«Acapulco Stage Divers» - Auf der Suche nach vollkommenen Momenten und der Gänsehaut
Die «Acapulco Stage Divers», das sind nominell Thomas Hoffmann, Stefano Pedrazzi, Oliver Müller, Mario Kummer und Ken Ebizuka. Aber die «Acapulco Stage Divers» sind mehr als die Summe einzelner Namen, mehr als fünf junge Zürcher, die in einer Band ein wenig Musik machen. Die «Acapulco Stage Divers» sind eine Gruppe von Suchenden – suchend nach jener Musik, welche die Gänsehaut von innen nach aussen drückt. Nicht Ruhm und Ehre, sondern die Jagd nach diesen vollkommenen Momenten bestimmt ihre Musik seit den ersten Tönen.
So datiert ihre Entstehung auch nicht auf einen bierseligen Abend zurück, an dem einige Leute euphorischen Rausches beschlossen, ab dem nächsten Morgen Musik zu machen.
Die frühesten Spuren der Band reichen auf den geteerten Pausenplatz der Primarschule zurück und erzählen eine Geschichte von Skateboards und schönen Mitschülerinnen, über die Stefano Pedrazzi und Thomas Hoffmann im zarten Alter von elf Jahren einen Song schrieben. Einige Jahre später lernten sie beim Fussball spielen Oliver Müller kennen, dessen Durchschlagskraft bald nicht mehr nur auf dem Rasen geschätzt wurde: Nicht lange nach den ersten Matches zupfte Müller auch die Saiten seines Basses an der Seite von Hoffmann und Pedrazzi. Noch fehlte der Schlagzeuger, aber der Zufall meinte es gut mit den «Acapulco Stage Divers». An einer jener legendären, nicht mehr jugendfreien Sturmfrei-Sausen spielte Hoffmann in einem Kinderzimmer zu den Rhythmen aus einem Walt-Disney-Drum Gitarre. Hinter dem Schlagzeug en miniature sass ein 1.90 grosser Riese und drosch auf die Miniatur-Hi-Hats und Snares ein. Die perfekte Harmonie der Kinderzimmer-Session führte dazu, dass die «Acapulco Stage Divers» nun auch ihren Drummer gefunden hatten: Mario Kummer. Als bald darauf der Bandraum im Westen Zürichs eingerichtet war, stand nächtelangen Proben nichts mehr im Wege.
Und die «Acapulco Stage Divers» spielten ihre Instrumente viel, und bereits auf ihrem 2001 noch in Eigenregie produzierten Erstlingswerk «Grenzgänger» zeigte sich, was sich in der 2002 entstandenen EP «eDIObrain Lagunitas » und dem 2006 erschienenen Debutalbum «Mafia» weiter ausdifferenzierte: Die Stimme der Musikliebhaber aus dem Westen Zürichs ist originell und bislang ungehört. Zwar stark beeinflusst vom Indie-Rock, begeben sich die «Acapulco Stage Divers» auf Klangreisen, die sie über Instrumente wie die Mandoline und elektronische Töne zurück zu ihrem eigenen, unverwechselbaren Sound führen.
Die Originalität der «Acapulco Stage Divers» beschränkt sich aber nicht nur auf ihre Musik. Auch die Live-Auftritte sind spontan, energiegeladen, überraschend und können in einer völligen Loslösung von allen äusseren Autoritäten gipfeln (Hoffmann drescht zusammen mit Kummer auf das Schlagzeug ein, während Müller am Boden liegend den Bass an den Verstärker hält, derweil Pedrazzi wie ein Zeremonienmeister sachlich an seinem Synthesizer hantiert). Ihre Bühnenqualitäten führten zu zahlreichen Auftritten, u.a. an der Rockwoche in der «Roten Fabrik», im Winterthurer «Gaswerk» oder im Wiler Rock-Hochburg «Remise». Bald genossen die «Acapulco Stage Divers» in der Zürcher Szene einen guten Ruf. Das Renomée der vier Zürcher blieb auch dem Independent-Label «kuenschtli.ch» nicht verborgen und dieses entschied sich 2006, die «Acapulco Stage Divers» unter ihre Fittiche zu nehmen. Im selben Jahr war die erste Frucht der Zusammenarbeit reif: Das Album «Mafia» wurde releast.
Nach einer kleineren künstlerischen Pause anfangs 2007 brachen die «Acapulco Stage Divers» im September nach Davos auf, um die Aufnahmen zu ihrer neuen Scheibe «Rom» in Angriff zu nehmen, lediglich bewaffnet mit Songskizzen und ihrem kreativen Schaffensdrang. In einem grossen Haus am Waldrand wurde während zwei Wochen die Kunst als Exzess zelebriert. Nicht selten wurde die letzte Gitarre um neun Uhr morgens eingespielt und die dicken Vorhänge mittags wieder zugezogen, um unter dem Schein des elektrischen Kronleuchters die ersten Drums schlagen zu können.
Die «Acapulco Stage Divers» erreichten ihr ehrgeiziges Ziel und nahmen ihre neue Scheibe in zwei Wochen auf. Das Resultat ist eine wunderschön homogene Platte, geprägt von einem mitreissenden melancholischen Fluss, in dem der Optimismus sein morgendliches Bad nimmt. Die Texte – von Thomas Hoffmann mehrheitlich in San Francisco geschrieben – beschreiben Situationen, in denen sich die Verletzlichkeit jedes Menschen als seine ureigene Schönheit zeigt. Die Musik, die verglichen zu «Mafia» aufs Wesentliche reduziert wirkt und mit dem Notwendigen ausgebaut wurde, führt den Hörer um einen Teich, in welchem sich die durch den Herbstluft dringenden Sonnenstrahlen goldig brechen: Der vollkommene Moment winkt durch den Nebel. Auch das Spiel des Gitarrenvirtuosen Ken Ebizuka, der auf die «Rom»-Platte als neues Mitglied zu den «Acapulco Stage Divers» gestossen ist, verpasst dem neuen Album einige neue Noten. «Rom» erscheint am 8. April 2008. Auf die Reaktion der Schweizer Musikszene darf man gespannt sein, ebenso wie auf die zahlreichen Konzerte im 2008. Auf jeden Fall werden die «Acapulco Stage Divers» weiter versuchen, die Herzen mit den Instrumenten zu vereinen, um jene Momente des absoluten Glücks gemeinsam zu finden, welche die Gänsehaut von innen nach aussen drücken, und den Wunsch auslösen, dass diese Sekunde niemals enden wolle.
Acapulco Stage Divers / Das Herz Mit Der Schaufel