Man muss nicht Rap-Fan sein um mit Churchhill in Berührung zu kommen. Schon beim Intro von diesem furiosen Album „Mueterchue“ wird eines klar gestellt: Churchhill haben auffallend mehr Format, als viele Artgenossen dieser Zunft. Sie trotzen dem Rap mit Gitarren und rockigen Beats – um uns im nächsten Moment mit halsbrecherischen Texten und intelligenten Schnabelwetzern die Meinung um die Ohren zu hauen. Und die sind nicht leer.
„Mueterchue“ ist ein cooler Titel für ein Album, welches damit textlich auch ergiebig viel hergibt und gleichzeitig die sprachliche Herkunft selbstbewusst preisgibt: Bern. Und die Jungs machen Druck, viel Druck! Das ist das erste, was bei Churchhill spürbar rüberkommt. Favorit ist der Song „Weisch was?!“, der das Zeug zur neuen Schweizer-Aufbruchs-Hymne mit sich trägt – ein erstaunlich dynamischer und zeitgemässer Song für die Bundeshauptstadt und ein Feuerwerk von Energie. Wer’s verspielter mag, hängt mit „Gschmacksach“ in den Herbst oder mit „Hätt i“ – beide Songs sind Favoriten und Motivatoren für den vertrockneten Alltag mit vielen musikalischen und witzigen Einfällen. Auffallend sind ebenfalls das straffe musikalische Konzept, die technische Qualität und der wirklich hervorzuhebende druckvolle Sound.
Die Songs haben viel Hitpotential und immer wieder überraschen Churchhill mit dem feinen Humor, der weit weg von naivem Gangsta- oder Rappergebaren tanzt, aber voll ins Zentrum trifft. Das hat Vorbildcharakter. Und damit zeigt der Titel des Albums, dass die Jungs was drauf haben: Das Album ist nicht weniger, als die Mutter aller Kühe. Wir sind nicht in Amerika und in einem Bauernland hat der Rap eine andere Quelle und Nährboden. Das klingt schräg, doch Churchhill zeigt uns was darunter zu verstehen ist. Stark.
Die Band ist eine Überraschung. Der Name ist ursprünglich inspiriert vom Kirchenhügel in Riggisberg, hat aber nichts mit frommer Musik zu tun. Bereits mit dem ersten Album „Kennsch?!“ (2006) haben die Jungs Fit (Texte, MC und Komposition), Raiser (Texte, MC) einen national auffallenden Erstling produziert. Mit „Mueterchue“ kommt aber der Hammer. Musik und Texte sind allesamt hausgemacht, das Duo wird live und ab CD von Gästen wie dem Zürcher Reggae-Sänger Dodo, dem Soulbarden Jones und der R’n’B Sängerin Cone begleitet oder tritt gar mit einer kompletten Band in klassischer Rockbesetzung auf. MC Fit meint dazu: „Berndeutscher Rap steht im Zentrum, nachher geht‘s raus in Rock, Reggae, Soul, Funk, Pop, Balladen.“ Und das beherrschen die Jungs wirklich hervorragend. Echte schweizerische Musik. Gschobe.