll sich diese doch bitte auf dem myspace-account von Dave & Hal bestellen.
Anspieltipps: > Dave & Hal
> Psi
>>>>>Philipp Gautschi
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Wertung: 6/10
Demos sind ja oft die ersten Machwerke junger Bands. Allzu große Professionalität darf man sich daher weder in Sachen Soundqualität noch bei der Cover-Gestaltung erwarten. Anders bei Dave & Hal aus Bayern. Deren als „Demo 2008“ betitelte aktuelle EP erfüllt in jeder Hinsicht professionelle Ansprüche. Vor allem die Produktion ist durchaus beachtenswert.Aufgenommen wurde im Blackmail-eigenen Tonstudio 45. Musikalisch passt das ganz gut, denn Dave & Hal spielen genau jene deutsche Spielart von Noise-Rock, für die das Label BluNoise Records früher bekannt war. Damit droht ihnen aber das gleiche Schicksal wie so vielen anderen Bands des Genres: Zwar können sich diese innerhalb ihrer Szene eine treue Gefolgschaft erarbeiten, für den Sprung in Richtung größere Zuhörerschaft reicht es aber nur selten.Wenn man das als Band so akzeptieren, dann ist das natürlich völlig okay. Dave & Hal jedoch – das lässt zumindest der Aufwand rund um ihr Demo vermuten – wollen hoch hinaus. Bleibt nur zu hoffen, dass das Quartett nicht bald von der Realität eingeholt wird und frustriert das Handtuch wirft. Wäre schade, die vier vorliegenden Songs sind nämlich durchaus gelungen.
>>>>>Werner Schröttner
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Wertung: 7/10
Ausgabe / Nr.83 / April/Mai 2009
S.84 reviews/demos
Gar kein Folk-Duo, wie man dem Bandnamen nach vermuten könnte, sondern ein handfestes Quartett aus Bayern, das mit 4 flotten Songs debütiert. Die Melodien sind zu dreivierteln schön, vom belanglosen Indiepop hebt sich die Band durch ihren Sound ab. Der ist nämlich schön roh und dampft gehörig. Der Vergleich mit BLACKMAIL ist leider allzu oft unumgänglich, wo Kurt Ebelhäuser produktionstechnisch seine Finger mit im Spiel hatte, aber Schwamm drüber.
DAVE & HAL haben hiermit definitiv Appetit auf mehr gemacht.
>>>>>Christian Meiners
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Wertung: 6/10
Ausgabe / Nr.146 / Mai 2009
S.31 DEMODESASTER
Von Mensch und Maschinen ist die Rede, wenn Dave & Hal ihr Schaffen erläutern. Doch was sich so brachial liest, klingt auf ihrem vier Songs starken Demo erstaunlich natürlich und wendig. Die einzigen Maschinen, die von den vier Bayern malträtiert werden, sind ihre Verstärker. Was im Titeltrack noch so behutsam beginnt, entwickelt sich im Laufe der vier Songs zu einem erstaunlichen Alternative-Ausflug.
Dass Dave & Hal in Professionalität investiert und Blackmails one and only Kurt Ebelhäuser ans Mischpult gebeten haben, lässt sich hören.
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Nun liegt mir hier also das Demo von Dave & Hal vor, welches Stefan, der Drummer der Band, mir netterweise zukommen ließ. Zuallererst muss ich dazu sagen, dass die CD den einfachen Titel "Demo 2008" sicher nicht verdient hat. Die CD kommt nämlich verpackt im schmucken Digipak - mit dem Artwork haben die 4 Jungs sich echt Mühe gegeben. Zudem wurden die Songs im Tonstudio45 aufgenommen - das Studio von Blackmail; von deren Gitarristen das ganze dann auch abgemischt wurde. Also nix mit Proberaumaufnahme mal eben auf CD-R gebrannt oder so. Das hier kommt richtig professionell. Los geht's mit dem ersten der 4 Lieder, welches ebenfalls "Dave & Hal" heißt. Und schon bin ich überrascht. Der klare Gesang fällt extrem positiv auf! Parallel dazu die noch ruhige Gitarre...ich weiß gar nicht, wo ich die Musik genau einordnen soll, die Richtung ist nicht so mein Fachgebiet. Ich würde mal sagen, irgendwo zwischen Indie- und Progressive-Rock. Nur "Indie" käme dem Sound irgendwie zu Unrecht. Zu abwechslungsreich und verspielt sind die Songs, die mich auch ein wenig an Post-Hardcore Bands denken lassen. Nur die Texte berühren mich leider nicht so sehr, obwohl man klar deren Tiefe hervorheben muss. Es wird nicht zwingend auf Reime geachtet, Sinn und Klang haben Vorzug. Sehr gut so. Dass ich mit den, in Englisch verfassten, Texten nicht so viel anfangen kann, liegt wahrscheinlich auch eher daran, dass ich zu den wenigen, komischen Leuten gehöre, die mehr auf deutsche Texte stehen. Alles in allem muss ich Dave & Hal auf jeden Fall loben. Das hier klingt nicht wie "Demo 2008" einer, aus einem bayrischen Kaff stammenden, Newcomerband, sondern eher wie ein Studioalbum einer etablierten Alternative-Rock Band. Passt irgendwie gerade perfekt zu einem verregnetem Juniabend wie diesen. Korrigiert mich, wenn ich übertreiben sollte. Jedem, bei dem jetzt Interesse geweckt wurde, sei an's Herz gelegt, die Myspaceseite von Dave & Hal zu besuchen, in die Songs reinzuhören und bei Gefallen diese EP zu bestellen. Ich bin schon gespannt auf ein nächstes Release!
>>>>>Philip Berger